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Interview mit Todd Haynes

Interview mit Todd Haynes

Derzeit ehrt das Österreichische Filmmuseum US-Regisseur Todd Haynes in Form einer Retrospektive. Zu diesem Anlass konnten wir uns mit dem renommierten Filmemacher für ein Interview zusammensetzen.
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von (chrosTV )
Seit letztem Freitag steht das Österreichische Filmmuseum in Wien ganz in Zeichen von US-Filmemacher Todd Haynes. Der hoch angesehene Regisseur – bekannt für mehrfach preisgekrönte Filme wie unter anderem „Far from Heaven“ (2002), „I’m Not There“ (2007) oder „Carol“ (2015) – gastierte am Eröffnungswochenende der Retrospektive im Filmmuseum, um der Österreichpremiere seines neuesten Werks „Wonderstruck“ (Hier geht’s zur Exklusivkritik von „Stadtneurotikerin“ Marina Ortner) beizuwohnen und mehrere Publikumsgespräche zu bestreiten.

„Wonderstruck“ liegt dem gleichnamigen Roman von Jugendbuchautor Brian Selznick (u. a. „The Invention of Hugo Cabret“) zugrunde und handelt von den beiden Kindern Ben (Oakes Fegley) und Rose (Millicent Simmonds). Die gehörlose Rose lebt im Jahre 1927 in New Jersey und läuft von ihrem Zuhause davon, um in New York auf ihr großes Idol, die Stummfilm-Darstellerin Lillian Mayhew (Julianne Moore), zu treffen. Der junge Ben hingegen macht sich im Jahre lebt im Jahre 1977 und macht sich ebenfalls auf den Weg nach New York, um nach dem Tod seiner Mutter, seinen verschollenen Vater zu finden.
Auch wenn die beiden 50 Jahre voneinander entfernt leben, verbindet sie ein gemeinsamer Wunsch: die Sehnsucht nach einem besseren Leben.

Im Gegensatz zu den anderen Werken Haynes' basiert „Wonderstruck“ auf einem Buch, das sich primär an ein jüngeres Publikum richtet. Im Exklusiv-Interview erzählte uns der Filmemacher, dass ihn besonders die einzigartige Erzählweise begeistern konnte und er den Roman als Liebesbrief an New York City betrachte. Über die ihm ungewohnte Zusammenarbeit mit Jungdarstellern sprach er sich auch überaus positiv aus. Dabei hob er besonders das Alter der 12-jährigen Schauspieler als signifikanten Punkt hervor. In seinen Augen wirkt nämlich das Spiel von Jungdarstellern, die noch nicht den Hürden der Pubertät ausgesetzt sind, des Öfteren natürlicher und furchtloser, als das von trainierten Schauspielern im Erwachsenenalter.

Todd Haynes zählt seit Beginn seiner Karriere zu den wichtigsten Stimmen im sogenannten „New Queer Cinema“. In den letzten Jahren gab es einige positive Entwicklungen innerhalb dieser cinematischen Bewegung. Als beispielsweise Anfang dieses Jahres „Moonlight“ bei zahlreichen Preisverleihungen die Auszeichnung für den Besten Film gewinnen konnte, wurde ein Film mit LGBTQ-Thematik einem breiten Publikum bekannt gemacht. Dem „Moonlight“-Lob konnte sich Haynes ebenfalls anschließen. Zudem meinte er, dass der Kampfgeist der Queer-Bewegung sich über die Jahre hinweg auch im Kino festgesetzt hat und die LBTQ-Community zu einer signifikanten Stimme des modernen Films etablierte.

Im weiteren Verlauf des Interviews teilte uns der 56-jährige Filmemacher mit, dass ihm das reichliche Repertoire an verschiedensten Filmgenres, zu denen er als Jugendlicher in den Kinos von Los Angeles Zugang hatte, ihn dazu begeisterte, sein eigenes Glück als Filmemacher zu versuchen.

Heutzutage wenden sich immer mehr Regisseure vom Kino ab und beginnen fürs Fernsehen zu arbeiten, da den meisten Filmemachern im heutigen Hollywood angeblich nicht mehr die notwendige künstlerische Freiheit über ihr eigenes Werk gegeben wird. Todd Haynes selbst war auch bereits im TV-Bereich tätig und produzierte vor wenigen Jahren die hochgelobte HBO-Miniserie „Mildred Pierce“. Im Gespräch äußerte er sich grundsätzlich sehr positiv zur konstant hohen Qualität im heutigen ‚Golden Age of Television‘, fügte jedoch hinzu, dass das Kino auch Möglichkeiten biete, die einem das Fernsehen nicht geben kann.

Zum Abschluss des Interviews gab er - auf unsere Nachfrage hin - angehenden Filmemachern den Tipp mit, sämtliche Ressourcen, die man heute zu Verfügung hat, zu nützen, um in der Eigenpraxis zu lernen, wie man seine Ideen auf Film bannen kann.

Die Retrospektive im Filmmuseum dauert noch bis zum kommenden Sonntag, dem 8. Oktober an. Hier gibt es das Interview in voller Länge:

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