Kobergs Klarsicht
Kobergs Klarsicht: Ausgewalkt

Kobergs Klarsicht: Ausgewalkt

Manchmal reicht die Idee einfach nicht aus, um abendfüllend zu unterhalten.
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von (DerKoberg)
Schon bevor ich die gelben Dodel tatsächlich im Kino gesehen hab war ich verwundert über die allerseits wahrgenommene Vorfreude. „Ich - Einfach unverbesserlich“ war in meinen Augen ein mittelmäßiger Animationsfilm und unter all den Sidekicks der immer länger werdenden Animationsfilmgeschichte waren die Minions jetzt auch nicht in meinen Top 5 (Esel!). Aber bitte. Schon zwischen den zwei unverbesserlichen Filmen sind dann kurze Werbe-Clips aufgetaucht. Minions vor weißem Hintergrund die in gefühlten eineinhalb Minuten auf irgendeine sympathisch dumme Art lustig sind. Da war das eine oder andere nette Filmchen dabei, aber für mich war damit das Potenzial der gelben Einzeller aufgebraucht: Sie schauen lustig aus, sprechen einen wirren Sprachenmix und lieben Bananen.

Nach dem Besuch von „Minions“ wundert es mich noch mehr, dass der Film auch von Erwachsenen durchaus gefeiert wird. Selten war die brutale Kraft des Nudelwalkers so spürbar wie hier. Ja, da war eine amüsante Idee – die über einige Minuten auch bestens funktioniert hat – aber wenn diese Minuten auf einen abendfüllenden Film ausgewalkt werden müssen, ist das Ergebnis eben in erster Linie dünn.

Dem Umstand, dass – aus Liebe zu einem kreativen Gedanken oder aus wirtschaftlichem Kalkül – eine hübsche Idee unter Schmerzen auf übertriebenen Umfang ausgedehnt wird, begegnet man immer wieder. „Der Hobbit“ ist da sicher das meist-diskutierte Beispiel der letzten Jahre und auch den Schreiberling, der aus der Idee von zu Robotern ausklappbaren Spielzeugautos die Basis-Handlung für die Transformers-Filme hervorwürgen musste, beneide ich kein bisschen. Aber es gibt auch die sympathischeren Beispiele; wie „Die Rotkäppchen Verschwörung“. Hier war die Idee, aus dem klassischen Märchen einen Krimi zu machen wirklich amüsant, aber für die volle Laufzeit hat es einfach nicht gereicht – ein weiter Grund, das unterschätzte Konzept des mittellangen Films zu unterstützen.
Natürlich findet sich auch das eine oder andere überraschende Positiv-Beispiel. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass „The Lego Movie“ derart charmant sein könnte? Oder – um zu Realfilmen zurückzukommen – die Geschichte des Mannes, der sich in sein Betriebssystem verliebt? „Her“ war einer der romantischsten Filme der letzten Jahre.

Trotzdem regt das Thema dazu an, Filme wieder ein bisschen mehr als Kunstwerke zu behandeln. Warum muss die Laufzeit in den allermeisten Fällen so klar vorgegeben sein? Ins Theater geht man ja durchaus auch für eine Stunde. Schwieriger ist natürlich die Sache mit dem vorhersehbaren Umsatz. Im Fall der „Minions“ war der Film wohl weniger lukrativ als die Merchandise-Artikel – dass die Handlung im Grunde nichts her gibt, mag seitens der Produktion durchaus dem einen oder anderen bewusst gewesen sein. Ein bisschen weh tut es aber doch, wenn man Filmen derart anmerkt, dass sie nur das notwendige Standbein eines Marketing-Coups sind.

Einen spannenden Beitrag zur Diskussion wird übrigens auch der Minecraft-Film bringen, der sich gerade in Planung befindet. Wer schon einmal einen Blick auf das Spiel geworfen hat, wird sich wie ich fragen, was uns da auf der Leinwand erwarten könnte.
Der Autor
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DerKoberg


Forum

  • Sidekicks

    Ich habe die Minions immer mehr als großen Marketing-Gag, als als eigenständigen Film betrachtet. Aufgrund der relativ mittelmäßigen bis negativen Meinungen habe ich mir den Film auch nicht im Kino angesehen, weil ich mir so etwas schon gedacht habe. Ein genereller Sidekick-Film wäre für mich nicht die Tragödie, so wären doch einige Charaktere in der Film und auch Serienwelt ohne ihre Sidekicks nichts. Denken wir nur an Alfred von Batman. Da ist bestimmt eine Menge guter Stoff dabei. Im Animationsbereich muss man leider auch daran denken, dass viele Filme eben doch für die jüngere Generation angesiedelt sind.
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    26.08.2015, 16:30 Uhr
  • Teils, teils

    Ich fand die "Einfach unverbesserlich" Filme sehr gut, gehören zu meinen Lieblingsanimationsfilmen überhaupt.

    Bei "Minions" geb ich dir jedoch Recht: zuviel gelb für einen ganzen Film. Ich bin aber generell kein großer Fan davon, Sidekicks zu Hauptdarstellern zu machen.
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    26.08.2015, 09:51 Uhr