Heidi@Home
Heidi@Home: A new father figure?

Heidi@Home: A new father figure?

Ein neuer Vätertypus in der Gestalt von Phil Dunphry aus der Serie „Modern Familiy“
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von (Heidi@Home)
Via Netflix kommen auch wir Österreicher nun in den Genuss von angesagten US-Serien und eine der erfolgreichsten Comedyserien der letzten Jahre in den Staaten ist „Modern Family“. Im Mockumentary-Stil gefilmt, beleuchtet sie das Leben dreier Familien, die eng miteinander verwandt sind. Der an die sechzig Jahre alte Patriarch Jay ist mit einer jungen und sehr attraktiven Latina verheiratet, die einen vorpubertierenden Sohn in die Ehe mitgebracht hat. Sein eigener homosexueller Sohn Mitch hat mit seinem Partner ein Mädchen aus Asien adoptiert. Seine Tochter Claire ist eine klassische Hausfrau mit drei Kindern und einem Ehemann. Und dieser Ehemann Phil Dunphry – verkörpert von Ty Burrell, hierzulande bisher quasi unbekannt – ist meiner Ansicht nach die interessanteste Figur der Serie.

Sicher, seine Familienkonstellation ist die „klassische“. Phil ist der Versorger, er trägt die komplette finanzielle Verantwortung für die fünfköpfige Familie, das großzügige Haus und den Lebensstil. Doch der Vatertypus, den er verkörpert, erscheint mir frisch und neu, noch unbespielt. Zwar ernährt er die Familie wie einst John Walton („Die Waltons“) oder Charles Ingalls („Unsere kleine Farm“) das taten, aber er hat nicht mehr diese abgehobene, unantastbare Autorität, auch wenn Claire Hausfrau ist. Phil und Claire wirken gleichberechtigt in der Erziehung und ihren Entscheidungen, ja manchmal sagt Claire sogar, Phil wäre ihr viertes Kind.

Das liegt daran, dass Phil keine moralische Instanz ist, wie Eric Camden („Eine himmlische Familie“) das beispielsweise war. Auch kein Welterklärer wie Cliff Huxtable („Die Cosby Show“), der diese seine Masche bis zum Exzess ausgereizt hat. Dessen zahlreiche Kinder wurden nie bestraft, wenn sie etwas angestellt hatten, dafür mussten sie sich wieder und wieder die langwierigen, sehr von sich selbst eingenommenen Erklärungen ihres Vaters anhören, der sich für ungeheuer pointiert hielt. Phil hält sich für cool. Was er absolut nicht ist, was er tief im Inneren auch weiß. Dabei ist er aber auch nicht uncool. Er ist sympathisch in seinem Scheitern. Sein Streben danach, den Kindern ein Freund zu sein, der mit ihnen auf Augenhöhe kommuniziert, um dann nachher doch zu sagen, wie der Hase läuft, funktioniert mehr schlecht als recht. Doch alleine die Ambition, sich so sehr auf die Kinder, ihre Sprache und Verhaltensweisen einzulassen, muss honoriert werden.

In seiner Tollpatschigkeit hat Phil vielleicht am ehesten etwas von Tim Taylor („Hör mal wer da hämmert“). Auch er tritt in Konkurrenz zu seinem Sohn. Entscheidet sich für einen Sportwagen anstelle des praktischen Familienautos. Auch er agiert oft irrational und eher lustbetont, denn verantwortungsvoll. Er will geliebt werden und verhält sich dabei manchmal sehr naiv. Auch gegenüber seinem Schwiegervater, zu dem das Verhältnis über die Jahre hinweg eher kühl geblieben ist. Gleichzeitig empfindet Phil aber ein bisschen mehr als sozial erwünscht für seine junge Schwiegermutter. Was auf einer sehr subtilen Ebene gezeigt wird, aber doch unmissverständlich ist. Dennoch scheint klar, dass dies keine wirkliche Gefahr für seine Ehe darstellt.

All das macht Dunphry zu seinem vielschichtigen, sehr menschlichen Charakter und keinem „Übervater“, der zu jeder Zeit auf jede Frage die richtige Antwort hat. Vielleicht symptomatisch für das Vatersein in unserer Zeit, die Suche nach einer neuen Rolle, die zwischen Vorbild und Kumpelhaftigkeit liegt, zwischen eigener Selbstverwirklichung und Verantwortungsgefühl. Ty Burrell ist es zu verdanken, dass diese Figur so komisch, glaubwürdig und gleichzeitig liebenswert geraten ist.