Neu im Kino
Neu im Kino: Woche 49

Neu im Kino: Woche 49

Kino als Puppentheater. Diese Woche erobern Videospielhelden, Romanfiguren und Psychopathen die Leinwand.
von (Jones)
Eines der beliebtesten musikalischen Werke in der Vorweihnachtszeit ist das Ballett „Der Nussknacker“ von Tschaikowski. In der Weihnachtsnacht erwacht ein hölzerner Nussknacker zum Leben, um gegen den bösen Mäusekönig zu kämpfen. Das Motiv, das eine Puppe oder Spielzeug lebendig wird, erfreut sich in der heutigen Zeit besonders in Animationsfilmen einer großen Beliebtheit. Kein Wunder! Verrät doch schon der lateinischen Begriff „animare“ den Wunsch, etwas zum Leben zur erwecken. Walt Disneys Zeichentrickversion von Pinocchio, oder „Toy Story“ sind wohl die bekanntesten Beispiele. Wenn man diesen Gedanken weiterdenkt, ist auch der Realfilm mit seinen 24 Bildern pro Sekunde so eine magische Maschine, die toter Materie (Fotos) Leben einhauchen kann.
Auch unsere Filmstarts, ob nun Animations- oder Realfilme, drehen sich um lebensfrohe Phantasiegestalten.

Ralph reichts
Kinder wussten es schon immer. Spätestens seit „Toy Story“ weiss es auch jeder Erwachsener. Wenn das Licht im Kinderzimmer ausgeht und alle in ihren Betten liegen, werden die Spielsachen lebendig. Darum geht es auch in Disneys neustem Animationsfilm. Doch diesmal sind es keine Cowboypuppen, oder Spielzeugsoldaten, die lebendig werden, sondern Videospielfiguren wie Sonic, Pac-Man, Super Mario und Co. Vielmehr geht es eigentlich um die Widersacher der berühmten Pixelhelden. Wenn in den Spielhöllen dieser Welt die Lichter ausgehen, treffen sich die Bösewichte in einer Art Selbsthilfegruppe, um sich, trotz ihrer unzähligen Niederlagen, Mut zuzusprechen. Doch eines Tages beschließt ein Bösewicht auszusteigen. Der an Shrek erinnernde Antiheld Ralph sehnt sich nach Anerkennung und will sein Glück in anderen Videospielen suchen. Auch wenn die Idee an sich nicht neu ist, ist Disneys neuster Streich eine phantasievolle Hommage an die Videospielewelt und ein Spaß für eine Generation nach Tron.

7 Psychos
Ein Autor und die Angst vor dem lehren Blatt Papier. Auf den ersten Blick scheint „Brügge sehen … und sterben“ Regisseur Martin McDonagh diese Angst beim Schreiben seiner neuen Actionkomödie nicht gehabt zu haben. Oder vielleicht doch? In der von skurrilen Ideen überquellenden Story sucht der Drehbuchautor Colin Farell nach Inspiration für sein neustes Drehbuch „7 Psychos“. Doch, als zwei seiner besten Freunde den Hund eines verrückten Gangsters entführen, werden seine glorreichen Sieben realer, als er sich das gewünscht hätte. Eine Gaunerkomödie mit sieben ungewöhnlichen Psychopathen.

Ruby Sparks - Meine fantastische Freundin
Auch der Autor Calvin Weir-Fields darf erleben, wie seine literarische Schöpfung zum Leben erwacht. Nach einer Schreibblockade und unzähligen Sitzungen beim Psychiater träumt der Jungautor von einer bezaubernden jungen Frau. Doch als er am nächsten Morgen die Begegnung mit seiner Traumfrau zu Papier bringt, erscheint diese plötzlich in seinem realen Leben und verdreht ihm den Kopf. Die Tragikkomödie aus der Feder von Hauptdarstellerin Zoe Kazan mag auf den ersten Blick den Eindruck einer leichten Indie-Komödie mit eindimensionalen Figuren machen. Auf den zweiten Blick geht es aber vor allem um das Drama zwischen Schöpfer und Kunstwerk. Denn je mehr Freiheiten sich die lebensfrohe Ruby gönnt, desto mehr versucht der eifersüchtige Calvin seine ideale Frau zu kontrollieren.

Anna Karenina
Auch die Figuren aus Tolstois weltberühmtem Roman wurden schon oft mit Hilfe des Theaters, oder des Films zum Leben erweckt. Doch in beiden Kultureinrichtungen gleichzeitig? Das gab es noch nie. Joe Wright verlegt die Dreiecksgeschichte auf eine Theaterbühne. Kein Wunder, hat doch die tragische Geschichte um die verheiratete Anna Karenina, die eine Affäre mit einem jungen Offizier eingeht, große Ähnlichkeit mit den großen Liebesdramen der Theatergeschichte. Wenn in der bildgewaltigen Umsetzung Keira Knightly mit ihrem Geliebten über die Tanzfläche schweben, fühlt man sich beinahe an Tschaikowskis Ballett erinnert, wenn die Heldin mit ihrem Nussknackerprinz ein Pas de deux tanzen.

Sonstiges

Trains of Thoughts
Des Weiteren startet diese Woche Timo Novotnys neuer Dokumentarfilm, der bereits als Eröffnungsfilm des österreichischen Pavillions auf der Biennale in Venedig 2012 lief. In seinem Filmessay erforscht Novotny die U-Bahn-Systeme von sechs verschiedenen Metropolen dieser Welt und trifft auf unterschiedlichste Schicksale, die mit diesen Orten verknüpft sind.
Der Autor
Jones

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