Müll Mates
Müll Mates - Star Wars

Müll Mates - Star Wars

Auch die Müll Mates hat das „Star Wars“-Fieber gepackt. Ob das Feiertagsspecial, das türkische „Remake“, die Parodie „Spaceballs“ oder sämtliche Kurzfilme von Fans – all dies ist für sie einen genaueren Blick Wert!
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von (Müll Mates)
Howdy J,

es gibt glaube ich niemanden, der noch nie „Star Wars“ gesehen hat. Oder zumindest niemanden, der noch nie irgendwie mit der mittlerweile erfolgreichsten Filmreihe aller Zeiten in Kontakt gekommen ist. Ist ja auch schwierig, wenn sogar Supermärkte und die Werbeindustrie regelmäßig vom „Star Wars“-Fieber gepackt werden – was oftmals schon an der Grenze des guten Geschmacks kratzt. Wie du ja weißt, startet nun mi „Star Wars - Das Erwachen der Macht“ der bereits siebente offizielle Teil – produziert von....Disney! Ich schätze mal, das ist Grund genug, um den Trash-Faktor der populärkulturell bedeutenden Reihe genauer unter die Lupe zu nehmen. Aber nicht nur die Saga selbst bringt allerlei Absurditäten, wie Jar Jar Binks (eine der offensichtlichsten) mit sich. Freilich trugen die zahlreichen trashigen Momente von Anfang an zum Kultfaktor der Filme bei. Oder anders gesagt: „Star Wars“ wäre ohne seine immer wieder auftauchenden absolut unlogischen Szenen nie zu dem geworden was es ist. „Star Wars“ ist Unterhaltung um jeden Preis. Und das ist gut so! Die gelungene Balance zwischen Tief- und Unsinnigkeiten ist vielleicht die größte Leistung der Reihe. Das „Star Wars“-Universum endet allerdings nicht mit den „Star Wars“-Filmen. Vielmehr hat sich um George Lucas' Werk wie kaum um eine andere Geschichte schnell eine riesige Fanbase versammelt. Viele von ihnen bringen ihre Begeisterung für die Saga zum Ausdruck indem sie sich selbst künstlerisch betätigen. Das Web 2.0 ist voll von „Star Wars“-Trash. Und dann gibt es noch zwei ganz besondere Perlen: Ein türkisches Star Wars-Quasi-Remake aus den 80ern und ein Holiday-Special aus dem Jahr 1978. Zwei Perlen der Trashkinogeschichte schlechthin. Kurzum, ich finde wir sollten einen Briefverkehr über „Star Wars“ auf Uncut veröffentlichen, da die Reihe perfekt in unsere Kolumne passt. Was meinst du?

May the Schwartz be with you,
P
Lieber P,

genauso sehe ich das auch. Der sogenannte „Turkish Star Wars“ ist aber freilich kein Remake, der eigentliche englische Titel ist „The Man Who Saves the World“. Seinen bekannteren Namen bekam er aber vor allem dadurch, dass er schamlos Teile von Szenen aus dem ersten „Star Wars“ („Krieg der Sterne“, also Episode 4, also „A New Hope“ bzw. „Eine neue Hoffnung“) in seine Handlung einbaut. Dass Filmemacher sich von anderen Filmen beeinflussen lassen, indem sie beinahe ganze Szenen von ihren Vorbildern kopieren, ist heutzutage keine Neuigkeit mehr. Aber das tatsächliche Bildmaterial aus anderen Filmen und in anderen Kontexten zu verwenden, kennt man eigentlich aus dem Experimentalfilm-Bereich. Wieder haben wir es mit einem Trashfilm zu tun, der Techniken des Kunstkinos – natürlich auf seine ganz eigene Art und Weise – einsetzt. Interessant ist auch die visuelle Alteration eben jener „gesampelter“ Szenen: sie werden mit einem Farbfilter und in 4:3-Format präsentiert. Ansonsten ist es vielleicht beinahe die einzige Möglichkeit, jene Ausschnitte in ihrer originalen Version zu erleben, in Anbetracht dessen, wie viel George Lucas im Nachhinein an seinen Filmen herumgedoktort hat....

Möge der Saft mit dir sein,
J
HO HO HO J,

ich bin begeistert von der Idee, den türkischen „Star Wars“ aufgrund seiner Verwendung von Found Footage ins Kunst-, Autoren und Experimentalkino einzuordnen. Genial! Aber lass mich noch mal in einer Sprache über den Film schreiben, die ihm gebührt: Zu Beginn sitzen die zwei Kampffighterjet-Piloten (Copyright Frank Stronach) Murat und Ali vor einer Greenbox (oder sogar vor einer Leinwand), während Szenen aus „Star Wars“ im Hintergrund laufen. Sie tragen Motorradhelme. Sie befinden sich in einer Schlacht. Der Todesstern will die Erde zerstören. Und tut das auch. Oder etwa doch nicht? Man weiß es nicht... Die beiden stranden auf einem unbekannten Planeten, der von einem Zauberer mit Papp-Maske bedroht wird. Sie kämpfen gegen Plüschmonster, Roboter, Skelett-Krieger, Klopapier-Mumien, Typen in Faschingsmasken und andere Unsinnigkeiten. Zwischendrin findet man aus diversen Hollywood-Filmen geklautes Bild- und Tonmaterial. So wird etwa jedes Mal, wenn Murat als Held auftritt die „Indiana Jones“-Melodie eingespielt. Auch von „Ben Hur“, „Flash Gordon“ und „Planet der Affen“ wurde schamlos geklaut. Kurzum, der Film ist die Krönung aller Trashfilme! Jede Sekunde ist purer Genuss für Liebhaber unfreiwillig missglückter Kunst. Ein im türkischen Kino dieser Zeit nicht untypischer Versuch Hollywood zu kopieren (die türkischen Remakes von „Rambo“ und „Rocky“ sind einen eigenen Briefwechsel wert). Wenn man jemanden erklären will was ein Trashfilm ist, zeigt man ihm am besten diesen Film. Das dachte ich zumindest, bis ich eine andere Perle aus dem „Star Wars“-Universum gesehen habe: „The Star Wars Holiday-Special“! Der Film wurde von George Lucas und Pat Proft (bekannt durch „Police Academy“ und seine Filme mit den Zucker-Brüdern) (mit)geschrieben und 1978 mit beinahe allen Star Wars-Stars (Ford, Fischer, Hamill) fürs Fernsehen gedreht. Aber ernsthaft: WTF!? Kein Wunder, dass sich George Lucas für den Film angeblich so geschämt hat, dass er vehement versuchte eine Ausstrahlung des Films zu verhindern. Ehrlich gesagt bin ich was dieses absolute Trash-Meisterwerk betrifft noch etwas sprachlos. Kannst du deine Eindrücke vielleicht in Worte fassen?

I'm a mog – half man, half dog,
P
Lieber P,

das von dir angesprochenen Holiday-Special handelt davon, dass Chewbacca an einem Feiertag versucht nachhause zu kommen und dabei mit Han Solo im Millennium Falcon von Sternenzerstörern aufgehalten wird. Daheim wartet seine Famile: seine Frau, sein Kind und sein Vater. In Wirklichkeit geht es auch vor allem um diese und wie sie die Zeit bis Chewies Ankunft verbringen. Ein Film der Prokrastrination, des Abschweifens, insofern, dass jede ihrer Handlungen in ihrer schieren Unendlichkeit dargestellt wird. So kocht die Frau nach Anleitung einer der absurdesten Kochshows, die die Fernsehgeschichte gesehen hat. Die Fernsehköchin hat vier Arme und kocht mit vollem Körpereinsatz, als ob sie gerade bei einem Rockkonzert wäre. Der Vater (welcher von seiner optischen Erscheinung dem Loriot-Opa ähnelt) sieht sich in seinem Virtual-Reality-Anzug ein hypersexualisiertes Musikvideo an und der Sohn besichtigt an einer anderen Maschine, die einer Schreibmaschine ähnelt, einen „Star Wars“-Comic. Es geht im Prinzip um nichts, aber das ausgebreitet in über eineinhalb Stunden. Kein Wunder, dass Carrie Fisher (Schauspielerin der Prinzessin Leia) dieses TV-Special angeblich bei Partys als Rausschmeißer spielt! Zum Lächerlichmachen des „Star Wars“-Universums hätte es da „Spaceballs“ gar nicht gebraucht...

Everything that happens now, is happening now,
J
Szervusz J,

Das „Star Wars Holiday Special“ ist so etwas wie eine komplett absurde „Star Wars“-Weihnachts-Sitcom, die wie du richtig sagst, eigentlich überhaupt keine Handlung hat. Außer dem Element des Wartens. Man könnte es beinahe schon als narratives Flanieren bezeichnen. Ach ja: Der Film erinnert in erster Linie an die Pingus. An dieser Stelle kann ich nur noch einmal eine große Empfehlung aussprechen! Sowohl der türkische „Star Wars“ als auch das Holiday-Special sind übrigens auf Youtube zu finden. Also unbedingt ansehen! Zum Schluss möchte ich nochmal auf die von dir erwähnte Parodie zurückkommen: „Spaceballs“. Eines von Mel Brooks absoluten Meisterwerken und Film meiner Kindheit! In meinen Augen ist „Spaceballs“ allerdings so pointiert und perfekt durchkomponiert, dass er nur wenig Trashfaktor besitzt. Vielmehr ist er ein super Beispiel für die große Kunst der Parodie. Und ist obendrein auch aus kunsthistorischer und medienphilosophischer Perspektive unglaublich progressiv. So etwa in der Szene in der sich Lord Helmchen & Co ein Video von „Spaceballs“ ansehen (danke übrigens für dein Zitat). Die in der Theater- und Filmtheorie oft zitierte vierte Wand wird erbarmungslos eingerissen und der Film strotzt nur so vor Selbstreferentialität. Zum Schluss möchte ich auch nocheinmal auf die eingangs erwähnten „Star Wars“-Fanfilme im Web 2.0 hinweisen. So etwa auf „Hardware Wars“ in dem Haushaltsgeräten wie Bügeleisen, Staubsauger & Co als Raumschiffe und Roboter herhalten müssen. Aber am besten, man begibt sich einfach selbst auf Entdeckungsreise. Denn zu Entdecken gibt es im Star Wars Trash-Universum jede Menge. In diesem Sinne:

Prepare ship for ludicrous speed!
P
Der Autor
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Müll Mates


Forum

  • Holiday Special

    Das Star Wars Holiday Special kannte ich bis dato nicht. Ich habe mir jetzt zwar nur ein paar Minuten angesehen, aber generell wirkt der Film so trashig, dass man kaum glauben würde, dass er aus der Hand von George Lucas ist. Es erinnert viel mehr an eine sehr alte BBC Produktion.
    Bei der türkischen Version ist leider die Sprachbarriere ein großes Hindernis, da die Szenen so kaum Sinn ergeben. Ich glaube zwar nicht, dass die Off Stimme dem Film einen wirklichen Sinn geben wird, aber ohne ein Wort zu verstehen macht es einfach keinen Spaß.
    sanasani_81677de759.jpg
    26.12.2015, 20:43 Uhr
  • Danke für die Tipps

    Während dem Lesen habe ich mich schon gefragt, wo man denn dieses Weihnachts-Special oder den türkischen Star Wars Film wohl findet. Gut dass ihr dann auch YouTube als Quelle genannt habt und unten auch noch die Links angegeben habt. Danke für dieses besondere Weihnachtsgeschenk :-)

    Ich hab mal beim ersten Film kurz reingeschaut und musste bei der irren Kochshow sofort an die Muppets-Show denken. Ich hab nur darauf gewartet, dass der dänische Koch gleich ins Bild kommt...
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    24.12.2015, 15:11 Uhr