Viennale
Viennale - Safety last!

Viennale - Safety last!

Auf der Viennale wird der Stummfilmklassiker „Safety last!“ gewürdigt. Die Installation „Sign of the times“ ist noch bis nächstes Jahr zu sehen.
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von (Orson)
Würde man eine Umfrage zum Thema bekannte Hollywood-Komiker der Zwischenkriegszeit machen, wären vor allem Charlie Chaplin sowie (Stan) Laurel und (Oliver) Hardy genannt worden. Hier und da würde sich jemand noch an Buster Keaton erinnern. Eine Erwähnung Harold Lloyds würde hingegen einem kleinen Wunder gleichen.

Dabei hatte er fast 200 Filme gedreht, darunter den Stummfilmklassiker „Safety Last! - Ausgerechnet Wolkenkratzer!“, der 1923 produziert und heuer bei der Viennale gezeigt wurde. Die Geschichte weist ein für die damaligen Produktionen häufiges Motiv auf: ein mittelloser Junge will einem Mädchen imponieren, durchlebt mehr oder weniger erfolgreich Abenteuer und gewinnt das Mädchen schließlich eher durch Zufall. „Safety last!“ handelt von einem Kleinstädter, der sich nach Los Angeles begibt, um dort Karriere zu machen, mit dem Ziel seine anspruchsvolle Freundin heiraten zu können. Er wird Verkäufer in einer Textilabteilung, spielt für seine Freundin jedoch notgedrungen die Rolle eines Managers. Einzelne Sequenzen sind visuell wunderbar gelöst und beinhalten mitunter kluge komische Einfälle. Die wichtigste ist jedoch das fast ein Viertel des Films andauernde Klettern des Protagonisten auf den 12-stöckigen Wolkenkratzer des Einkaufszentrums, wobei er die Facetten der Stadt kennenlernt und viele Hürden bewältigen muss, inklusive dem Hängen an einer ziemlich instabilen Uhr.

Diese ikonische Szene, schon längst ein Teil der Filmgeschichte, wurde vom Festival auch aus dem filmischen Kontext genommen und in der Stadt verpflanzt. Im Zeitraum von Oktober 2016 bis Dezember 2017 ziert somit der Mann mit der Uhr die Außenfassade des Hotels und Viennale-Partners InterContinental in Wien. Die künstlerische Intervention mit dem offenen Titel „Sign of the times – Zeichen der Zeit“ ist die Arbeit der Wiener Künstlergruppe Steinbrener/Dempf & Huber .

Lloyds Film, bei dem das Festivalpublikum im Saal zurecht vor Lachen tobte, ist einer der glücklichen. Nach Schätzung von Filmhistorikern wurden rund 90% aller produzierten Stummfilme zerstört, weil die Wiederverwendung der Rohstoffe lukrativer war als die Erhaltung des Erbes. Deswegen sollte man heutzutage jeden auffindbaren Stummfilm retten. Eine gute Gelegenheit dafür – zumal mit einem Film, der auch außerhalb filmischer Rahmen relevant ist – bietet derzeit das Filmarchiv Austria. Am Samstag starteten sie mit der Crowdfunding-Kampagne für die Restaurierung von „Die Stadt ohne Juden“ (Hans Karl Breslauer, 1924). Um die Worte Gustav Mahlers zu bemühen: „Tradition ist die Bewahrung des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.“ Mehr Informationen erhaltet ihr auf der Crowdfundingseite des Projekts.
Der Autor
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Orson

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