Neu im Kino
Neu im Kino: Woche 14

Neu im Kino: Woche 14

Thomas Vinterberg, Noomi Rapace und ein Floß. Diese Woche steht ganz im Zeichen des dänischen und norwegischen Kinos.
von (Jones)
1995 veröffentlichte eine Gruppe unbeugsamer dänischen Filmemachern, darunter Lars von Trier, Thomas Vinterberg und Co. ihre Manifest „Dogma 95“. Die Dogma-95-Bewegung verhalf dem dänischen Kino zu einem unerwarteten Aufschwung. Doch es war nicht das erste Mal, dass das Kino dieses kleinen Landes die Geschicke des europäischen Filmes beeinflusste. Schon in Zeiten des Stummfilms waren dänische Produktionen, zum Beispiel von Carl Theodor Dreyer, internationale Kassenschlager. Durch Filme wie „Melancholia“ und „In einer besseren Welt“ erlebt das dänische Kino in den letzten Jahren einen erneuten Aufwind.

Die Jagd
Als Mitbegründer der Dogma-95-Bewegung legte Thomas Vinterberg mit seinem verstörenden Familiendrama „Das Fest“ den ersten Film nach den Regeln der dänischen Dogmatiker vor. Fast 15 Jahre später knüpft Vinterberg in seinem neusten, preisgekrönten Film über ein kleines Dorf, das sich auf Menschenjagd begibt, an den Erfolg seines Meisterwerkes an. Wie schon bei „Das Fest“ steht das Thema Kindesmissbrauch im Mittelpunkt. Aus Enttäuschung beschuldigt die fünfjährige Klara den gutmütigen Erzieher Lucas, sie sexuell missbraucht zu haben. Aus der freundschaftlich verkehrenden Dorfgemeinschaft wird eine hysterische Gesellschaft, die keinen Zweifel an der Aussage der kleinen Klara aufkommen lassen will.
Mads Mikkelson spielt den von wild gewordenen Dorfbewohnern verfolgten Lucas und wurde dafür in Cannes 2012 als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet. Wie schon seinem dänischen Kollegen Lars von Triers in „Dogville“ dient Vinterberg eine kleine Dorfgemeinschaft als moralisches Versuchslabor. Ein Thema, das auch heute nicht an Aktualität verloren hat.

Dead Man Down
Auch der zweite Kinostart dieser Woche entstand mit dänischer Beteiligung. Nach seinem internationalen Erfolg mit dem ersten Teil der „Millenium“-Triologie wurde Hollywood auf Regisseur Niels Arden Oplev aufmerksam. Kein Wunder, dass in seinem englischsprachigen Debütfilm wieder seine Hauptdarstellerin aus „Verblendung“, Noomi Rapace, mitwirken durfte. In diesem Fall spielt sie eine durch einen Autounfall entstellte Kosmetikerin, die sich an dem Verursacher des Unfalls rächen will. Als Racheengel wählt sich der weibliche „Two-Face“ den Auftragskiller Victor (Colin Farrell), der zufälligerweise auch auf Rachefeldzug ist. Trotz Starbesetzung wird Oplev Schwierigkeiten haben, mit dem Niveau seiner dänischen Kollegen mitzuhalten.

Kon-Tiki
Sechs kühne Nordmänner auf einem kleinen Floß im Kampf gegen die Naturgewalten. Was sich bis hierher wie ein Wikingerabenteuer anhört, ist in Wirklichkeit die wohl teuerste norwegische Filmproduktion über ein waghalsiges Experiment auf dem Pazifik.
Der für den Auslandsoscar nominierte Film erzählt die auf Tatsachen beruhende Geschichte des Abenteurers Thor Heyerdahl, der 1947 mit fünf Begleitern den Versuch unternimmt, mit einem einfachen Steinzeitfloß den Pazifik zu überqueren. Mit seinen zum größten Teil Analog gedrehten Bildern ist Joachim Rønnings und Espen Sandbergs Film die perfekte Antwort auf das digitale Schiffbruchsdrama „Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger“.

Beautiful Creatures - Eine unsterbliche Liebe
Unser letzter Kinostart hat wiederum wenig mit der nordischen Kinolandschaft zu tun. Obwohl das Thema „Mensch liebt Hexe“ durchaus an nordische Sagen erinnern könnte. Nach dem Auslaufen von Teenagerfantasyromanzen wie Twilight und Co. versucht nun auch Regisseur Richard LaGravenese („P.S. Ich liebe dich“) mit der Bestsellerverfilmung von „Sixteen Moons – Eine unsterbliche Liebe“ von Kami Garcia und Margaret Stohl an den Erfolg seiner Vorgänger anzuknüpfen. Im Mittelpunkt steht wieder mal ein ungewöhnliches Liebespaar. Für Teenagerhexe Lena entscheidet sich an ihrem 16. Geburtstag, ob sie auf die helle oder die dunkle Seite der Macht …,ähhh der Magie, wechselt. Doch dann verliebt sie sich, zum großen Entsetzen der Familie, ausgerechnet in den Normalo Ethan. Für alle schmachtenden Fans von Jungzauberern à la Harry Potter und Vampirlovestorys.

Sonstiges

Vorerst nur in Wien startet diese Woche die Dokumentation von Lotte Stoop über ein ehemaliges „Grande Hotel“ in Beira, der zweitgrößten Stadt von Mosambik. Außerdem nur in Wien zu sehen ist das im vorigen Jahr auf der Berlinale mit dem Preis der Jury ausgezeichnete Drama „Just The Wind“ über eine Mordserie an Roma-Familien in Ungarn.
Dafür läuft ab dieser Woche das Portrait „Maria muss packen“ von Filip Antoni Malinowski über seine polnischen Großeltern auch in Graz an. Wiederum nur in Graz ist dieser Tage „Im Namen der Tochter “ von Tania Hermida zu sehen.
Der Autor
Jones

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