Neu im Kino
Neu im Kino (KW 14/2018)

Neu im Kino (KW 14/2018)

Diese Woche mit einem futuristischen Batzen Nostalgie der Marke Spielberg, einem ernsteren Ben Stiller und dem letzten Leinwand-Auftritt von Harry Dean Stanton
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von (chrosTV )

Ready Player One

Autor Ernest Cline veröffentlichte im Jahre 2011 mit dem Science-Fiction-Roman „Ready Player One“ ein wahres Sammelsurium an US-amerikanischer Popkultur. Das Buch erzählte von einer Zukunft im Jahre 2045, in der sämtliche Ressourcen der Erde aufgebraucht wurden, was dazu führte, dass einstige Metropolen zu ärmlichen Slums verkommen sind. Um aus dieser Tristesse zu entfliehen, verbringen die meisten Menschen ihren Alltag als Avatare in der sogenannten OASIS, einer virtuellen Welt, in der man praktisch alles tun kann und der eigenen Vorstellungskraft keine Grenzen auferlegt werden. Clines Roman ist nur so gespickt mit Anspielungen an beliebte Videospiele und Filme der letzten vier Dekaden. Welcher Filmemacher eignet sich also eher für einen solchen Stoff als Steven Spielberg, der die im Film porträtierte Popkultur selbst maßgeblich mitprägte?

Spielberg kehrt mit der Verfilmung von „Ready Player One“, nachdem er sich jahrelang auf historische Dramen und Biographien fokussiert hat, zu der Form von Kino zurück, die er 1975 höchstpersönlich mit „Jaws“ in die Welt gesetzt hat: dem Blockbuster. Herausgekommen ist dabei ein von Nostalgie triefendes Stück Eskapismus, das in audiovisueller Perfektion daherkommt und Spielberg endlich wieder zu seinen Wurzeln des bombastischen Filmemachens zurückbringt. Enter the OASIS!

Im Zweifel glücklich

Ben Stiller hat sich in erster Instanz durch eher klamaukige Komödien à la „Zoolander“ oder „Tropic Thunder“ einen Namen als Schauspieler und Regisseur gemacht. 2009 konnte Stiller jedoch in der Tragikomödie „Greenberg“ unter der Regie von Noah Baumbach beweisen, dass ein überraschendes Maß an Subtilität in seinem darstellerischen Talent steckt. Da sich Stiller erstaunlich gut in das tragikomische Milieu von Baumbachs Filmen eingliedert, drehte dieser mit „Gefühlt Mitte Zwanzig“ (2015) und zuletzt „The Meyerowitz Stories“ (2017) zwei weitere Filme, in denen sich der Komiker wieder gekonnt von seiner ernsteren Seite zeigen konnte.

Seine seriösere Seite kann der „Nachts im Museum“-Star jetzt in der Tragikomödie „Brad's Status“ (dämlichst eingedeutscht mit dem Titel „Im Zweifel Glücklich“) zur Schau stellen. Unter der Regie von „School of Rock“-Drehbuchautor Mike White spielt Stiller hier Brad Sloan, einen nach außen hin glücklichen Familienmenschen. Da sein Sohn kurz vor dem Schulabschluss steht, besichtigt er mit diesem sämtliche Universitäten an der Ostküste der USA. Als er dabei seine eigene Collegezeit Revue passieren lässt, realisiert er, dass seine einstigen Studienkollegen weit mehr aus sich gemacht haben als er selbst und stürzt in eine persönliche Midlife-Crisis.

Wenn man den bisherigen Kritiken Glauben schenken darf, werden Fans von Ben Stillers tragikomischen Auftritten mit diesem Film auf ihre Kosten kommen.

Lucky

Obwohl er in den meisten Fällen lediglich in Nebenrollen zu sehen war, galt Harry Dean Stanton ohne Zweifel als einer der angesehensten Darsteller seiner Generation. Mit seinen Darbietungen in Meilensteilen wie „Der Pate 2“ (1974), „Alien“ (1978) oder natürlich Wim Wenders’ „Paris, Texas“ (1984) hat sich der Schauspieler in die Annalen der Filmgeschichte und die Herzen zahlreicher Zuschauer gespielt. Umso trauriger war für viele Cineasten die Nachricht, als Stanton letzten September im (beachtlichen) Alter von 91 Jahren von uns ging.

Nur knapp ein Jahr vor seinem Tod schlüpfte Stanton für den Spielfilm „Lucky“, dem Regiedebüt von Schauspieler John Caroll Lynch, in seine erste und leider auch letzte Hauptrolle seit über 30 Jahren. Das Drama handelt vom 90-jährigen Atheisten Lucky, der sich seine restliche Lebenszeit routiniert mit Yoga, Quizsendungen im TV und seiner Stammbar vertreibt . Nachdem er einen Schwächeanfall erleidet, beginnt der alte Mann sich genauer mit dem Tod auseinander zu setzen und begibt sich auf eine spirituelle Reise. An der Seite von Stanton ist unter anderem Meisterregisseur David Lynch in der Rolle eines kauzigen Bargängers zu sehen.

„Lucky“ wurde von der internationalen Presse und den Uncut-Kritikern in höchsten Tönen gelobt und soll Harry Dean Stanton in seiner letzten Rolle noch einmal ein schauspielerisches Denkmal gesetzt haben. Ein Must-See für Stanton-Fans!

Weitere Neustarts

Unter den weiteren Neustarts der Woche befindet sich der französische Horrorfilm „Ghostland“ vom „Martyrs“-Mastermind Pascal Laugier. Dessen neuester Geniestreich erzählt von zwei Schwestern, die ein tragisches Trauma aus ihrer Kindheit nochmal Revue passieren lassen.

Des Weiteren darf man sich auf die Actionkomödie „Gringo“ freuen, in der David Oyelowo von Charlize Theron und Joel Edgerton in einen gefährlichen Drogendeal verwickelt wird.

Mit „Zwei Herren im Anzug“ startet zudem die erste große Regiearbeit der bayrischen Schauspiel-Ikone Josef Bierbichler. Dabei wird das Generationenportrait einer Wirtsfamilie über mehrere Jahrzehnte hinweg zwischen 1914 und 1984 gezeichnet.

Zu guter Letzt sei noch der Start von „Jeannette - Die Kindheit der Jeanne d'Arc“ zu erwähnen, in dem Regisseur Bruno Dumont die bekannte Leidgeschichte der Johanna von Orlèans in Form eines Musicals wieder aufleben lässt.

Ich wünsche UNCUT-Lesern zahlreiche (hoffentlich) freudebringende Kinobesuche sowie einen schönen Start in den April!
Der Autor
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chrosTV

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