Neu im Kino
Neu im Kino (KW 40/2019)

Neu im Kino (KW 40/2019)

Ang Lee lässt Will Smith auf sein jüngeres Ich treffen, Steven Soderbergh wirft einen Blick auf die skandalösen Panama Papers und Karl Markovics widmet sich in seiner neuen Regie-Arbeit einem Pensionisten, dem von einem afghanischen Flüchtling ausgeholfen wird.
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von (chrosTV )
Gemini ManFoto: Constantin Film, Paramount Pictures

Gemini Man

Beim neuen Werk von Dreifach-Oscarpreisträger Ang Lee („Tiger & Dragon“, „Brokeback Mountain“, „Life of Pi“) handelt es sich um einen Action-Thriller, dessen Skript (co-geschrieben vom ehemaligen „Game of Thrones“-Showrunner David Benioff) bereits seit knapp 20 Jahren in der Produktionshölle Hollywoods schmort. Im fertigen Produkt, der in Verwendung einer High Frame Rate mit 120 (!) Bildern pro Sekunde gedreht wurde, geht es um den Auftragskiller Henry Brogan (Will Smith), der plant demnächst in den Ruhestand zu gehen. Kurz bevor der Hitman, dem einst ein großer Ruf nacheilte, seine Pläne in die Tat umsetzen kann, hat es plötzlich ein anderer Auftragskiller auf ihn abgesehen. Bei diesen handelt es sich jedoch tatsächlich um einen Klon seines jüngeren Ichs (eine komplett am PC entstandene junge Version von Smith), die ihm sein früherer Mentor (Clive Owen) auf den Hals gehetzt hat.

Zwar zeigte sich die Presse, die den Film bereits sehen durfte, eher weniger angetan vom klischeebeladenen Plot des Ganzen, jedoch umso mehr beeindruckt von der innovativen Technik des Actioners.

Die GeldwäschereiFoto: Netflix

Die Geldwäscherei

Obwohl es sich hier nach „High Flying Bird“ um die bereits zweite Netflix-Produktion in Folge von Oscar-Preisträger Steven Soderbergh („Traffic“, „Oceans“-Trilogie“) handelt, darf der Film trotzdem auch in Österreich in ausgewählten Kinos über die Leinwände flimmern. Unter dem Titel „Die Geldwäscherei“ (OT.: „The Laundromat“) handelt Soderbergh hier auf satirisch-überspitze Art und Weise die 2016 öffentlicht gemachten „Panama Papers“ ab, die offenlegten, wie zahlreiche mächtige Personen über Jahre hinweg Steuerhinterziehung und Geldwäsche betrieben haben. Das Besondere am Film: das Ganze wird einem aus der Sicht von den beiden Anwälten Jürgen Mossacka und Ramón Fonseca, deren eigene Firma hinter dem tatsächlichen Betrug steckte, erzählt. Mithilfe von Fourth-Wall-Breaks sprechen zwei fiktionalisierte Versionen der beiden Gauner (Gary Oldman und Antonio Banderas) direkt zum Publikum und erklären spielerisch die Welt der Finanzen. Neben Banderas und Oldman gibt es beispielsweise auch Meryl Streep als Witwe zu sehen, die nach dem Unfalltod ihres Mannes, dem Betrug dessen Versicherung auf die Schliche kommen möchte.

Obwohl der Film bei seiner Weltpremiere in Venedig auf geteilte Meinungen traf, hatte ich großen Spaß mit diesem satirischen Episodenfilm. Hier gehts zur UNCUT-Exklusivkritik von den 76. Filmfestspielen von Venedig.

NobadiFoto: Thim Filmverleih

Nobadi

Nach seinem mehrfach ausgezeichneten Debütfilm „Atmen“ und dem Folgewerk „Superwelt“ meldet sich der sonst als Schauspieler bekannte Karl Markovics nun bereits mit seiner dritten Regie-Arbeit zurück. In „Nobadi“ erzählt Markovics vom 90-jährigen Pensionisten Heinrich (Heinz Trixner), dessen treuer Hund eines Abend stirbt und er diesem die letzte Ehre erweisen möchte, in dem er das verstorbene Haustier im hauseigenen Schrebergarten beerdigt. Hilfe wird dem alten Mann dabei vom afghanischen Flüchtling Adib (Borhanulddin Hassan Zadeh) geboten, der auf der Suche nach einem Job ist und sich dazu bereiterklärt für lediglich drei Euro in der Stunde beim Graben zu helfen. Nachdem sich Adib von Heinrich den ein oder anderen vorurteilsbehafteten Spruch anhören musste und die Arbeit beendet hat, verlässt der Flüchtling wieder den Garten. Als Heinrich nicht lange Zeit später Adib verletzt wiederentdeckt, nimmt der Tag eine unerwartete Wende.

Markovics' neues Drama wurde schon auf mehreren Festivals aufgeführt und stieß dort größtenteils auf Lob.

Weitere Neustarts:

Im diesjährigen Diagonale-Gewinner „Chaos“ widmet sich Regisseurin Sara Fattahi drei Frauen, die zwar an jeweils unterschiedlichen Orten der Welt leben, jedoch eines verbindet: sie mussten alle aufgrund eines Schicksalsschlags ihr vorangegangenes Leben aufgeben.

In der Romanverfilmung „Deutschstunde“ bringt ein nicht abgegebener Aufsatz eines Jungen während der Nachkriegszeit üble Konsequenzen mit sich.

Junge Zuschauer dürfen sich auf das Animationsabenteuer „Ugly Dolls“ freuen, in dem die titelgebenden Puppen endlich ihre Andersartigkeit zu schätzen lernen.

In der bayrischen Komödie „Eine ganz heiße Nummer 2.0“ wollen drei Frauen einen Tanzwettbewerb gewinnen, um ihren Heimatdorf mit dem Preisgeld eine neue Highspeed-Internetleitung zu beschaffen.

Die Dokumentation „What You Gonna Do When the World's on Fire?“ beschäftigt sich mit einer Reihe rassistisch motivierter Morde, die sich 2017 in den US-Südstaaten zutrugen.

Für die Doku „Down to Earth - Die Hüter der Erde“ wurde eine Familie begleitet, die Pause vom monotonen Alltag gemacht hat, um für fünf Jahre lang die ganze Welt und deren selten gesehenen Perlen zu bereisen.

Im US-Drama „Skin“, der vorerst nur in Teilen Österreichs anläuft, spielt Jamie Bell einen ehemaligen Neo-Nazi, der sich von seiner Vergangenheit distanzieren und einen Neustart versuchen möchte.
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