Diagonale
Interview mit Dominik Hartl

Interview mit Dominik Hartl

Zum Start des Austro-Teenie-Slashers „Die letzte Party deines Lebens“ spachen wir mit dem Regisseur Dominik Hartl
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von (chrosTV )
Bereits mit seinem Ende 2016 veröffentlichten Zombie-B-Movie „Angriff der Lederhosenzombies“ konnte Filmemacher Dominik Hartl trotz jahrelanger Produktionsschwierigkeiten seine Liebe zum Genre-Film in vollsten Zügen ausleben. In seinem Folgewerk „Die letzte Party deines Lebens“ bleibt der gebürtige Schladminger dem Horror-Genre treu - wenn auch diesmal in ernsterer Ausfertigung als in seiner Zombie-Komödie. Der Teenie-Slasher erzählt von einer Schulklasse, deren Maturareise beim X-Jam in Kroatien zum fieberhaften Albtraum wird, als sie von einem Killer mit Smiley-Maske heimgesucht werden. Im Rahmen der Diagonale 2018 feierte der Streifen am letzten Samstag seine Graz-Premiere in Anwesenheit und zahlreicher Darstellern und dem Regisseur Dominik Hartl, der auch für ein Interview mit Uncut Zeit fand.

UNCUT (Christian Pogatetz): Wann und wo ist die Idee für einen österreichischen Maturareise-Slasher entstanden und war die Produktion ein ähnlich langwieriger Weg, wie bei Ihrem Vorgängerfilm?

Dominik Hartl: Die Idee ist von der Producerin ausgegangen, die sich dachte, da jährlich wahnsinnig viele Jugendliche diese Reise machen, sie sich als interessantes Setting anbieten würde. Dann wurden dort Autoren hingeschickt und die haben dann beschlossen, dort einen Horrorfilm zu drehen, weil’s dort einfach gut ins Bild passt. Vom ersten Drehbuchentwurf bis zum Dreh hat die Vorproduktion dann zwei Jahre lang gedauert, was für so ein Projekt eigentlich sogar eine recht kurze Zeit war, also immerhin weit weniger Zeit wie bei den Lederhosenzombies.

UNCUT: Der Film ist ja klar von etwaigen anderen Slashern inspiriert. Welche Filme dienten hierfür insbesondere als Vorbild?

Dominik Hartl: Inhaltlich waren bestimmt „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ und „In 3 Tagen bist du tot“ große Vorbilder für mich – deswegen gibt’s auch Parallelen. Ästhetisch waren wir von „Spring Breakers“ und auch sämtlichen Musikvideos inspiriert. Also „Spring Breakers“, „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ und „In 3 Tagen bist du tot“ waren so grob gesagt die Koordinaten, die ich während dem Dreh im Kopf hatte.

UNCUT: Nach „Beautiful Girl“ (2015) handelt es sich hier ja schon um Ihre zweite Zusammenarbeit mit Jungdarstellern. Wie wurden diese auf das für Österreich unübliche Konzept eines Slasher-Films schauspielerisch vorbereitet?

Dominik Hartl: Die große Herausforderung für die Schauspieler war ja, dass überhaupt in diesem Setting gedreht wurde. Wir haben ja wirklich während den Partys dort gedreht. Die Schwierigkeit für uns war, dass wir einerseits junge Darsteller brauchten, die dann aber doch so viel Erfahrung haben sollten, um in einem solchen Setting als Schauspieler bestehen zu können. Deswegen hatten wir einen sehr langen Casting-Prozess. Es hat zwei Jahre gebraucht wir alle beisammen hatten, da das Ensemble dann auch noch so groß war. Speziell auf den Slasher-Film mussten sie schauspielerisch nicht wirklich vorbereitet werden, da unsere Schauspieler sowieso Partys gewohnt sind und Spaß dabei hatten. Mir war wichtig, dass das Team als Gruppe funktioniert: sie haben dort ja auch gemeinsam vor Ort gewohnt und sind jetzt auch noch alle in Kontakt zueinander, haben eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe und gehen fort miteinander. Also das ist richtig gut gelaufen.

UNCUT: Die Aufnahmen von Kameramann Thomas Kiennast sehen wahrlich fantastisch aus, besonders während der Party-Sequenzen. Wie habt ihr auch inmitten dieses Massenauflaufs organisiert, um trotzdem solche aufwändigen Farb- und Lichtspielchen hinzubekommen?

Dominik Hartl: Als die dort ihre Partys aufgebaut haben, musste vorher immer schon unser Lichtkonzept integriert sein. Normalerweise ist es so, dass die ihr Licht auf der Bühne vorne aufbauen und im Publikum so gut wie gar kein Licht ist. Für uns war das dann so, dass wir natürlich auch im Publikum die Lichter brauchten, das heißt, das wurde alles dann schon mit aufgebaut. Das Design von der großen Bühne und auch vom Club mit der ersten Todesszene kommt von uns. Das sind alles von uns mitgebrachte Lichter und Lichtkonzepte und auch ästhetische Konzepte. Beim Dreh selbst war dann die Kommunikation das große Problem, weil’s dort natürlich unglaublich laut war. Wir haben dann so In-Ear-Kopfhörer wie man sie von der Formel 1 kennt getragen, damit die verschiedenen Departments miteinander kommunizieren konnten. Dann haben wir immer noch Leute mit kleinen In-Ear-Kopfhören zu den Schauspielern mit rein geschickt, die immer wie Jugendliche daneben gestanden sind, aber in Wirklichkeit Regieanweisungen weitergegeben haben. Ich hab die Schauspieler wiederum über die Mikrofone gehört, die sie sowieso draufhatten. Also so haben wir uns verschiedene Kommunikationswege zurechtgelegt. Die zweite Schwierigkeit war, dass wir die echten Partymacher dort gar nicht wirklich integrieren konnten. Wir mussten immer schauen, was die machten und wo gerade was los war. Darum war das Lichtkonzept auch so gemacht, dass wir uns immer mit der Kamera drehen konnten und das Licht auf der anderen Seite des Clubs immer so stand, wie wir es gebraucht hatten. Also es war schon ein ziemlicher Aufwand.

UNCUT: Musikalisch begleitet wird der Film ja in verschiedensten Variationen von Gigi D’Agostinos „L’Amour Toujours“. Warum hat genau dieser Song eine zentrale Rolle im Film übernommen?

Dominik Hartl: Das war eigentlich eine recht frühe Entscheidung für mich. Wir haben bewusst keinen Song gewählt, der zur Zeit des Drehs aktuell war, weil der ja bei Release des Films vermutlich schon komplett aus der Mode gewesen wär. Der Song ist halt so ein Klassiker und bei meiner Recherche am X-Jam ein Jahr vorm Dreh ist mir aufgefallen, dass auch heutige Jugendliche noch total auf Gigi abfahren. Das hab ich damals schon die ganze Zeit in der Dorfdisco gehört und ich find die Nummer auch wirklich geil, weswegen es sich als Klassiker angeboten hat. Ich hab „L’Amour Toujours“ dann schon früh als musikalisch übergreifende Untermalung für den Film im Kopf gehabt. Wir haben dann auch lange gebraucht um an die Rechte zu kommen, aber es war allgemein so der Grundstein für die Musik, die ich im Film haben wollte.

UNCUT: Mit Ihnen etabliert sich jetzt ja langsam aber sicher eine Stimme des Horrors im eher Genre-mageren Kino Österreichs. Was kann man sich in Zukunft für Projekte von Ihnen erwarten?

Dominik Hartl: Ich bin selbst zur Zeit auf der Suche nach neuem Stoff und schreib auch wieder. Es gibt ein potentielles Projekt in England, aber da wird zur Zeit noch nach einer Finanzierung gesucht. Es wär wieder so eine Horrorkomödie, aber das ist noch nicht sicher. Aber allgemein möchte ich natürlich dem Genre treu bleiben.
Der Autor
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