Kobergs Klarsicht
Kobergs Klarsicht: Die besseren Filme

Kobergs Klarsicht: Die besseren Filme

Serien haben das, was den Filmen immer öfter ausgeht: Zeit
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von (DerKoberg)
Nein, sind sie nicht. Die besseren Filme, meine ich. Aber wenn es um klassisch erzählende Medien geht, haben Serien einen nicht zu verleugnenden Vorteil. Die Hingabe, mit der gute Serien wie etwas „House of Cards“ ihre Charaktere entwickeln und nachvollziehbar verändern, braucht viel Zeit. Und auch wenn „Game of Thrones“ zig Handlungsstränge zugleich weiterspinnt, bleibt für die einzelnen Figuren und ihre Transformationen gerade noch ausreichend Zeit.
Filme hecheln der wachsenden Marktmacht der Serien ein bisschen hinterher. Jedes neue dystopische Teenie-Endzeit-Drama wird von vornherein für drei oder mehr Filme konzipiert und trotzdem wird dann gerne zu viel Handlung in die ohnehin schon überlangen Filme gepresst. Und die großen Comic-Verlage Marvel und DC kommen beim Einführen immer neuer Charaktere langsam ins Trudeln – weil es doch so viel zu erzählen gibt und die Verbindungen zwischen den Filmen die treuen Fans immer konsequenter ins Kino locken sollen.

Schon die „Harry Potter“-Filme hatten das Problem, dass Teile der Handlung kaum nachvollziehbar waren, ohne die Bücher gelesen zu haben. Und immer mehr Filme erinnern in ihrem Erzählfluss an ein aufgeregtes Kind, das man immer wieder fragend unterbrechen muss, um die Zusammenhänge des Erzählten noch nachvollziehen zu können.
Zusätzlich ist zu erwähnen, dass ja auch die Serien nicht gerade langsam in ihren Handlungen voranschreiten. In keiner Folge der beiden oben Genannten geschieht nichts grundlegend Tragisches. Sobald nichts mehr Existenzielles geschieht, ist die Kamera schon woanders – ein bisschen wie die Videos der meisten YouTuber, die sogar die Atempausen aus ihren Beiträgen herausschneiden.

Das mag eine Alterserscheinung sein, aber in meinen Augen tut dieses wachsende Tempo den Filmen nicht gut. Mit den Inhalts-Dimensionen der Serien können sie ja ohnehin nicht mit. Und die einzelnen Ereignisse der Handlung verlieren massiv an Gewicht. Man vergleiche etwa die Zerstörung von Prinzessin Leias Heimatplaneten Alderaan in „Krieg der Sterne: Episode IV - Eine neue Hoffnung“ mit der Pulverisierung der Neuen Republik in „Star Wars - Das Erwachen der Macht“. Zwischen all den Handlungsfäden geht die Explosion mehrerer dicht bevölkerter Planeten recht sang- und klanglos unter.

Ich wünsche mir auch im Blockbuster-Kino wieder öfter ein 1:1-Verhältnis: Ein Film, eine Geschichte. Die darf man später gerne mit anderen verweben, wie in „The Avengers“, aber wenn von vornherein immer gleich ein ganzes Netz aus Handlungsfäden gesponnen wird, bleibt immer nur der pompöseste hängen. Und dann sind Serien wirklich die besseren Filme.
Der Autor
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DerKoberg


Forum

  • Kurzweilig

    Filme sind leider oft ein kurzweiliges Vergnügen: Oft kopiert und selten komplett neu erfunden reihen sich etliche Filme, unter anderem im Komödiensektor, hintereinander ein, ohne großzügig zu überraschen. Ich liebe Serien für zwischendurch. Für Abends vor dem Einschlafen, oder wenn man gerade eine kurze Lernpause macht. Nach dem Ende einer Serie fühle ich mich immer so, als hätte ich ein bisschen etwas von mir selbst verloren, wohingegen ich dieses Gefühl bei einem Film sehr selten habe, wenn er zuende ist. Es ist eben leider nur eine Momentaufnahme, die Spaß macht, aber nie den nötigen Spielraum durch die geringe Laufzeit hat. Natürlich gibt es so manche Filmreihen, die etwas ebenso episches vermitteln. Wenn man sich zum Beispiel die Dark Knight Trilogie zuhause ansieht, bleibt ein ähnliches Gefühl. Aber dennoch gibt es zu wenig und es könnte einfach oft noch so viel mehr sein: Eine richtig gute Serie eben.
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    11.05.2016, 13:39 Uhr
  • Epische Länge, aber auch Tiefe

    Die in der letzten Zeit immer populäreren TV-Serien haben dank großzügiger finanzieller Mittel und großer Stars vor und hinter der Kamera mindestens die gleiche cineastische Qualität wie die Kinofilme. Allerdings können sie durch die Vielzahl an Folgen (und ggf. Staffeln) einen viel größeren Handlungsbogen erzählen und es sich auch leisten, an einem Seitenstrang bzw. einem bestimmten Moment der Geschehnisse in die Tiefe zu gehen. Das macht eigentlich ziemlich Spaß, weil die Charaktere umso mehr Profil bekommen und man viel mehr Aspekte der Motive und Hintergründe der Ereignisse erfährt. Perfekt ist das Ganze dann, wenn man mit der Serie aufhört, wenn sie zu Ende erzählt ist. Ein Beispiel dafür wäre "Breaking Bad". Nach 5 Staffeln war der Höhepunkt erreicht und Schluß. Eines der großartigsten Serienfinale belohnte die Fans für ihre Treue. Negative Beispiele sind vielleicht "E.R.", hier war schon längst vor der 11. Staffel die Luft draußen, ähnlich war es auch bei "Smallville".
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    10.05.2016, 20:13 Uhr