Heidi@Home
Heidi@Home: The joke is not funny anymore

Heidi@Home: The joke is not funny anymore

Pre- und Sequels, Spin Offs und Remakes im Serienbusiness
heidihome_9fc566c28c.jpg
von (Heidi@Home)
Im Filmgeschäft ist es in der letzten Zeit gang und gäbe: Fortsetzungen, Prequels, Remakes – nicht immer ist der x-te Verwertungsversuch einer guten Idee die reine Freude für den Zuseher. Langsam scheint sich dieser Trend auch im Serienuniversum (neu) zu manifestieren.

Erst letzte Woche war zu lesen, dass die Macher von „How I Met your Mother“ eine Spin-off planen: diesmal soll erzählt werden, wie eine Frau den Vater für ihre Kinder trifft. Ganz ehrlich: Gähn. Oder wie man so schön sagt: the joke is not funny anymore. Die Idee, dass Ted Mosby seinen Kindern erzählt, wie das damals war mit ihrer Mutter, ja diese Ausgangsposition war durchaus originell, mit viel Rückblendenhumor und innovativen Erzähl-Finessen kreativ in Szene gesetzt. Ob dieser Einfall tatsächlich neun Staffeln getragen hat, darüber kann man wohl geteilter Meinung sein. Ganz sicher aber bedarf es, Emanzipation hin oder her, in diesem Fall nicht auch noch einer weiblichen Sichtweise. Es ist dieselbe Geschichte, nur andersrum erzählt.

Auch Gerüchte über eine „Friends“-Reunion haben vor kurzem die Runde im Web gemacht. Klingt ebenfalls wie keine besonders glückliche Idee. „Friends“ hatte bereits sein Spin-Off in der Serie „Joey“, die nicht sehr erfolgreich lief. Und das war vorhersehbar. Denn „Friends“ lebte nicht von einem einzigen Protagonisten, der im Mittelpunkt des Interesses steht, die Serie funktionierte aufgrund verschiedener Charaktere und Lebensweisen. Joey hat nur ein Segment besetzt, nämlich das des warmherzigen Womanizers mit dem eher begrenzten Horizont. Gerade seiner Figur eine eigene Serie zu geben, war eine Einbahnstraße. Dasselbe gilt wohl für die Reunion. Die „Friends“ die wir kennen, waren Twentysomethings, dabei, sich im Leben zurechtzufinden, mit Jobs, mit Beziehungen, damit, den Alltag zu bestehen. Das war ihre Zeit, das war ihr Lebensgefühl, nichts anderes.

Ebenso wenig wie man die Damen aus „Sex and the City“ als Teenager sehen will. Es war schlimm genug, sie in den Film-Sequels auf dem Weg in die Spießbürgerlichkeit zu begleiten, aber Carrie und Co. als Jugendliche, die New York und die Männerwelt gerade erst kennenlernen… Ok, die Zielgruppe von „The Carrie Diaries“ ist eine andere als die von SatC, es handelt sich um eine Jugendserie, aber warum muss es dann gerade Carrie Bradshaw sein, von der erzählt wird? Warum keine ganz neue Figur einführen? Es hat immer den Beigeschmack, dass man eine etablierte Marke nutzen und möglichst viel Geld dabei verdienen möchte.

Aber das ist noch nicht alles: ein „Walking Dead“-Prequel ist geplant, ein „Breaking Bad“ Sequel, angeblich mit dem Titel „Better call Saul“, neue „Vampire Diaries“ („The Originals“) hatten bereits Premiere. „Dallas“ wurde wiederbelebt, ebenso (Beverly Hills)„90120“.

Doch bei aller Skepsis gibt es natürlich auch erfolgreiche und gut gemachte Spin-Offs wie beispielsweise „Boston Legal“ (das aus „The Practise“ entstand), „Angel“ als Nachfolger von „Buffy“ oder „Private Practice“ im Windschatten von „Grey’s Anatomy“. Und die „Simpsons“ sind nicht nur das wahrscheinlich erfolgreichste Spin-Off (der „Tracey Ullman“) überhaupt, sondern im Serienuniversum so und so schon lange Kult.

Dennoch: wünschenswerter als Mehrfachverwertungen und wiederholter Aufgüsse wären Serien, die wirklich Neues wagen, die uns Zuseher überraschen und begeistern, weil sie einen Mikrokosmos aus Blickwinkeln zeigen, die wir noch nie gesehen, eine Sprache sprechen, die wir noch nie gehört und Emotionen wachrütteln, die uns bisher verborgen waren. Finde ich. Oder was meint Ihr?
Die Autorin
heidihome_9fc566c28c.jpg
Heidi@Home


Forum

  • Spin off des spin offs

    CSI und Law& Order gehören doch auch irgendwie in die Spin off Schublade. Zwar nicht mit dem klassischen Gedanken dahinter, ein bekanntes Gesicht in ein neues Umfeld zu setzen. Aber immerhin sind das die wohl zwei populärsten Krimiserien-Formate, die man einfach vervielfacht hat, um quasi damit das ganze Tagesprogramm eines Senders füllen zu können, ohne sich was neues einfallen lassen zu müssen und trotzdem dem Zuschauer etwas Abwechslung vortäuscht.

    Zur How I Met Your mother- Problematik: Ich wäre grundsätzlich nicht abgeneigt, das ganze nochmal von einer Frau erzählt zu bekommen. Aber die Originalserie selbst dauert einfach schon zu lange, ist furchtbar fad geworden und man will einfach nur dass es endlich vorbei ist. und deswegen braucht kein Mensch ein HIMYM spin-off.

    stadtneurotikerin_948f8a00d1.jpg
    21.12.2013, 18:17 Uhr
    • Spin off

      Das HIMYM-Spin-Off kommt ja bald in die Kinos und heißt „The Wolf of Wall Street“ ;)
      Aber Scherz beiseite, ich habe mich an der Serie noch nicht totgesehen, und finde sie noch immer sehr lustig. Aber Geschmäcker sind eben verschieden...
      edwood_57d5f12321.jpg
      22.12.2013, 17:56 Uhr
  • Serien-Universum

    Ich stehe dem ganzen nicht ganz so skeptisch gegenüber. Natürlich ist es oft ein Versuch aus einem bekannten Namen noch mehr Geld rauszuquetschen. Ich fand aber die Serie „Joey“ nicht so schlecht. Besonders gut gefällt mir wenn mehrere Serien im gleichen Universum spielen und es zu kleinen Cross-Overs kommen kann. Etwa bei den Serien „Friends“ und „Verrückt nach dir“, bei denen Lisa Kudrow in der gleichen Rolle zu sehen war, die sonst aber wenig mit einander zu tun hatten.

    So gesehen würde ich eine „How I Met Your Father“-Serie nicht zwingend schlecht finden. Hier wird ja nicht das gleiche noch einmal erzählt sondern eine völlig neue Handlung, die nur zufällig den gleichen Endpunkt hat.

    Ansonsten finde ich es gut, wenn man durch den Ableger eine neue Sichtweise auf einen Nebenteil der Geschichte legt. Schlecht ist allerdings wenn der Ableger der Originalgeschichte schadet. Im Kinobereich ist das etwa bei „Highlander“ geschehen, bei dem der erste Teil eine gute und stimmige Handlung hat, die dann durch die folgenden Teile immer mehr zerstört wurde…

    Ein gutes Beispiel für so einen anderen Blick auf die gleiche Geschichte findet man bei „Zurück in die Zukunft 2“, bei dem man die gleiche Szenen noch einmal aus einer anderen Perspektive sehen kann.
    uncut_4fd94f1238.jpg
    19.12.2013, 10:06 Uhr
  • Absolut richtig

    Etwas Neues ist gefragt - gepaart mit Mut zur Innovation, tollem Drehbuch und guten Darstellern! Hier meine Top-3-Serien 2013:
    1. THE SOPRANOS
    2. BREAKING BAD
    3. GAME OF THRONES
    leandercaine_0fc45209c9.jpg
    18.12.2013, 17:12 Uhr