Caines Corner: Extended Cut

„The Outsiders - The Complete Novel“ ist eine 20 Minuten längere Version auf DVD im Vergleich zur Kinoversion von „Die Outsider“ aus den 80er Jahren. Diese Zusätze sind für den Film sehr wichtig und ich verstehe nicht, warum seinerzeit die Produktion auf einen extrem geschnittenen Film bestand und wichtige Handlungsstränge des Romans entfernt wurden. Das allerschlimmste Beispiel für einen komplett anderen Film nach dem Neuschnitt ist James Camerons „Extended Version“von „Abyss“, wo der Film einen anderen Sinn bekommt und der Zuschauer ohne dem neuen Ende den Film nicht verstehen kann.

Mir ist schon klar, dass sich Produzenten einen kürzeren Film für das Kinopublikum wünschen (dann sind mehrere Vorstellungen am Tag möglich), aber deren Entscheidungen in Verbindung mit Testvorstellungen und dessen Bewertungen zerstören meist einen Film. Zum Glück gibt es jedoch die DVD bzw. die Blu-Ray. Das Problem liegt aber im Detail. Schon beim Kinostart weiß man, dass es in Zukunft zur Kinoversion noch eine UNCUT- oder EXTENDED VERSION geben wird. Mit der Kreativität diverser Marketingabteilungen findet man auch hier spannende andere Bezeichnungen, die zum erneuten Kauf eines Films einladen. Und hier scheint die ökonomische Überlegung offensichtlich zu sein: der Kunde ist bestimmt nochmals bereit in seine Geldbörse zu greifen um die längere bzw. veränderte Version ansehen zu können. Wie man den Gewinn maximieren kann, zeigt für mich vor allem das Beispiel der „Herr der Ringe“-Trilogie bzw. aktuell der „Hobbit“-Trilogie. Nach der Veröffentlichung der Kinoversionen erscheinen zu einem späteren Zeitpunkt die bis zu einer Stunde längeren Versionen auf den genannten Filmträgern DVD und Blu-Ray. Und der Rubel rollt nochmals. Als Konsument hat man das Gefühl „gemolken“ zu werden.

Ein aktueller Schmäh ist natürlich die nachträgliche Konvertierung eines Films auf 3D. Bei „Jurassic Park“ hielt sich das Interesse zu Recht in Grenzen. Es ist anzunehmen, dass diese Strategie auch bei den „Star Wars“-Filmen nicht den erhofften finanziellen Erfolg gebracht hat und deshalb das Projekt der Nachkonvertierung verschoben worden ist.

Was ist die Conclusio? Gerade das Filmbusiness weiß die Wertkette eines Films optimal auszunutzen. So sehr der Kauf der zumeist teureren „Special Edition“ lockt, sollte man im Hinterkopf behalten: Warum wurde nicht gleich die längere Version im Kino gezeigt und ist der „Added Value“ das Geld auch wirklich wert?