Das Thema ist relativ unsexy, und verspricht auch alles andere als kurzweilige Nebenbei-Unterhaltung, der Gegenstand der Handlung ist zu kontrovers. Dazu kommt sein Regisseur, Paul Haggis, der, wenn man so will, zu SEINEM Thema aus dem Jahr 2006 zurückgeht. Damals hatte Haggis das Drehbuch zu „L.A. Crash“ verfasst und auch die Regie übernommen. Für beides wurde er, unter teils massivem Protest vieler Cineasten, mit dem Oscar ausgezeichnet. Beziehungsweise hat – so sehen es viele – dem haushohen Favoriten „Brokeback Mountain“ dessen wohl verdienten Auszeichnung gestohlen. „L.A. Crash“ ist es gelungen - und das erst als zweitem Film überhaupt (der andere Film war „Der Clou“) – den Oscar für den besten Film einzuheimsen, ohne vorher bei den Golden Globes für irgendeinen Film-Award (Bestes Drama, Beste Komödie/Musical oder bester fremdsprachiger Film) nominiert worden zu sein. Dafür konnte es für viele nur eine Erklärung geben: Die Oscar-Jury wollte die Liebesgeschichte zweier Cowboys nicht mit ihren höchsten Weihen auszeichnen.
Worum geht es nun in „L.A. Crash“? Es handelt sich um einen Episodenfilm, der sich in seinen einzelnen Geschichten, die kunstvoll miteinander verwoben sind, mit den (oft unterschwellig) lodernden Rassenproblemen im Großstadt-Moloch Los Angeles auseinandersetzt. Kritiker empfanden „L.A. Crash“ als teilweise zu plakativ und sentimental, Haggis wurde vorgeworfen, zuviel Hochglanz-Ästhetik einzusetzen, und die wirklichen Probleme der Stadt und ihrer Bewohner zu verniedlichen. Haggis war zudem damals noch Mitglied bei Scientology, und somit auch in diese Richtung verdächtig, seine Arbeit in einem gewissen Licht zu präsentieren.
Es ist relativ schwer zu sagen, wer künstlerisch der tatsächliche Sieger in diesem Rennen sein sollte. Zu viele „kunstferne“ Emotionen waren im Spiel, auch auf Seiten der „Brokeback Mountain“-Anhänger, zuviel Hintergrundgeräusch im Fokus, das von den tatsächlichen Qualitäten der Filme, die beide zweifellos haben, ablenkte. Meiner Ansicht nach gilt „Crash“ jedenfalls zu Unrecht als schwacher (oder gar unrechtmäßiger) Oscar-Filmgewinner. Haggis hat es sich in seiner Arbeit weder formal, noch inhaltlich sehr einfach gemacht. Ja, er hat das Thema Rassenproblematik in einen neuen ästhetischen Zusammenhang gestellt, dabei aber vielleicht mehr Menschen erreicht, als das sonst möglich gewesen wäre. Und „L.A. Crash“ lässt sich alles andere als einfach deuten, es gibt keine strikte Einteilung in Täter und Opfer, der Film lässt uns vielmehr unsere eigenen Handlungs- und Sichtweisen hinterfragen, und verschließt sich starrem schwarz/weiß Denken (in doppeltem Sinn).
Insofern bin ich auf die neue Serie von Haggis sehr gespannt, im Gegensatz zu einem abendfüllenden Spielfilm hat er nun sechs Folgen Zeit, sich noch intensiver, und auf einer anderer Ebne mit dem Thema Rassismus auseinanderzusetzen. Ein Thema, das in den USA dieser Tage leider wieder aktueller denn je ist, wenn man etwa die Ereignisse in Ferguson berücksichtigt. Haggis hat Scientology mittlerweile weit hinter sich gelassen, und hat für diese Serie wieder eine Menge profilierter Darsteller wie Catherine Keener, Alfred Molina, Winona Ryder und James Belushi an seiner Seite. Man darf also sehr gespannt auf diese TV-Serie sein, wie auch auf ihr mediales Echo!





