Kobergs Klarsicht
Kobergs Klarsicht: Man kann nicht nicht politisieren

Kobergs Klarsicht: Man kann nicht nicht politisieren

Filme sind immer auch politisch relevant. Das muss Filmschaffenden und dem Publikum bewusst sein.
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von (DerKoberg)
Es lasst sich nicht wirklich etwas über die Gesellschaft sagen, ohne dabei politisch zu sein. Daran ändert sich auch wenig, wenn über fiktive Gesellschaften gesprochen wird. Während die diesbezügliche Diskussion in der Welt der digitalen Spiele durch den Release von „Wolfenstein II: The New Colossus“ gerade wieder voll entbrannt ist, sind Film da schon ein, zwei Schritte weiter. Filmschaffende sind sich ihrer politischen Verantwortung weitgehend bewusst, wagen sich immer wieder an schwierige Themen heran und beziehen auch gerne einmal öffentlich Stellung. Und das ist gut und wichtig.

Freilich gibt’s vor allem im großen Unterhaltungskino auch einiges, was unkritisch aufgegriffen und wiedergegeben wird. Das allgegenwärtige Auge-um-Auge-Prinzip ist genauso fragwürdig wie das Konzept des einen starken Mannes, der in Generalunion von Legislative, Judikative und Exekutive die Welt zu einem besseren Ort macht. Alles gemäß dem guten alten „Judge Dredd“: Ich bin das Gesetz!

Da werden große Themen aufgegriffen, ohne wirklich bearbeitet zu werden und es stellt sich die Frage, ob es hier um ein politisches Statement oder das Bedienen einfacher Stereotype ging. So sieht man etwa zu Beginn von „Justice League“ zu den gecoverten Klängen von Leonard Cohens „Everybody Knows“, wie die Polizei den Laden einer muslimischen Verkäuferin vor rassistischen Angriffen schützt. In der Logik des Films soll das wohl lediglich die sozialen Unruhen nach Supermans Tod verbildlichen. Warum gerade diese Szene gewählt wurde, bleibt offen. Will Regisseur Zack Snyder damit sagen, dass Rassismus entsteht, wenn sich die Hoffnungslosigkeit ausbreitet? Oder handelt es sich hierbei ganz einfach um das momentan naheliegende Bild gesellschaftlicher Gewaltausbrüche?

Gerade, weil Medien immer auch politisch sind, ist es wichtig, dass sich die Filmschaffenden genauso wie ihr Publikum diese Fragen stellen. Auch wenn aktuell brisante Themen beiläufig angeschnitten werden, sind diese Erwähnungen ein bedeutender Teil der größeren Diskussion und nehmen darauf Einfluss. Ob richtig oder falsch lässt sich da oft nicht so einfach festmachen. Entscheidend ist, dass diese Szenen wahrgenommen werden und, dass sich alle Beteiligten ihrer Verantwortung bewusst sind.