Caines Corner
Caines Corner: Sommer-Blockbuster 2016

Caines Corner: Sommer-Blockbuster 2016

Leander Caine fragt sich, wo heuer die guten Sommer-Blockbuster geblieben sind.
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von (LeanderCaine)
Ich kann mich an keinen Kinosommer erinnern, der so schwach war wie dieses Jahr. Es stimmt, es gab da noch die Fußball-EM in Frankreich. Das ist aber kein Grund nicht ins Kino zu gehen. Die Verleiher haben zu dieser Zeit enorme Panik, sodass sie lieber alle Filme in den ertragreicheren Herbst verschieben würden. Wenn das jeder macht, gibt’s einen Kinokannibalismus par excellence. „Findet Dorie“ ist ein prominentes Beispiel, wie man versucht einen Kinostart in eine „bessere“ Zeit zu verschieben. Familien, die mit ihren Kindern den Schulbeginn koordinieren müssen, sollen zur Entspannung ins Kino gehen und dort ihren Kinokonsum inklusive Softdrinks und Popcorn ausleben. Meine Frage lautet: Hätte das Sequel zu „Findet Nemo“ unseren Kinosommer gerettet?

Eine kurze Analyse zu den bisherigen Tentpole-Pictures der großen Studios zeigt, dass dieser Sommer von der besonders schwachen Sorte in die deutschsprachige Kinogeschichte eingeht. Fox wagte mit „Ice Age - Kollision voraus!“ einen Start noch in die Zeit der Fußball-EM, aber der 5. Teil begeistert nur noch „jung“ – „alt“ ist ein wenig genervt und fürchtet sich vor einem weiteren Abenteuer.

Independence Day: Wiederkehr“ bleibt ebenfalls weit hinter den Erwartungen des Originals. Man fragt sich ernsthaft ob Roland Emmerich in 20 Jahren nicht mehr eingefallen ist? Er hat schon gewusst, warum er sich bis dato vor Fortsetzungen gefürchtet hat. Wir verzeihen ihm, wenn er sein angekündigtes „Stargage“-Reboot nicht in den Sand setzt.

Star Trek Beyond“ hat nicht den Pep wie die Vorgänger. Zum 50. Geburtstag hätte ich mir mehr Mut zu Neuem erwartet.

Legend of Tarzan“ ist von der Bildern durchaus ansprechend, aber die Story ist milde gesagt ein wenig dünn. Ich selbst mag Christopher Lamberts Auftritt in „Greystoke - Die Legende von Tarzan, Herr der Affen“ aus dem Jahr 1984 viel mehr.

Suicide Squad“ versucht mehrere Filme in einen zu verpacken und scheitert gezwungenermaßen. Das versaut jede Vorfreude auf „Justice League“. By the way: Von weiteren „Avengers“-Performances habe ich die Schnauze auch voll.

Jason Bourne“ ist der feige Versuch alles „ganz sicher“ zu machen. Anstatt wie bei den Vorgängern neue und kreative Wege im anspruchsvollen Actionkino zu gehen, vertraut man Altbewährtem – eine Enttäuschung auf unterhaltsamem Niveau.

Aber „richtig erwischt“ hat es „Ghostbusters“. Paul Feigs „weibliche Version“ des Klassikers hat unbarmherzige Gefühle bei Fans, aber auch am Box Office hinterlassen. Hat es nicht bei Marvel bzw. Disney die Idee gegeben auch einen weiblichen „Thor“ zu kreieren? Ich hoffe, dass die Verantwortlichen daraus lernen.

Man sieht, dass die Filme nicht von besonderer Originalität zeugen. Die Studios trauen sich wenig auf neue und gewagte Stoffe zu setzen. Die Filme kosten ein Vermögen. Das Risiko scheint zu hoch zu sein. Aber der Zuschauer spürt, dass er da immer den gleichen Brei vorgesetzt bekommt. Ganz schlimm hat es kürzlich „Ben Hur“ am Box Office erwischt. Aber ganz ehrlich – warum musste es ein Remake eines großartigen Films geben? Die Erklärung, dass es heutzutage bessere Effekte als damals gibt, zieht einfach nicht. Effekte sind meistens langweilig.

Gott sei Dank gab es im deutschsprachigen Raum noch einen Schatz namens „Toni Erdmann“, der den Filmsommer gerettet hat. Aber meiner Meinung ist das nicht ein Blockbuster – oder?
Der Autor
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LeanderCaine


Forum

  • Mauer Sommer mit Lichtblicken

    Zwar fand ich auch, dass diese Sommersaison mit Enttäuschungen wie Suicide Squad oder Pets zwar relativ schwach war, jedoch fand ich, dass es auch Lichtblicke gab, wie beispielsweise Star Trek Beyond (zwar nicht so gut wie seine Vorgänger, aber dennoch schön inszeniertes und intelligentes Sci-Fi-Kino), The Nice Guys (eine toll geschriebene und stylish inszenierte Neo Noir-Komödie), The Jungle Book (kam zwar bereits im April raus, war aber einer der meiner Meinung nach visuell meist beeindruckenden Blockbuster der letzten Jahre und konnte gar Disneys Original übertrumpfen) oder zumindest in meinen Augen auch Ghostbusters, der eine charmante Hommage an das Original war und tolle weibliche Comediennes im Cast hatte. Zudem gab es einige beeindruckende Indie-Pictures, wie Toni Erdmann, Green Room oder Richard Linklater's Coming of Age-Dramedy Everybody Wants Some. Dennoch wär da auf jeden Fall Luft nach oben gewesen. Was Finding Dory betrifft, denke ich, dass der zeitliche Unterschied des Veröffentlichungsdatums eher daran liegt, dass Pixar sehr viel wert auf qualitative Synchronisationen ihrer Filme legt und deshalb viel Zeit darin investiert. Ich für meinen Teil konnte den Film bereits im Ausland sehen und fand ihn sehr gelungen. Wie dem auch sei, ich freue mich auf jeden Fall auf die vielversprechende Herbstsaison!
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    11.09.2016, 00:03 Uhr
  • 2016

    Wie jedes Jahr spürt man ganz klar ein "Sommerloch" in den Kinosäälen. Wie du richtig beschrieben hast, ist das bei den derzeitigen Filmen ein Wunder. Die Enttäuschung, die man dabei erhält, wenn man sich einen Film ansieht, der einen nicht zufrieden stellt, ist riesig. Denn immerhin sollte in der heutigen Zeit vieles möglich sein. Die Technik ist auf dem neuesten Stand. Die Ideen leider nicht. Alles war schon einmal da und gewohnte Rezepte funktionieren einfach nicht mehr, dass liegt bestimmt auch an der schnell-lebigen Gesellschaft und der derzeitigen Generation. Ich hoffe, dass sich bald der Wind dreht und uns wieder bessere Aussichten erwarten.
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    07.09.2016, 12:20 Uhr