Neu im Kino
Neu im Kino (KW 45/2017)

Neu im Kino (KW 45/2017)

In der neuen Kinowoche gibt es unter anderem ein Wiedersehen mit bösen Müttern, die langsam zerbröckelnde Fassade einer vermeintlichen Kleinstadtidylle in den Fünfzigern Amerikas und den cinematischen Neuaufguss einer der beliebtesten Kriminalgeschichten der Literaturgeschichte zu sehen.
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von (chrosTV )

Mord im Orient-Express

Agatha Christie veröffentlichte in den frühen 30er-Jahren einen der bis heute bedeutsamsten und am häufigsten zitierten Kriminalromane der Literaturhistorie. Unter dem Titel „Murder on the Orient Express“ (dT.: „Mord im Orient Express“) ließ Christie den fiktiven belgischen Privatdetektiv Hercule Poirot inmitten des Orient-Express einen mysteriösen Mordfall aufklären und konnte mit der von Spannung nur so strotzenden Geschichte Leser weltweit faszinieren. Bereits 1974 wagte sich Meisterregisseur Sidney Lumet (u.a. „Die 12 Geschworenen“) an eine Leinwandadaption des Stoffes, die sich sowohl bei Zuschauern als auch bei Kritikern als großer Erfolg erwies. Da es abgesehen von einer missglückten TV-Verfilmung jahrzehntelang ruhig um Christie's Orient-Express blieb, war es nur eine Frage der Zeit bis der Krimi-Klassiker erneut fürs Kino ausgerollt werden würde. Als Regisseur für die als Blockbuster angelegte Neuverfilmung konnte Schauspieler und Filmemacher Kenneth Branagh (u.A. „Hamlet“, „Henry V“, „Cinderella“) gewonnen werden, der zur selben Zeit Meisterdetektiv Hercule Poirot mimt. Unter den des Mordes verdächtigten Zugpassagieren erwartet uns ein prächtiges Staraufgebot, dem unter anderem Johnny Depp, Michelle Pfeiffer, Penelopé Cruz, Judi Dench, Daisy Ridley oder Willem Dafoe angehören. Trotz der breiten Talentpalette vor und hinter der Kamera sind die bisherigen Kritiken recht gemischt ausgefallen.

Liebhaber von Christies Originalbuch und Kriminalgeschichten im klassischen Stile sollten hier dennoch einen Blick wagen und bevor der Zug im wahrsten Sinne des Wortes abgefahren ist, auf den Orient-Express aufspringen. Es erwartet euch ein wilder Ritt!

Suburbicon

George Clooney hat seinen großen Namen in erster Linie seiner Arbeit vor der Kamera zu verdanken. Über die Jahre hinweg konnte sich der mittlerweile 56-jährige Hollywood-Schauspieler aber auch eine beachtliche Karriere als Filmemacher aufbauen. Mit Regie-Werken wie „Confessions of a Dangerous Mind“ (2002), „Good Night, and Good Luck“ (2005) oder „The Ides of March“ (2011) begeisterte Clooney Kritiker weltweit und wurde sogar bei der einen oder anderen Preisverleihung geehrt. Zuletzt veröffentlichte Clooney im Jahre 2014 das WW2-Drama „Monuments Men“, das sich als dessen erster Flop bei Kritikern erwies. Bei seinem neuesten Film „Suburbicon“ handelt es sich um Clooneys erste Regiearbeit, bei der er selbst keine Schauspielrolle eingenommen hat. Der Film ist in einer US-amerikanischen Kleinstadt der 50er-Jahre angesiedelt, in der angeblich jeder einander respektiert. Die Fassade beginnt aber zu zerbröckeln, als bei der Familie Lodge eingebrochen wird und dabei Mutter Rose (Julianne Moore) ums Leben kommt. Da sich infolgedessen Familienvater Gardner Lodge von Tag zu Tag skurriler verhält, scheint die Scheinidylle komplett aus den Fugen zu geraten…

Als Drehbuchautoren konnte Clooney für seinen neuen Streifen unter anderem die meisterhaften Coen-Brüder für sich gewinnen. Bei so viel Talent vor und hinter der Kamera kann am Ende ja nur ein Meisterwerk bei rauskommen, oder?
Wenn man den bisherigen Reaktionen glauben kann, ist dem hier leider nicht so.

Bad Moms 2

Regisseure Scott Moore und Jon Lucas („21 and Over“) feierten im letzten Jahr einen großen Überraschungserfolg. Die Komödie „Bad Moms“ über drei Mütter, die versuchen, sich aus den Konventionen eines Familienlebens zu befreien, wurde zu einem internationalen Hit und konnte auch Kritiker überzeugen. Aufgrund des Erfolgs musste natürlich schon bald eine Fortsetzung her, die nun unter dem Titel „A Bad Moms Christmas“ (hierzulande „Bad Moms 2“) weltweit in die Kinos kommt.

Im Sequel fühlen sich die miteinander befreundeten Mütter Amy (Mila Kunis), Kiki (Kristen Bell) und Carol (Kathryn Hahn) von den elterlichen Pflichten, die die Weihnachtszeit mit sich bringt, unter Druck gesetzt. Als sie dann zur selben Zeit auch noch mit Besuchen ihrer eigenen Mütter konfrontiert werden, scheint die erhoffte Pause in weite Ferne zu rücken.
„Bad Moms 2“ ist bereits vor wenigen Wochen in den USA angelaufen. Kritiker zeigten von der Fortsetzung bisher jedoch nicht unbedingt angetan.

Weitere Neustarts

Weiters erwartet uns kommendes Wochenende die österreichische Literaturverfilmung „Licht“, in der Maria Dragus eine blinde Pianistin verkörpert, die jedoch mit der Rückgewinnung ihres Augenlichts langsam aber sicher ihre musikalische Gabe zu verlieren scheint.

Ebenfalls unter den Neustarts befindet sich die deutsche Tragikomödie „Simpel“, die von der rührenden Beziehung zwischen dem geistig beeinträchtigten Barnabas (David Kross) und dessen sorgsamen Bruder Ben (Frederick Lau) erzählt.

Die jüngeren Zuschauer dürfen sich mit „Hexe Lilli rettet Weihnachten“ auf das bereits dritte Leinwandabenteuer der keinen Hexe aus der beliebten Kinderbuchreihe freuen. Im dritten Teil muss sich Hexe Lilli zur Weihnachtszeit mit dem furchteinflößenden Knecht Ruprecht anlegen.

Zu guter Letzt wäre noch der Österreich-Start des Dokumentarfilms „Chavela“ zu erwähnen, in dem das Leben der mexikanischen Sängerin Chavela Vargas beleuchtet wird.

Ich wünsche UNCUT-Lesern an diesen tristen Herbsttagen ein paar hoffentlich unvergessliche Kinomomente!
Der Autor
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chrosTV

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