2011 ereignete sich eine kleine Sensation im europäischen Feelgood-Kino. Die französische Tragikomödie „Ziemlich beste Freunde“, die basierend auf wahren Begebenheiten von der ungewöhnlichen Freundschaft eines wohlhabenden Geschäftsmannes und einem marokkanischen Pflegehelfer aus ärmlichen Verhältnissen erzählte, entpuppte sich als weltweiter Überraschungserfolg. Besonders am europäischen Markt wurde der Film trotz gemischter Kritiken von Zuschauern weitestgehend euphorisch aufgenommen. Bei einer solchen Erfolgsgeschichte war es natürlich nur eine Frage der Zeit bis Hollywood sich an einem Remake des Stoffes versuchen würde. Unter dem Titel „Mein Bester und Ich“ läuft nun das besagte US-Remake in den deutschsprachigen Kinos an. In die Hauptrollen schlüpften diesmal anstatt Francois Cluzet und Omar Sy Charakterdarsteller Bryan Cranston („Breaking Bad“) und Comedy-Schauspieler Kevin Hart, der zuletzt erst für Negativschlagzeilen sorgte, nachdem ihm für fragwürdige Aussagen, die er vor Jahren auf Twitter tätigte, seine vorgesehene Position als Oscar-Moderator streitig gemacht wurde. Die Neuauflage der Amis stieß bei Publikum wie auch Kritik bisher auf eher gemischte Reaktionen, wurde aber immerhin für seine charmante Darstellerriege, der auch noch Nicole Kidman und Julianna Margulies angehören, gelobt.
Für einige Leute gilt Melissa McCarthy mittlerweile als Garant für peinliche und plumpe Komödien mit hohen Fremdscham-Faktor. Dabei wird jedoch häufig vergessen, dass McCarthy einst für Paul Feigs gelobte Komödie „Bridesmaids“ (2011), die der Schauspielerin ihre heutige Filmkarriere ebnete, eine Oscarnominierung als „Beste Nebendarstellerin“ erhielt. Mittlerweile wird der Darstellerin für ihr zumeist ähnliches Type-Casting in häufig eher mittelprächtigen Comedyfilmen von manch Seite fehlendes Talent unterstellt. Dass die 48-jährige Schauspielerin jedoch alles andere als talentlos ist stellt sie in der biographischen Tragikomödie „Can You Ever Forgive?“ von Regisseurin Marielle Heller („The Diary of a Teenage Girl“) eindrücklich unter Beweis. Darin spielt McCarthy die einst angesehene Autorin Lee Israel, die Anfang der 90er-Jahre kurz vor einem finanziellen Aus steht. Um sich aus ihrer Misere zu retten, greift Lee zu drastischen Mitteln: sie beginnt mithilfe ihres einzigen Freunds Jack Hock (Richard E. Grant) Briefe real existierender Persönlichkeiten zu fälschen und bringt diese gegen Geld als vermeintlich echte Stücke in Umlauf. Hellers tragikomisches Porträt wurde von Publikum wie auch Kritik mit Lobpreisungen überschüttet, wobei vor allem die einfühlsame Erzählweise, die stilsichere Inszenierung der 90er-Jahre und die beiden sensationellen Leistungen der HauptdarstellerInnen hervorgehoben wurden. Bei der Oscar-Verleihung am kommenden Sonntag darf der Film auf Preise in den Kategorien „Bestes adaptiertes Drehbuch“, „Bester Nebendarsteller“ (Richard E. Grant) und natürlich auch „Beste Hauptdarstellerin“ (Melissa McCarthy) hoffen.
Weitere Neustarts
Im kraftvollen Drama „Der verlorene Sohn“ (OT: „Boy Erased“) von und mit Joel Edgerton wird Lucas Hedges als junger Mann mit homosexuellen Gefühlen von seinen erzkonservativen Eltern in ein Therapie-Programm geschickt, dass ihn heterosexuell machen soll.In „Drei Gesichter“, der neuen Mockumentary des preisgekrönten iranischen Filmemachers Jafar Panahi, begibt sich Panahi auf einen fiktiven Roadtrip um einem jungen Mädchen Hilfe zu gewähren.
Im französischen Animationsabenteuer „Die Winzlinge - Abenteuer in der Karibik“, der Fortsetzung zum gleichnamigen Film aus dem Jahre 2013, landet ein junger Marienkäfer aus Versehen in der Karibik.
In „Die Schneekönigin: Im Spiegelland“, dem bereits vierten Teil der russischen Animationsfilm-Reihe, soll im magischen Königreich jegliche Form der Magie verboten werden.
Ich wünsche UNCUT-Lesern wie immer eine schöne Zeit im Kino und eine Oscarverleihung, bei der einem hoffentlich allzu große Ärgernisse erspart bleiben!