Berlinale 2018
Berlinale 2018 - Tag 3

Berlinale 2018 - Tag 3

Ruth Beckermann begeisterte heute in Berlin mit ihrem Film „Waldheims Walzer“. Daneben gabs aber auch noch Isabelle Huppert, Rupert Everett und einem ein filmisches Experiement von Timur Bekmambetov zu sehen.
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von (susn)
Nach der Schlappe von Tag zwei konnte der dritte Tag auf der Berlinale etwas mehr Qualität im Wettbewerb vorweisen. In der Früh ging es mit dem russischen Film „Dovlatov“ los, der von dem unter der sowjetischen Zensur leidenden Schriftsteller Sergei Dovlatov handelt. Angesiedelt im Jahr 1971 verfolgt der Film seinen Protagonisten eine Woche lang durch die Straßen von Leningrad, dem heutigen St. Petersburg, und zeigt, wie der Autor als Künstler nicht geschätzt wird, da er wie viele seiner Zeitgenossen nicht euphorische und episch genug schreibt. Der Film ist ein hervorragend gestylter und gespielter dokumentarischer Spielfilm, der leider einiges an Punkten aufgrund seiner Länge einbüßt. Eine halbe Stunde weniger hätten der Geschichte Wunder getan.

Der zweite Film an diesem Tag liegt wohl im Rennen um den Goldenen Bären momentan vorne. „Transit“ eine deutsche Romanverfilmung über deutsche Flüchtlinge in Marseille ist ein wunderbarer eindrucksvoller, aber doch nicht aufdringlicher Film. Die Besonderheit der Geschichte: obwohl der Inhalt sofort an ein zweites Weltkrieg-Drama denken lässt, ist der Film in der Gegenwart angesiedelt, was die ganze Handlung automatisch auf eine Meta-Ebene hebt. Cast und Regisseur zeigten sich auch bei der Pressekonferenz bestens gelaunt und später am Abend nochmals am roten Teppich zur Premiere.

Leider sank dieses Hoch mit dem letzten Film an diesem Tag, dem französischen Beitrag „Eva“, wieder ins Bodenlose. Wie „Transit“ eine Romanverfilmung, scheitert der Film dort wo der deutsche Beitrag punkten konnte. Dramaturgie, Kameraarbeit, Musik und Charakterisierung scheitern kläglich, das Drama wirkt in manchen Szenen auch unfreiwillig komisch. Hauptdarstellerin Isabelle Huppert ist zwar wie gewohnt großartig, kann dieses Durcheinander auch nicht mehr retten.

Heute feierte in der Nebenschiende Forum auch die österreichische Dokumentation „Waldheims Walzer“ von Ruth Beckermann Premiere. Das Delphi Kino war bis auf den letzten Platz gefüllt, die Regisseurin bekam beim Q&A tosenden Applaus. Schonungslos und mit viel aufklärerischem Instinkt rollt Beckermann den Fall Waldheim, Präsidentschaftswahlkampf und SA nochmals auf. Der Film ist ein gelungenes Konglomerat aus historischen Eigendrehs, nationalem und teilweise unbekannten internationalem Material. Gegeben der gegenwärtigen politischen Ereignisse in Österreich, ein wichtiger Film zur richtigen Zeit und wie Beckermann selber sagt, ein Aufzeigen wie man populistisch Wahlkampf betreibt.

In den Tageshighlights des Panoramas war einmal mehr das Thema von Flucht und Terrorismus der Motor. In „Profile“ von Timur Bekmambetov begibt sich eine britische Journalistin online in gefährliche Nähe eines IS-Kämpfers um herauszufinden, wie junge Frauen für den Kampf in Syrien rekrutiert werden. Dass der Film sich dabei ausschließlich darauf beschränkt die Ereignisse via Screenshot vom Desktop der Journalistin zu zeigen, macht neugierig ob ein derartiges Experiment aufgeht. Michael Gegenhuber hat sich den Film angesehen und erzählt davon in seiner Besprechung.

Am frühen Abend war das hinreissende „Kino International“, einst Premierenkino der DDR, Schauplatz der Uraufführung von „Zentralflughafen THF“. Karim Aïnouz' Dokumentation portraitiert das im ehemaligen Flughafengebäude Tempelhof untergebrachte Flüchtlingsquartier. Ein Film der besonders hier in Berlin mit Spannung erwartet wurde.

Und beim Podcast-Dreh gab es noch eine eher zufällige Begegnung mit der Sängerin Maya Arulpragasam, besser bekannt als M.I.A., die für die Premiere der Doku „Matangi/Maya/M.I.A.“ nach Berlin gereist war. Einen Photocall gab es heute auch zum chinesischen Streifen „Rou qing shi: Girls Always Happy“. Der Film selbst steht aber erst am Freitag auf unserem Programm.

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Die Autorin
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susn

Forum

  • Isabelle Huppert ...

    Ich weiss: alle lieben sie, besonders in Cannes. Ich habe sie gerade aus Berlin als Unsympathlerin in Erinnerung. Sieht mir heuer auch wieder so aus ... ;-)
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    21.02.2018, 13:35 Uhr
  • Delphi Palast

    Das nenne ich mal ein wirklich schönes Kino. Nicht so ein öder Multiplex-Kasten. Verdient den Namen „Palast“. Bin schon gespannt auf den Waldheim-Film, der wird doch sicher auch bei der Diagonale sein, oder?
    treadstone71_02519ad8f6.jpg
    20.02.2018, 08:44 Uhr
    • Diagonale

      Ja, der Film wird auf der Diagonale zu sehen sein.
      Und im Herbst kommt er dann regulär in die Kinos
      uncut_4fd94f1238.jpg
      20.02.2018, 14:44 Uhr
  • Interessanter 3. Tag

    WALDHEIMS WALZER scheint sehr interessant zu sein. Bin schon gespannt darauf wann die Dokumentation in Österreich ins Kino kommt.
    Übrigens: Podcast erstmals auf neuem IPad gesehen und genossen.
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    20.02.2018, 06:50 Uhr