Eldritch Advice
Eldritch Advice: Halloween Special 2018

Eldritch Advice: Halloween Special 2018

Zum Feiertag des Horrors gibt es die Top 10 der Horror-Comicverfilmungen
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von (Thorsten)
Ich liebe Comichefte so sehr wie ich auch das Medium Film liebe und habe deswegen eine sehr innige Beziehung zu Comicverfilmungen. Auch wenn ich kein Fan des, meiner Meinung nach sehr sterilen, Marvel Cinematic Universe von Disney bin, so kann ich nicht bestreiten, dass diese Filme boomen und Teil einer Ära sind, die von vielen als die Dominanz eines Genres missverstanden wird. Denn Comichefte sind kein Genre, sondern ein Medium, dass sämtliche Genres nutzt um eine Geschichte zu erzählen. Deswegen werden Comicverfilmungen nie gänzlich aus den Kinos dieser Welt verschwinden. Gewiss wird man sich eines Tages an der „Marvel-Formel“ sattgesehen haben, aber Comichefte werden nach wie vor eine unerschöpfliche Inspirationsquelle für Filmemacher bleiben; schließlich war dies bereits vor dem „Marvel Boom“ der Fall. Heute, an Halloween, widme ich mich einem Genre innerhalb der Comicverfilmungen, dass in den letzten Jahren etwas in den Hintergrund rutschte, aber soeben auf Netflix durch die grandiose Serie „Chilling Adventures of Sabrina“ wieder in aller Munde ist; dem Horror. Deswegen dreht sich das diesjährige „Eldritch Advice Halloween Special“ um meine Top 10 der Horror-Comicverfilmungen.

Für die Wertung qualifiziert haben sich jene Comicverfilmungen, die meiner Meinung nach tatsächlich in den Bereich Horror fallen und eine durchgehende Geschichte erzählen. Filme wie zum Beispiel „From Hell“ (2001), den ich als Thriller ansehe oder „Tales from the Crypt“ (1972), der als Episodenfilm fünf verschiedene Geschichten erzählt, fallen deswegen nicht in die Wertung. Ebenfalls konnte ich natürlich keine Filme benoten, die ich noch nicht gesehen habe. So etwa „Constantine: City of Demons“ (2018), da die Blu-Ray nicht rechtzeitig eintraf.


10. Das Ding aus dem Sumpf (orig.: Swamp Thing, 1982): 80%

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Zwar kann Wes Cravens „Swamp Thing“ Verfilmung zu keinem Zeitpunkt einen Vergleich mit den legendären Geschichten seines Schöpfer Len Wein, der leider im letzten Jahr viel zu früh verstarb, oder Alan Moore, dessen „Run“ der Figur neues Leben einhauchte, standhalten, verfügt aber trotzdem über einen gewissen Charme. Dieser ist wesentlich näher am romantischen Horror des Klassikers „Der Schrecken vom Amazonas“ (1954), denn am „Body-Horror“ seiner Vorlage angesiedelt und funktioniert dadurch vor allem durch die großartige Chemie zwischen Adrienne Barbeau, als das „Love Interest“ Alice, und Dick Durock, als „Swamp Thing“. Durock gelingt es sein Kostüm mit Leben zu füllen und dadurch dem Publikum die emotionale Last seines Daseins als „Swamp Thing“ zu vermitteln. Eine zu unrecht vergessene Comicverfilmung.


9. Hellboy (2004): 80%

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Ursprünglich ein Film den ich vor meiner Recherche höher auf meiner Liste erwartet hätte; schließlich schaffte es „Hellboy“ mich in seinem Erscheinungsjahr vollends zu überzeugen. Selbst heute, 14 Jahre später, ist dieses Werk ein optischer Genuss. Guillermo del Toro ist es eindrucksvoll gelungen den markanten Zeichenstil des „Hellboy-Erfinders“ Mike Mignola mit seiner makabren Ästhetik zu einem harmonischen Ganzen zu vermischen. Darüber hinaus fand man mit Ron Perlman die ideale Besetzung für den rebellischen und unmanierlichen titelgebenden Dämonen. Leider aber wirkt dieser Film durch die amerikanische PG-13 Freigabe wesentlich zu steril für seine Thematik und verliert dadurch etwas an Intensität. Trotzdem handelt es sich hierbei nach wie vor um eine würdige Verfilmung des Quellenmaterials. „Hellboy“ Fans dürfen gespannt auf das kommende Reboot blicken, das 2019 erscheinen soll und von Mike Mignola mit Argusaugen überwacht wird.


8. Dellamorte Dellamore (1980): 80%

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Obwohl dieser Film primär auf den gleichnamigen Roman von Tiziano Sclavi basiert, so finden sich in ihm auch einige Elemente der Comicreihe „Dylan Dog“ des selben Autors wieder. Filmemacher Michele Soavi, der sein Handwerk als Assistent von Dario Argento, Lucio Fulci und Joe D’Amato von der Pike auf lernte, schuf mit „DellaMorte DellAmore“ eine rabenschwarze Horror-Komödie, die zu keinen Zeitpunkt lächerlich wirkt und immer noch einer der kreativsten und innovativsten Beiträge des Zombiefilms ist. Die Höhepunkte sind Rupert Everett als der Protagonist Francesco Dellamorte, der stimmige Score von Manuel De Sica, die großartigen praktischen Effekte, sowie die bildhübsche Anna Falchi. Dieser Film genießt zu Recht Kultstatus.


7. Faust: Love of the Damned (2000): 80%

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Die von Tim Vigil und David Quinn geschaffene Comicheftreihe „Faust“ ist eine moderne Interpretation der deutschen „Faust-Sage“, blieb durch seine sehr explizite Darstellung von Sex und Gewalt aber stets ein Phänomen abseits des Mainstreams. Viele waren überrascht, dass Horrorlegende Brian Yuzna genug Investoren fand um seine Vision von „Faust“ zu verwirklichen. Diese, obwohl reich an Blut und nackten Tatsachen, ist zwar wesentlicher zahmer als die Vorlage, wäre in der ursprünglichen Form aber niemals realisierbar gewesen. Umso erstaunlicher was Yuzna mit einem sehr geringen Budget hier zu Stande brachte. Insbesondere wenn man diesen Film mit der drei Jahre zuvor erschienen „Spawn“ (Ein Charakter, der mitunter auch von „Faust“ inspiriert ist) Verfilmung vergleicht, die gut zehn mal so teuer war und „Faust“ in keinem Bereich das Wasser reichen kann.


6. Ghost Rider: Spirit of Vengeance (2012): 80%

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Menschen sind oftmals sonderbar und so manche ihrer Sichtweisen nur schwer für mich nachvollziehbar. Dazu gehört etwa, dass „Marvel's The Avengers“ (2012) als guter Film angesehen wird, während der im Jahr zuvor erschienene „Ghost Rider: Spirit of Vengeance“ von der Kritik zerrissen wurde. Während ich kein Fan der 2007 erschienenen „Ghost Rider“-Verfilmung war, so fand sein Nachfolger sofort den Weg in mein Herz. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger werden hier die Horrorelemente nicht bloß angedeutet, sondern regelrecht zelebriert. Dies obwohl das Studio das Regie-Duo Mark Neveldine und Brian Taylor in die kreativen Schranken einer PG-13 Freigabe wies. Die zwei ließen sich davon zum Glück nicht beirren und konterten mit verstörenden Kamerawinkeln um den Rachefeldzug des „Ghost Riders“ so brutal wie in diesem Rahmen möglich wirken zu lassen. Zum Glück ließ es sich der Comicfan Nicolas Cage nicht nehmen abermals in die Rolle des Protagonisten zu schlüpfen. Weitere bekannte Gesichter sind Idris Elba, Christopher Lambert und Anthony Head. Dieses Werk ist nicht bloß eine der meist unterschätzten Comicverfilmungen, sondern ein unterhaltsamer Höllentrip ohne Längen.


5. Constantine (2005): 85%

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Der „Hellblazer“ John Constantine ist eine der interessantesten Charaktere im Vertigo bzw. DC Universum. Sein Debüt auf der großen Leinwand ist nicht bloß eine würdige Darstellung der magischen Welt von DC, sondern darüber hinaus einer der besten Mainstream-Horror-Filme der 2000er-Jahre und das obwohl John Constantine nicht wirklich Teil dieses Films ist. Der Charakter, den Keanu Reeves verkörpert, ist im besten Fall eine sehr lose Adaption. Wenngleich eine vollkommene Fehlbesetzung, verfügt Reeves dennoch über genügend Charisma um den Film als Protagonist zu tragen. Kennt man die Vorlage, muss man den Fakt, dass Reeves Charakter John Constantine heißt ignorieren um den Film tatsächlich genießen zu können. Gelingt dies, wird man mit einem tollen Werk belohnt, dessen Effekte selbst heute noch überzeugen können und als Bonus Tilda Swinton in Höchstform bietet.


4. Justice League Dark (2017) 90%

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Die 2014 auf NBC ausgestrahlte Serie „Constantine“ war zwar nur kurzlebig, aber immerhin schaffte es der Sender mit Matt Ryan den perfekten John Constantine zu finden. Als man sich bei „Warner Bros. Animation“ dazu entschied die „Justice League Dark“ in das „DC Animated Movie Universe“ zu bringen, gelang es zum Glück Ryan als die Stimme von John Constantine zu gewinnen. Regisseur Jay Oliva bewältigte die Aufgabe Charaktere wie John Constantine, Zatanna Zatara, Deadman, Etrigan, Swamp Thing und Black Orchid erfolgreich in das bereits bestehende und in zahlreichen Filmen aufgebaute Universum zu integrieren mit Bravour. Dazu verwendete er die bereits etablierte Figur des Batman als Anker für Zuseher, denen der magische Teil des DC Universums fremd ist. Erfreulicherweise entschied man sich dazu den Horroraspekt dieser Welt voller Dämonen und übernatürlicher Wesen hervorzuheben. Dabei heraus kam ein Film, der sich sowohl ideal in diese Welt einfügt, aber auch für Nichtkenner der Vorgänger von Interesse ist.


3. Blade (1998): 90%

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Viele bezeichnen „Blade“, vollkommen zu Recht, als den Startschuss der Marvel Ära. Etwas das dem eher unbekannten vampirischen Vampirjäger, der 1973 in „The Tomb of Dracula“ #10 debütierte, niemand zugetraut hätte und gerade weil sich niemand etwas von diesem Film erwartet hat, ließ das Studio Filmemacher Stephen Norrington, der über ausreichend Erfahrung im Horrorbereich verfügte, in Sachen Gewalt und Horror nahezu freie Hand. Dies, und die Entscheidung Wesley Snipes als „Blade“ zu casten, generierte nicht bloß einen grandiosen Film, sondern ebenfalls einen Box-Office-Hit. Als ich damals den Film im Kino sah, war er zu jener Zeit 120 Minuten pure Coolness. In den seither vergangenen 20 Jahren hat er zum Glück nichts davon eingebüßt. Der „Blood Rave“, Udo Kier, Stephen Dorff und „Blades“ One-Liner kommen nie außer Mode. Selbst die furchtbaren CGI-Effekte, die bereits 1998 veraltet wirkten, mindern den Sehgenuss nicht.


2. Blade 2 (2002): 90%

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Nachdem Stephen Norrington es ablehnte für die Fortsetzung von „Blade“ auf den Regiestuhl Platz zu nehmen, fand man mit Guillermo del Toro einen mehr als nur würdigen Nachfolger. Ihm gelang es einer bereits existierenden Welt seinen Stempel aufzudrücken ohne das bisher Geschehene obsolet zu machen. „Blade“ war ein nahezu perfekter Film, doch fehlte es dem angehenden Franchise an einem gewissen eigenständigen Look. Del Toro verlegte das Geschehen von Los Angeles nach Prag und kreierte für die Vampire aus der Alten Welt eine vom Deutschen Expressionismus inspirierte Ästhetik, eine Symphonie aus Blut und Grauen. Neben einem sichtlich gut gelaunten Wesley Snipes profitiert „Blade II“ vom Charisma und Talent eines Ron Perlman, Karl Roden und Thomas Kretschmann.


1. The Crow (1994): 95%

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„The Crow“ wird auf ewig vom tragischen Unfalltod seines Hauptdarstellers Brandon Lee, dem Sohn von Bruce Lee, überschattet sein. Es ist nicht zu leugnen, dass der Film auch dadurch einen gewissen Mythos erlangte, doch war er in meinen Teenagerjahren noch wesentlich mehr als das, er war das Sprachrohr der Außenseiter meiner Generation. Vor meiner Recherche für diesen Artikel habe ich dieses Werk seit gut 20 Jahren nicht mehr gesehen und ich war mehr als nur neugierig wie „The Crow“ heute auf mich wirkt. Zu meiner Überraschung musste ich feststellen, dass es ein noch intensiveres Erlebnis als damals war. Insbesondere jene atmosphärische Szenen, die mir als Teenager noch langatmig vorkamen, sorgten nun für Gänsehaut. Da mir der Zeichenstil der Comichefte nie zusagte, finde ich es umso erstaunlicher, dass es dem Regisseur Alex Proyas und seinem Team gelang, sowohl der Vorlage treu zu bleiben als auch meinen Geschmack zu treffen. Zudem ist es immer eine gute Entscheidung einen Film mit Schauspielern wie Ernie Hudson und David Patrick Kelly aufzuwerten. Es ist selten, dass ein solch düsterer Film so viel Optimismus verbreiten kann. Schade nur, dass Brandon Lee „The Crow“ nicht mehr sehen konnte.
Der Autor
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Thorsten


Forum

  • Toller Artikel

    mit einer tollen Auswahl!

    Ich selbst habe den neuen HALLOWEEN-Film angeschaut. Mike Meyers hat mich nie angesprochen, aber der neue Film hat seine starken Momente. Witzig, irgendwie fühlte ich mich ständig an T2 erinnert.
    leandercaine_0fc45209c9.jpg
    03.11.2018, 13:48 Uhr