Neu im Kino
Neu im Kino (KW 22/2018)

Neu im Kino (KW 22/2018)

Die neue Kinowoche steht im Zeichen unkonventioneller Familien- und Liebesmodelle.
stadtneurotikerin_948f8a00d1.jpg
von (Stadtneurotikerin)

Tully

Der neue Film des „Juno“-Regisseurs Jason Reitman erzählt von den Freuden und Leiden des Mutterglücks. Marlo (grandios gespielt von Charlize Theron) bekommt nach der Geburt ihres dritten Kindes eher die Leiden dessen zu spüren, bis der völlig überforderten Mutter eine Nanny geschenkt wird. Tully ist nicht nur Haushaltshilfe, sie ist Lebensrettung. Sie kümmert sich nicht nur um die Kinder, sondern auch um die Mütter. Das Drama erfüllt wohl so alles, was man sich von einer Erwachsenen-Version von „Juno“ erwartet: Herz, Humor und Hirn. Und wer Lust hat, „Tully“ in Originalversion ohne Untertitel zu sehen, der hat in Graz Sonntag und Dienstag im UCI Annenhof die Möglichkeit dazu. Für Mütter, solche, die es mal werden wollen und solche, die es niemals werden wollen.

Letztendlich sind wir dem Universum egal

In dieser Jugend-Romanze verliebt sich eine 16-Jährige in eine mysteriöse Seele, die jeden Tag in einem anderen Körper aufwacht. Als wäre das Gefühlschaos der ersten Liebe nicht schon schwer genug, gestalten die Umstände ihre Liebe noch schwerer. Der Plot klingt zwar wie ein Teeniefilm, der an Kitsch kaum zu übertreffen ist, macht allerdings zumindest etwas richtig: er bringt eine Repräsentation von Pansexualität auf die Leinwand und unter jüngeres Publikum. Neben Marvels pansexuellem Superhelden Deadpool, ist das die zweite Repräsentation innerhalb des aktuellen Kinoprogramms und Grund für Luftsprünge in der LGBT-Szene. Pansexuelle wählen ihre romantischen Partner unabhängig von deren Geschlecht. Ganz so kompliziert wie in „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ verläuft das im Normalfall allerdings nicht. Für junge Leute, die nicht gern in Schubladen denken.

Weitere Neustarts

Des Weiteren startet noch die französische Familienkomödie „Wohne lieber ungewöhnlich“, in der sechs Sprösslinge einer riesigen Patchwork-Familie das Kommando über das Sorgerecht übernehmen. Die Halbgeschwister nehmen sich eine eigene Wohnung und stellen ihren Eltern einen Betreuungsplan vor. Inmitten all dem Chaos findet sich allerdings das stabilste Zuhause, das sie je hatten.

Im ebenfalls französischen Dokumentarfilm „Augenblicke: Gesichter einer Reise“ tun sich zwei große Künstler zusammen. Die Regie-Ikone Agnés Varda und der Street-Artist JR reisen mit einem Fotomobil durch Frankreich und verewigen Menschen und ihre Geschichten als überlebensgroße Street Art. Diese bildgewaltige, aber im Herzen doch bescheidene Doku war letztes Jahr für einen Oscar nominiert.

In der britischen Komödie „Tanz ins Leben“ lernt Imelda Staunton im Alter noch, dass es nie zu spät für Leidenschaft ist – egal ob im Tanz oder in der Liebe.

Die deutsche Dokumentation „System Error“ von Florian Opitz hinterfragt unsere Besessenheit vom Kapitalismus und unseren Zwang vom Wirtschaftswachstum.
Die Autorin
stadtneurotikerin_948f8a00d1.jpg
Stadtneurotikerin

Forum