Kobergs Klarsicht
Kobergs Klarsicht: Endzeit

Kobergs Klarsicht: Endzeit

Im Kino deutet vieles auf einen Abschluss hin, ohne große Visionen für danach.
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von (DerKoberg)
Er langweilt mich, dieser Weltuntergang. Egal ob in ServusTV-Dokus oder MediaMarkt-Werbungen, in Emmerich-Filmen oder Videospielen; immer wieder piekst er mich von der Seite, zieht mich am Ohr oder erregt sonst irgendwie meine Aufmerksamkeit – immer nur unterbrochen von den bewusstseinserweiternden Fernsehauftritten von Frank Stronach. Und jetzt, da der Maja-Kalender schon bald nicht mehr weiß, wie es weitergeht mit der Zeit, fange ich schön langsam an verstohlen zu hoffen, er möge doch kommen, um alle die vermeintlich an ihn glauben doch noch zu überraschen.

Aber irgendetwas liegt in der Luft. Tatsächlich. Nichts, das etwas mit einer Verschiebung des Erdkerns oder solarer Überaktivität zu tun hätte, sondern ein schleichendes, sich vielfältig manifestierendes Gefühl, dass irgendetwas gerade zu Ende geht, dass die Dinge so wie sie sind nicht bleiben werden. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn egal wo der schweifende Blick hängen bleibt, auf der Umweltbelastung oder der Einkommensschere, dem Ressourcenrückgang oder den Finanzblasen, überall ist es offenbar schon seit Jahren fünf vor zwölf. Und jetzt ist auch das Zwölferjahr fast schon Geschichte; also kann das ja alles nicht mehr lange gut gehen.

Im Kino macht sich einstweilen der Pessimismus breit, zwar nicht als Aussage, aber als Grundton. Die alte, die weiblich M ist tot, auch wenn das Ende der Doppelnull-Agenten gerade noch abgewendet werden konnte. Und „Cloud Atlas“ lässt uns höchst uninspiriert wissen, dass es sich auch in ausweglosen Situationen noch zu kämpfen lohnt. Dass auch die Twilight-Saga ihr sehnlich herbeigewünschtes Ende gefunden hat, ist da wohl nur Zufall, aber Andrew Dominik macht mir mit „Killing Them Softly“ die Freude, meine Argumentationslinie redlich zu stützen: Vor dem Hintergrund von Obamas flammenden Reden im Wahlkampf um seine erste Amtszeit lamentiert da Brad Pitt als nachdenklicher Auftragskiller über den Niedergang des kriminellen Arbeitsethos. Dort geht es nur noch um billigen Sex und das schnelle Geld. Gemeinschaft gibt es keine mehr und auch Change wird es keinen geben.

Die Künstler wissen es ja immer ein bisschen früher. Wohl einfach, weil sie etwas feinfühliger sind als der Durchschnitt von uns. Und ein bisschen Künstler steckt dann doch in fast jedem Drehbuchschreiber oder Regisseur. Also bleibt abzuwarten, ob die Endzeitstimmung bald so richtig um sich greift oder ob sich eine weiterhin wachsende Mehrheit doch lieber biedermeierlich mit einem Feel-Good-Filmchen im Eigenheim einschließt – und vielleicht werden wir es ja doch nie erfahren, weil uns tatsächlich ganz überraschend der Weltuntergang dazwischen kommt.