Wien, Festivals
Porn this way

Porn this way

Ein verspätetes Dankeschön an das Wiener Porn Film Festival
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von (Stadtneurotikerin)
Gerade ist die Viennale 2021 erfolgreich über die Bühne gelaufen, doch bleibt noch einem anderen Filmfestival zu danken, das Anfang Oktober ebenfalls die Wiener Film-Festival-Szene aufmischte. Das Porn Film Festival zeigt in Kinos, was man sonst nur zuhause hinter verschlossenen Schlafzimmertüren schaut. Doch Pornos als Popcorn-Kino zu etablieren erlaubt nicht nur, vermeintlich Verbotenes gemeinsam zu schauen, sondern Enttabuisiert das, was die meisten von uns ohnehin gerne machen. Gleichzeitig lenken Veranstaltungen wie das Porno Film Festival, das dieses Jahr zum vierten Mal veranstaltet wurde, den Fokus von dem, was gezeigt wird, auch auf das Handwerk des pornographischen Films. Regisseure und Regisseurinnen werden eingeladen und plauderten gelassen über ihre Filme und Visionen.

Einer dieser Regisseure ist Andreas Friedl, dessen Kurzfilm „Jen Self Joy“ auch für den Best Short Award nominiert war. Sein Film entstand im Rahmen seines Fotoprojekts „Sensual Glances“, das er gemeinsam mit seiner Partnerin Danila Amodeo ins Leben gerufen hat. Friedl, dessen Instagram-Account regelmäßig gesperrt wird, weil seine Fotos zu freizügig sind, freut sich umso mehr darüber, eine Bühne – und eine Leinwand – für seine Projekte zu bekommen. Von der von Instagram betriebenen Verbotskultur hält er nichts. Zensur mache es erst zu etwas Verbotenem, etwas Schmutzigem, vor dem die Öffentlichkeit behütet gehört. Diese Kraft der Sinnlichkeit zu fürchten, sie kontrollieren zu wollen, dafür hat der von Instagram unverstandene Fotograf selbst Unverständnis. Schließlich habe Sex uns allen das Leben geschenkt.

Jen Self Joy
„Jen Self Joy“ von Andreas Friedl


Das Porn Film Festival fordert und fördert dagegen Sinnlichkeit in all ihren Formen und trennt damit trotzdem Spreu von Weizen. „Es gibt Pornos und es gibt Pornos“, meint Friedl. Auf die Leinwand kommt selbstverständlich nur eine Auslese. Die Branche zeichnet sich eher durch die Quantität der Filme als durch ihre Qualität aus. Friedl bemängelt, dass die meisten eher „fleischlich“ sind, es ihnen an Zärtlichkeit fehle. Die sinnliche Komponente ist für ihn aber essentiell. Pornos sollen dabei alle Sinne anregen. Sein Film ist in der Rubrik der „Masturbation Shorts“ zu sehen. Der Zauber ausgerechnet Selbstliebe einzufangen liegt für Friedl in der Möglichkeit, Menschen aus einem anderen Blickwinkel zu zeigen und so ihre Selbstwahrnehmung zu schärfen. So wie Friedl die Menschen, die er fotografiert, sieht, so haben sie sich selbst noch nie gesehen.

Und so wie am Porn Film Festival haben wir vor allem auch Pornos selten gesehen. Gemeinsam sehen, gemeinsam darüber sprechen, was wir gesehen haben. Schaulustige so wie Diskurswütige kommen gleichermaßen auf ihre Kosten. Einen Termin für das Jahr 2022 gibt es übrigens auch schon.