Neu im Kino
Neu im Kino (KW 08/2019)

Neu im Kino (KW 08/2019)

Diese Woche schlüpft Christian Bale in die Rolle des diabolischen Drahtziehers hinter der Bush-Ära und die oscarnominierte Melissa McCarthy brilliert als verzweifelte Autorin, die kriminelle Wege einschlägt.
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von (chrosTV )
Vice - Der zweite MannFoto: Constantin Film, Universum Film

Vice - Der zweite Mann

Regisseur Adam McKay galt einst als Kopf hinter populärer Screwball-Komödien à la „Anchorman“ (2004), „Talladega Nights“ (2006) oder „Step Brothers“ (2008). 2015 bewies der Meister der Blödel-Komödien aber, dass er auch ganz anders kann und lieferte mit „The Big Short“ eine hochoriginelle und überaus scharfsinnige Satire inklusive tragikomischer Züge über die Weltfinanzkrise ab, für die er gar den Oscar für das „Beste Adaptierte Drehbuch“ mit nach Hause nehmen durfte. Mit seinem Folgewerk „Vice“ bleibt McKay seiner neu-gefundenen Linie treu und hat abermals eine satirische Tragikomödie basierend auf wahren Ereignissen gedreht. Diesmal widmet sich McKay den Machenschaften von Dick Cheney, der Anfang der 2000er-Jahre unter der Regentschaft von George W. Bush als Vize-Präsident agierte und dabei als ausgefuchster Hintermann unter anderem den Irakkrieg verursachte. In der Rolle von Cheney ist niemand geringeres als der für sein vielseitiges Method-Acting bekannte Oscar-Preisträger Christian Bale zu sehen, der für seine Darstellung 20 Kilo zulegte und mithilfe von Make-Up in das Ebenbild des diabolischen Vize verwandelt wurden. In Nebenrollen sind unter anderem Oscar-Preisträger Sam Rockwell als George W. Bush, Amy Adams als Gattin Lynne Cheney, Steve Carell als Verteidigungsminister Donald Rumsfeld oder auch Tyler Perry als Außenminister Colin Powell zu sehen. Bei der internationalen Kritik stieß McKays Werk auf teils begeisterte teils aber auch kritische Stimmen. Nichtsdestotrotz wurde der Film bei den diesjährigen Oscars für ganze acht Preise nominiert (u.A. Bester Film, Beste Regie und Bester Hauptdarsteller).

Mein Bester & IchFoto: Constantin Film

Mein Bester & Ich

2011 ereignete sich eine kleine Sensation im europäischen Feelgood-Kino. Die französische Tragikomödie „Ziemlich beste Freunde“, die basierend auf wahren Begebenheiten von der ungewöhnlichen Freundschaft eines wohlhabenden Geschäftsmannes und einem marokkanischen Pflegehelfer aus ärmlichen Verhältnissen erzählte, entpuppte sich als weltweiter Überraschungserfolg. Besonders am europäischen Markt wurde der Film trotz gemischter Kritiken von Zuschauern weitestgehend euphorisch aufgenommen. Bei einer solchen Erfolgsgeschichte war es natürlich nur eine Frage der Zeit bis Hollywood sich an einem Remake des Stoffes versuchen würde. Unter dem Titel „Mein Bester und Ich“ läuft nun das besagte US-Remake in den deutschsprachigen Kinos an. In die Hauptrollen schlüpften diesmal anstatt Francois Cluzet und Omar Sy Charakterdarsteller Bryan Cranston („Breaking Bad“) und Comedy-Schauspieler Kevin Hart, der zuletzt erst für Negativschlagzeilen sorgte, nachdem ihm für fragwürdige Aussagen, die er vor Jahren auf Twitter tätigte, seine vorgesehene Position als Oscar-Moderator streitig gemacht wurde. Die Neuauflage der Amis stieß bei Publikum wie auch Kritik bisher auf eher gemischte Reaktionen, wurde aber immerhin für seine charmante Darstellerriege, der auch noch Nicole Kidman und Julianna Margulies angehören, gelobt.

Can You Ever Forgive Me?Foto: 20th Century Fox, abc-films

Can You Ever Forgive Me?

Für einige Leute gilt Melissa McCarthy mittlerweile als Garant für peinliche und plumpe Komödien mit hohen Fremdscham-Faktor. Dabei wird jedoch häufig vergessen, dass McCarthy einst für Paul Feigs gelobte Komödie „Bridesmaids“ (2011), die der Schauspielerin ihre heutige Filmkarriere ebnete, eine Oscarnominierung als „Beste Nebendarstellerin“ erhielt. Mittlerweile wird der Darstellerin für ihr zumeist ähnliches Type-Casting in häufig eher mittelprächtigen Comedyfilmen von manch Seite fehlendes Talent unterstellt. Dass die 48-jährige Schauspielerin jedoch alles andere als talentlos ist stellt sie in der biographischen Tragikomödie „Can You Ever Forgive?“ von Regisseurin Marielle Heller („The Diary of a Teenage Girl“) eindrücklich unter Beweis. Darin spielt McCarthy die einst angesehene Autorin Lee Israel, die Anfang der 90er-Jahre kurz vor einem finanziellen Aus steht. Um sich aus ihrer Misere zu retten, greift Lee zu drastischen Mitteln: sie beginnt mithilfe ihres einzigen Freunds Jack Hock (Richard E. Grant) Briefe real existierender Persönlichkeiten zu fälschen und bringt diese gegen Geld als vermeintlich echte Stücke in Umlauf. Hellers tragikomisches Porträt wurde von Publikum wie auch Kritik mit Lobpreisungen überschüttet, wobei vor allem die einfühlsame Erzählweise, die stilsichere Inszenierung der 90er-Jahre und die beiden sensationellen Leistungen der HauptdarstellerInnen hervorgehoben wurden. Bei der Oscar-Verleihung am kommenden Sonntag darf der Film auf Preise in den Kategorien „Bestes adaptiertes Drehbuch“, „Bester Nebendarsteller“ (Richard E. Grant) und natürlich auch „Beste Hauptdarstellerin“ (Melissa McCarthy) hoffen.

Weitere Neustarts

Im kraftvollen Drama „Der verlorene Sohn“ (OT: „Boy Erased“) von und mit Joel Edgerton wird Lucas Hedges als junger Mann mit homosexuellen Gefühlen von seinen erzkonservativen Eltern in ein Therapie-Programm geschickt, dass ihn heterosexuell machen soll.
Der verlorene Sohn Bild aus dem Film „Der verlorene Sohn“ (Universal Pictures International)

In „Drei Gesichter“, der neuen Mockumentary des preisgekrönten iranischen Filmemachers Jafar Panahi, begibt sich Panahi auf einen fiktiven Roadtrip um einem jungen Mädchen Hilfe zu gewähren.
Drei Gesichter Bild aus dem Film „Drei Gesichter“ (Filmladen, Weltkino)



Im französischen Animationsabenteuer „Die Winzlinge - Abenteuer in der Karibik“, der Fortsetzung zum gleichnamigen Film aus dem Jahre 2013, landet ein junger Marienkäfer aus Versehen in der Karibik.



In „Die Schneekönigin: Im Spiegelland“, dem bereits vierten Teil der russischen Animationsfilm-Reihe, soll im magischen Königreich jegliche Form der Magie verboten werden.

Ich wünsche UNCUT-Lesern wie immer eine schöne Zeit im Kino und eine Oscarverleihung, bei der einem hoffentlich allzu große Ärgernisse erspart bleiben!
Der Autor
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