Berlinale 2019
Berlinale 2019 - Tag 10

Berlinale 2019 - Tag 10

In Berlin wurden heute ein goldener und viele silberne Bären verliehen
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von (susn)
Der Samstag brachte nun die lang erwartete Auflösung, wer sich heuer über einen Silbernen oder Goldenen Bären freuen konnte. Der französisch-israelisch-deutsche Film „Synonymes“ von Nadav Lapid konnte sein Momentum ausbauen und nach dem Fipresci-Preis auch den Goldenen Bären abstauben. Der Film, der in seinem Heimatland Israel vermutlich kontrovers aufgenommen werden wird, ist jedoch keine politische Kampfansage, wie Lapid betonte. Er wolle mit dem Film eine existenzielle Aussage machen und das Kino feiern. Zudem würdigte er seine Mutter, die den Film geschnitten hatte und in dieser Zeit auch verstorben war.

Der Große Preis der Jury ging ebenfalls an einen Franzosen, „Gelobt sei Gott“ von François Ozon, der nicht minder umstritten ist. In dem Film geht es um Missbrauchsfälle in der Kirche in Lyon und gegenwärtig ist noch immer unklar, ob der Film überhaupt in Frankreich gezeigt werden kann. Zahlreiche Gruppierungen arbeiten daran ein Verbot auszusprechen. Ozon sah in dem Film eine Aufgabe, das Schweigen in der Kirche zu durchbrechen und gleichzeitig die Opfer, die alle noch leben, mit viel Respekt zu repräsentieren.

Der Alfred-Bauer-Preis für einen Film, der neue Perspektiven öffnet ging an einen Film, der jene Leute vor den Vorhang holt, auf die man normalerweise vielleicht nicht so achtet. Konkret Problemkinder, die im Sozialsystem, wie der Titel des Films, als „Systemsprenger“ bekannt sind, da sie sich in keine Therapie-Maßnahme eingliedern können. Der Regiepreis hingegen ging an den zweiten deutschen Film im Wettbewerb, „Ich war zuhause, aber“ von Angela Schanelec. Schanelec hatte mit ihrer ruhigen und verschachtelten Inszenierung überzeugen können.

Im Bereich bester Darsteller und beste Darstellerin gelang dem chinesischen Beitrag ein Doppelschlag mit seinen Hauptdarstellern Yong Mei und Wang Jingchun. Die beiden Darsteller, die sich vorab der Produktion noch nicht gekannt hatten, betonten wie gut sie sich beim Dreh verstanden hatten und wie sie sofort die Chemie für ihr eher tragisches Verhältnis im Film gefunden hatten. Der Drehbuch Bär ging etwas überraschend an „Paranza - Der Clan der Kinder“, eine Buchadaption die sich mit einem sehr komplexen Thema, Jugendkriminalität in Italien, auseinandersetzt. Der Bär für eine herausragende künstlerische Leistung ging an die Kameraarbeit für „Pferde stehlen“. Kameramann Rasmus Videbæk betonte, dass der einzigartige Look dadurch entstanden war, dass man hier weniger nach Vorgaben, sondern nach Instinkten gefilmt hatte um durch die Bilder innere Gefühle darzustellen.

Nach den kontrovers aufgenommenen Entscheidungen rund um die Tom Tykwer Jury im Vorjahr fanden die Awards heuer mehr Fans unter den Kritikern. Dennoch ist der Gewinner „Synonymes“ ein Film, der weiterhin spaltet, viele hätten gerne „Bis dann, mein Sohn“ oder die leer ausgegangenen „Öndög“ und „Gott existiert, ihr Name ist Petrunya“ als Gewinner gesehen.

Die Autorin
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susn

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