Diagonale 19: Trouble Feature – Diskollektiv

Auf das Diagonale-Special „Über- Bilder: Projizierte Weiblichkeit(en)“ reagiert das Diskollektiv mit einem Double (Trouble) Feature aus den 80ern. Das 2015 gegründete Diskollektiv hat es sich zur Aufgabe gemacht neue, außerhalb des Spektrums fungierende Formate zu fördern und zu reflektieren und so zeigen die fünf Kreativen bevorzugt Widersprüche in Form, Ästhetik, Genre und Ideologien in ihren beliebten „Trouble Features“, gefolgt von anschließenden experimentellen Diskursen, die das Publikum fordern und mit einbeziehen.

Bei den für das Special sorgfältig ausgewählten Filmen „Die Praxis der Liebe“ der österreichischen Aktionskünstlerin Valie Export und „Housekeeping“ des Schotten Bill Forsyth finden sich überraschenderweise unendliche Parallelen und doch auch starke Widersprüche. So befinden sich in beiden Filmen die Protagonistinnen auf der Flucht vor relativ unbekannten und doch omnipräsenten Männern, reihen sich nicht in ihren erwarteten Rolle der Gesellschaft (die Geliebte, die Mutter, die Ehefrau,…) für sie ein und werden dafür bestraft. Gleichzeitig spielen in „Die Praxis der Liebe“ ausschließlich Männer eine Rolle, die Kommunikation verläuft so sehr im Sand, dass sie schon zur Komik wird, die Schnitte und die Farben der Großstadt wirken poppig und die Narration radikal Avantgarde, während in „Housekeeping“ fast ausschließlich Frauen auf der Leinwand interagieren und langsame, düstere Naturaufnahmen vorherrschen.

Interessant, aufregend diese beiden Filme in den Kontext ihrer Zeit und in Vergleich zu setzen. Leider beanspruchen sechs Stunden Kino auch ganz schön viel Willenskraft und Sitzfleisch und so findet nach dem Trouble Feature die Diskussion mit maximal zehn Beteiligten, dafür jedoch mit Snacks und Barracudas statt. Trotzdem ein wunderbares, aufregendes Format, hoffentlich mit baldigen weiteren Projektionen in Graz!