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Julie Andrews - What a Jolly Holiday in Venice

Julie Andrews - What a Jolly Holiday in Venice

Eine kleine Hommage und Liebeserklärung an Julie Andrews und ihr Lebenswerk, das nun auch mit einem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde. Wir gratulieren herzlichst!
von gravityk
Sie wurde vor allem durch ihre wahrhaftig ikonischen Rollen als Mary Poppins und Maria von Trapp berühmt. In unseren Herzen fand sie dabei wegen ihrer unglaublichen Persönlichkeit, ihrem Witz, ihrem zeitlosen Charme und ihrer Großzügigkeit einen festen Platz. Die Rede ist natürlich von niemand geringerem als Dame Julie Andrews Edwards.

Ihre außergewöhnliche Stimme wurde, wenig überraschend, sehr früh entdeckt und so tourte Julie Andrews bereits in den 1940er Jahren mit ihren Eltern durch England, unter anderem auch während dem Zweiten Weltkrieg, um die englischen Truppen zu unterhalten. Die Reichweite ihrer Stimme war immens, sowohl wortwörtlich - ihre Stimme umfasste vier Oktaven - als auch sprichwörtlich, denn 1948 wurde sie mit nur 13 Jahren zur jüngsten Solosängerin in der Royal Variety Performance. Ab diesem Zeitpunkt bis in die frühen 1950er-Jahre war sie in London am West End und in mehreren Shows der BBC zu sehen, bis sie 1954 am Broadway debütierte.

Nach zehn erfolgreichen Jahren am Broadway in Musicals wie „My Fair Lady“ und „Camelot“ kam ihr internationaler Durchbruch mit der Filmversion von „Mary Poppins“. Die Rolle der Hauptfigur wurde ihr höchstpersönlich von Walt Disney angeboten, der, trotz ihrer anfänglichen Bedenken (sie war damals mit ihrem ersten Kind schwanger und sah sich nicht in der Lage einen Dreh durchzustehen) darauf bestand ihr die Rolle zu geben. Über diese Entscheidung sind wir heute immer noch dankbar. So wartete Disney mit dem Beginn des Drehs bis Andrews und ihre Tochter Emma sich erholt hatten. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Mary Poppins ist bis heute, 55 Jahre nach der Premiere, noch immer ein absolutes Must-see, ein Filmklassiker, für Groß und Klein ein Genuss. Ich wage es zu behaupten, dass es ohne Julie Andrews nicht so wäre. Obwohl der Film in vielerlei Hinsicht ein Juwel seiner Zeit darstellt, haucht Andrews der Hauptfigur eine Vielschichtigkeit ein, die bei jedem Schauen des Films eine neue, bisher unerkannte Facette erkennen lässt. Ihre Entschlossenheit, ihre Liebenswürdigkeit, aber auch ihre Melancholie überraschen und entzücken immer wieder aufs Neue. Sie erhielt 1965 für diese Rolle nicht umsonst den Oscar als Beste Hauptdarstellerin. Ihr nächster großer Film „The Sound of Music - Meine Lieder, meine Träume“ katapultierte sie letztendlich in schwindelerregende Höhen.

Neben weiteren Filmen wie „Nur für Offiziere“, „S.O.B. - Hollywoods letzter Heuler “ und „Victor/Victoria“, war Julie Andrews auch regelmäßig auf der Bühne in Musicals und Varieté-Shows zu sehen, unter anderem mit ihrer, bis zum heutigen Tag, besten Freundin und Komödiantin Carol Burnett. Ihre gemeinsamen Medleys muss man gehört haben.

Nachdem Julie Andrews nach einer Operation 1996 ihre Singstimme verlor, zog sie sich vorerst zurück, bis sie 2001 ihr Comeback in „Plötzlich Prinzessin“ mit Anne Hathaway feierte. Seitdem widmet sich Andrews vor allem der Unterhaltung von Kindern. Sie ist zu einer wertvollen Kinderbuchautorin geworden, unter anderem mit Büchern wie „Mandy“ oder der Bilderbuchreihe „A Very Fairy Princess“, die sie gemeinsam mit ihrer Tochter Emma verfasst. Sie schuf auch die Netflix-Kinderserie „Julie’s Greenroom“, in der sie Kindern das Theater und alles rund um eine Aufführung näher brachte.

Julie Andrews überrascht seit über einem halben Jahrhundert mit ihrer Vielfalt, ihrem Humor und ihrer Schlagfertigkeit, aber vor allem mit ihrem Wohlgemut. Sie bringt Menschen dazu sich mit Verständnis und Respekt zu begegnen. Der Goldene Löwe ehrte dieses Jahr ein erstklassiges Lebenswerk. Eine Seite ist viel zu kurz, um sie und ihr außerordentliches Leben zu beschreiben, wobei mir aber eine Metapher schon fast selbstverständlich im Kopf tänzelt: Sie ist der „Spoonful of Sugar“ der mir immer wieder den Alltag versüßt. Ich hoffe euch auch.


02:20 Julie Andrews spricht bei der Pressekonferenz in Venedig über die Dreharbeiten zu „Mary Poppins“
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