Kobergs Klarsicht
Kobergs Klarsicht: Ich will es wissen

Kobergs Klarsicht: Ich will es wissen

Auch aus altgedienten Unterhaltungsuniversen gibt es noch viel Relevantes zu erzählen.
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von (DerKoberg)
Ich bin ja heikel, was Spoiler anbelangt. Ich will möglichst nichts wissen, bevor ein Film beginnt. Also warne ich vorab, dass ich hier hart und unverblümt spoilern werde. Der Duden kennt dieses Verb ja nicht, aber das Internet sieht das anders. Auf jeden Fall geht es um „Rogue One: A Star Wars Story“.

Während sich andernorts kreative Köpfe allerhand aus den Fingern saugen, um vorhandene und erfolgreiche Unterhaltungsuniversen um publikumswirksame Ereignisse zu erweitern, überrascht Disney in der ersten losgelösten Geschichte aus den Star-Wars-Galaxien mit erzählerischer Leichtigkeit. Jahrzehntelang haben wir uns lustig gemacht, über die Hornochsen vom Imperium, die ihren Todesstern mit einem Schacht versehen, der nur einmal getroffen werden muss, um die ganze Superwaffe zu zerstören. So viel Unlogik zugunsten des Spannungsbogens herrscht doch sonst nur während Alien-Invasionen. Und jetzt liefert Disney ganz gelassen eine Erklärung, die spannend ist und Sinn ergibt – so als wäre das doch alles immer schon klar gewesen.

Hätte man nicht auch zwei Teile von „Der Hobbit“ streichen können, um stattdessen zu erklären, wieso die Adler Frodo nicht von Anfang an geholfen haben? Einer Erklärung, wo es vermeintlich keine gibt, das ist raffiniert und wirkt kein bisschen aufgesetzt; ganz im Gegensatz zu so manchen Prequels und Sequels, die den Kinos ebenfalls die Ehre gaben.
Aber da ist noch mehr: Disney verzichtet darauf, gleich noch Werbung für drei bevorstehende Star Wars Filme zu machen. Das ist angesichts der jüngsten Machenschaften von Marvel und DC alles andere als selbstverständlich: „Rogue One“ erzählt eine Geschichte, die für sich alleine steht und sich gleichzeitig seidenweich in die große Saga einbettet.

Natürlich ist es Teil der Grundidee längerfristig aufgebauter Erzählwelten, auf andere Geschichten derselben Welt zu verweisen und so das Publikum zur Spurensuche zu ermutigen. Das mögen wir auch so. Aber Filme wie „Batman vs. Superman - Dawn of Justice“ haben diese Idee überreizt und der Haupthandlung zwischen all den Charaktereinführungen die Relevanz genommen. „Rogue One“ steuert mit aller Gewalt gegen den Trend und lässt – jetzt kommt der wirkliche Spoiler – praktisch alle Charaktere sterben. Das traut sich sonst nur „The Game of Thrones“. Und es ist nicht notwendig, aber überraschend unzeitgeistig. Ob das Wort der Duden kennt, weiß ich nicht.

Da bleibt schon auch noch Raum für die eine oder andere Kritik, aber es keimt die Hoffnung, dass im Umgang mit unseren lieben Fantasiewelten eine neue Feinfühligkeit auflebt. Es gäbe doch überall noch so viel zu erzählen, so viel zu erklären und so viel Raum für Geschichten, die auf ihren eigenen Füßen stehen und die sich nicht durch die Einführung neuer Charaktere und die Vorbereitung neuer Heldenbanden rechtfertigen müssen.
Der Autor
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DerKoberg


Forum

  • Überspitzt

    Lieber Koberg, ich gebe dir vollkommen recht. Auf der einen Seite gibt es überspitzte Welten, die gar nicht wissen, was sie alles so unterbringen sollen, vor allem wenn auch ich an Marvel und DC denke. Es macht schon keinen Spaß mehr, den Überblick über die Chronologien zu behalten. Dahingegen hat Rogue One alles richtig gemacht. Es ist sicher oft schwer den schmalen Grad zwischen zu viel und zu wenig zu treffen. Ich habe mir bei manchen Franchises einfach schon so oft gewünscht: Bitte mehr! Mehr Hintergrund, mehr Filme, Bücher, was weiß ich. Aber: Gottseidank gibt es auch noch Fanfiction ;-)
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    21.12.2016, 12:32 Uhr