In der TNT-Serie, die seit 2010 und mittlerweile in den USA in der 7. und letzten Staffel läuft, dreht sich nämlich sehr viel um die Freundschaft unter Frauen, auf der einen Seite Jane Rizzoli (Angie Harmon) , eine burschikose Polizistin im Bostoner Morddezernat, die sich durch ihre patente Art und „Hands on“ Mentalität in einer männerdominierten Branche durchsetzen kann, und Maura Isles (Sasha Alexander), einer klugen und kultivierte Pathologie aus der Bostoner Upper Class, deren mangelnde Emotionalität durch bestechende logische Erklärungen aus der Welt der Naturwissenschaft ausgeglichen wird.
Was jetzt vielleicht ein bisschen nach einem Brunetti-Roman klingt – ich denke an Guidos Lieblingspathologen Ettore Rizzardo – oder gar an „Ein Fall für zwei“- Interdisziplinarität, ist tatsächlich amüsant und flott erzählt. Jane und Maura arbeiten, wie gesagt, nicht nur zusammen, sie sind auch enge Freundinnen, trotzdem oder obwohl sie so unterschiedlich sind. Als Gegenpole, als die sie aufeinandertreffen, was Lebensweise und Weltanschauung betrifft, profitieren sie beide von der jeweils anderen, die eigenen Defizite werden ausgeglichen und sie fordern sich auch gegenseitig heraus, aus der jeweiligen Komfortzone herauszukommen. Janes typisch italienische Mama zieht nach einer Trennung bei Maura ein, Maura freundet sich mit Janes Bruder, einem Kleinkriminellen, der auch schon im Gefängnis war, an, dafür sieht Jane erstmals ein Spa von innen und lernt, bei Spekulationen über Tathergang mehr analytisch zu denken und zu argumentieren.

Es gibt zwar sporadisch Männer in beider Leben, dennoch ist das wirklich Beständige ihre Beziehung zueinander, die auch sehr emotional und innig ist. Das mag ein Grund dafür sein, dass es eine breite Fan Basis in der LGBT-Community gibt, in der angenommen wird, dass Maura und Jane auch eine Liebesbeziehung haben. Die Produzenten sowie die Autorin der Serie haben angegeben, das nicht beabsichtigt zu haben, finden es – genauso wie die Darstellerinnen – allerdings interessant. Im weiteren Verlauf der Serie gibt es immer wieder Szenen, die in diese Richtung interpretiert werden können, etwa als Maura zu Jane sagt: „Ich mag deinen Bruder, aber dich liebe ich.“ Möglicherweise spielten die Produzenten später ganz bewusst mit dieser Erwartungshaltung. Ein zweites „The L-Word“ ist „Rizzoli und Isles“ aber nicht, da die sexuelle Orientierung - wenn überhaupt – nur unterschwellig eine Rolle spielt und sich niemand mit den möglichen Schwierigkeiten und Herausforderungen dieser Partnerschaftsform in der Gesellschaft auseinandersetzen muss.
In erster Linie ist die Produktion natürlich aber eine spannende Krimiserie mit interessanten Fällen, auch so kann man sie rezipieren und seine Freude daran haben, wenn man an den „Nebenschauplätzen“ nicht so interessiert ist. Wenn man „Rizzoli und Isles“ als Krimiserie betrachtet, dann allerdings mit der Erkenntnis, dass hier hauptsächlich Frauen das Kommando übernehmen.