Neu im Kino
Neu im Kino: Woche 38/2016

Neu im Kino: Woche 38/2016

Eine Menge kleiner Produktionen aus Österreich, Italien und Deutschland messen sich in dieser Woche souverän auf Augenhöhe mit viel größeren aus den USA.
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von (Harry.Potter)
Wenn man sich die Filmstarts dieser Woche näher anschaut, so fällt gleich einmal auf, dass es diesmal eine ganze Reihe von Filmen im Angebot gibt, die von vielversprechenden Nachwuchs-FilmemacherInnen aus Deutschland oder Österreich inszeniert wurden und die sich sowohl hinsichtlich der Geschichten, die sie uns erzählen als auch in Bezug auf die Wirkung, die sie beim Publikum hinterlassen, mit den großen Produktionen aus den USA messen können bzw. diese sogar ganz leicht übertreffen.

Snowden

Oliver Stone ist ein alter Herr in Hollywood und dem entsprechend lang ist die Liste der Filme, mit denen es bereits für Aufsehen gesorgt hat. Sei es mit seinem anspruchsvollen Portrait des einzigen katholischen US-Präsidenten „JFK“ oder dem Vietnamkrieg in „Geboren am 4. Juli“ oder mit dem schonungslos direkten Tagebuch der sinnlosen Gewalt in „Natural Born Killers“ – der dreifache Oscar-Preisträger (2x Regie, 1x Drehbuch) geht mit seinen Filmen niemals an der Aufmerksamkeit des Kinopublikums vorbei. Mit seinem neuesten Film über den Spionage-Aufdecker Edward Snowden hat er sich wieder einmal ein heißes Eisen ausgesucht – an der Kinokasse war es aber offensichtlich zu heiß, denn der Film blieb bisher weit hinter seinen Erwartungen zurück und das obwohl er mit Stars wie Joseph Gordon-Levitt, Zachary Quinto, Shailene Woodley oder Melissa Leo sehr prominent besetzt ist.

Die glorreichen Sieben

Ein Klassiker unter den Western-Filmen der 60er Jahre mit Steve McQueen und Yul Brunner wurde nun unter der Regie von Antoine Fuqua („Training Day“, „King Arthur“) neu verfilmt. In der Hauptrolle sehen wir Denzel Washington, in Nebenrollen u.a. Ethan Hawke und Chris Pratt, sowie eine Zigtausend-Zahl an Gewehr- und Pistolenkugeln, die in dem Film aus allen Himmelsrichtungen verschossen werden und für zahlreiche Soundeffekte gut sein dürfte. Fuqa kann seine Vergangenheit als Musikvideo-Regisseur keineswegs verleugnen. Nach Sichtung einiger Szenen des Filmes habe ich eher den Eindruck, der Film wollte eher einfach besonders cool sein, als seinem Vorbild neues Leben einhauchen.

Außerdem läuft in dieser Woche auch noch die Komödie „Bad Moms“ mit Mila Kunis, Kisten Bell und Kathryn Hahn in den Kinos an, in der Mila Kunis eine junge Mutter spielt, die angesichts der Tatsache, dass sie ihr Mann betrogen hat, drauf pfeift, dem Ideal einer fürsorglichen Mutter entsprechen zu müssen und auf den Putz haut. Herausgekommen ist dabei ein weiterer, wohl etwas mühsamer Streifen über frustrierte junge Mütter, wie es aussieht.

Soweit das Angebot aus der Traumfabrik Hollywood – lasst uns nun die Filme ein wenig unter die Lupe nehmen, die aus europäischer Produktion stammen und ab Freitag um die Gunst des Publikums werben.

Allen voran ist da einmal der deutsche Film „24 Wochen“ mit Julia (Jule) Jentsch zu erwähnen, der auf der diesjährigen Berlinale sehr viel beachtet und gelobt wurde (siehe dazu die Rezension von „Movies Are My Jam“). In dem Film geht es um ein Elternpaar, das sich mit der Tatsache konfrontiert sieht, dass ihr zweites Kind aller Wahrscheinlichkeit nach unter dem „Down Syndrom“ leiden wird. Eine sehr schwierige Entscheidung steht an: werden sie dieser Aufgabe gewachsen sein und was, wenn sie sich eingestehen, dass sie es nicht sein werden?

In eine ähnliche, wenn auch anders gelagerte Kerbe schlägt der Film „Was hat uns bloß so ruiniert?“ unter der Regie von Marie Kreutzer (Marie geht, Die Vaterlosen), geht es doch um Elternschaft. Auf eine schonungslos direkte und nichts beschönigende Weise zeichnet die Regisseurin die Situation junger Eltern in Österreich nach, die sich angesichts der Geburt ihres Kindes, auf die sie sich ja eigentlich gefreut hatten, mit der harten Wirklichkeit des Eltern-Seins konfrontiert sehen, in der ihre Partnerschaft offenbar nahezu völlig den Bach runtergeht.

Aus der Sicht eines Waisenkinders erzählt der Film „Auf Augenhöhe“ die Geschichte eines kleinen Jungen, der herausfindet, dass sein leiblicher Vater ein kleinwüchsiger Mann ist, der ihm gerade mal auf Augenhöhe heran reicht.

Der Vollposten - Avanti Beamti!“ ist eine italienische Komödie (in Italien einer der größten Kinoerfolge seit langem!) über einen Staatsbeamten, der aus dem vermeintlich ruhigen Büro im Rahmen einer Umstrukturierung an den Nordpol versetzt wird und sich in einer nicht nur fremden, sondern alles Andere als gemütlichen Atmosphäre behaupten muss. Eine bitterböse und wohl sehr amüsante Abrechnung mit trägen Staatsdienern, die sicherlich nicht nur in Italien zutreffend sein dürfte ...

Und in der österreichischen Dokumentation „Der zornige Buddha“, die auf der Diagonale gezeigt wurde, wird die triste Situation der Roma in Ungarn – exemplarisch für alle ausgegrenzten Volksgruppen Europas – aufgezeigt.

Ob mit einer teuren US-Produktion oder einem preiswerten, aber umso sehenswerten europäischen Film - ich wünsche Euch gute Unterhaltung im Kino!
Der Autor
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Harry.Potter

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