Neu im Kino
Neu im Kino: Woche 48

Neu im Kino: Woche 48

Sehen und gesehen werden: Eine spektakuläre Kinowoche, in der sich alles ums Zusehen dreht.
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von (patzwey)
Sehen und gesehen werden: Eine spektakuläre Kinowoche, in der sich alles ums Zusehen dreht.

Wie das Wort Zuseher schon verrät, begibt sich das Kinopublikum in die Lichtspielhäuser um zuzusehen und zu Beobachten. Und im besten Fall schafft man es, sich im Laufe des Films von dieser passiven Position zu befreien, vergisst, dass man nur Zuseher ist und wird selbst Teil des Geschehens. Immer wieder treten jedoch auch Filmfiguren auf, die gerne anderen zusehen - man kann in dieser Hinsicht von doppeltem Voyeurismus sprechen. Nicht zuletzt sind jedoch auch die Filme selbst ein Resultat von gesellschaftskritischen Beobachtungen der Filmemacher und einschlägigen Marktstudien.

Die Hüter des Lichts
Sie sind die Hüter der kindlichen Unbeschwertheit, die Wächter unserer Träume und die Garanten für glückliche Festtage – doch wirklich zu Gesicht bekommen hat sie noch niemand. Still und heimlich beobachten sie die Menschheit und erfüllen im Verborgenen ihre Aufgaben: die Rede ist von Weihnachtsmann, Osterhase, Zahnfee und Sandmännchen. Doch als der düstere Pitch Black (der schwarze Mann) droht, die Menschheit in einen düsteren Albtraum zu stoßen, treten die Retter in diesem ebenso unterhaltsamen wie außergewöhnlichen 3D-Weihnachtsspektakel in den Vordergrund. Ihnen zur Seite steht der ausgeflippte Jack Frost, der seine Chance wittert, nun endlich aus dem Schatten seiner Freunde treten zu können.

Back in the Game
Seit 1993 („In The Line Of Fire“) spielte der mittlerweile 82-jährige Alleskönner Clint Eastwood nicht mehr unter fremder Regie. Nun verkörpert er im Erstlingswerk seines langjährigen Assistenten Robert Lorenz einen Baseballscout, dessen Aufgabe es ist, Spieler still und heimlich zu beobachten. Nur blöd, dass erstens mit zunehmenden Alter auch die Sehkraft abnimmt und es zweitens eine neue Generation von vollautomatischen Scoutingprogrammen gibt. Im eigentlichen Mittelpunkt dieses Sportfilms steht jedoch eine dramatische Vater-Tochter-Beziehung.

Killing Them Softly
Mit Zusehen und Abwarten bewältigt auch Profikiller Jackie (Brad Pitt) seine Aufträge, da er seine Opfer lieber „softly“ aus der Ferne terminiert. Und als zwei Kleinganoven die falschen Leute (genauer gesagt B-Moviestar Ray Liotta, der seinen größten Erfolg mit Scorseses „Goodfellas“ feierte) betrügen, bekommen sie es in diesem zweiten Hollywoodfilm des Neuseeländers Andrew Dominik („Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“) ausgerechnet mit diesem unangenehmen Zeitgenossen zu tun. Die Mischung aus großem Schauspiel, Bildgewalt, Spannung und Gesellschaftskritik brachte dem dialoglastigen Gangsterfilm auch einen Leinwandauftritt in Cannes ein.

In ihrem Haus
„In ihrem Haus“ ist der neue französische Überraschungserfolg von Francois Ozon. Und in diesem intelligentem Thriller stößt man auf Voyeurismus der besonderen Sorte: Der 16-jährige Claude schleicht sich regelmäßig in das Haus eines Mitschülers ein und verfasst einen Aufsatz über seine Beobachtungen. Sein Klassenlehrer erkennt schnell das Talent und ermutigt den Teenager weiter zu schreiben – doch wie weit dürfen diese Beobachtungen gehen und wo sind die Grenzen zwischen Realität und Hirngespinsten?

Paradies: Liebe
Kaum ein Filmemacher polarisiert so sehr wie Ulrich Seidl: Voyeur, Sozialpornograf und Ausbeuter hat man den Österreicher wohl ebenso oft genannt, wie Meisterregisseur, Gesellschaftskritiker und wertfreien Beobachter. Was man auch immer von ihm hält: Seine derzeitigen internationalen Erfolge sprechen für sich. „Paradies:Liebe“ ist nun der erste Teil seiner Paradies-Trilogie („Glaube“ und „Hoffnung“ folgen noch). Das Thema dieses stilistisch typischen Seidl-Films: weiblicher Sextourismus in Kenia. Im Mittelpunkt: zwei österreischische Damen um die 50, die in Afrika ihr Vergnügen suchen.

Was bleibt
Auch Hans-Christian Schmid („Requiem“) gilt als einer der talentiertesten Beobachter und Sozialkritiker des aktuellen deutschen Arthouse-Kinos. In „Was bleibt“ entscheidet Familienmutter Gitte ihre bewusstseinsverändernden Medikamente abzusetzen, was dank eines gelungenen Drehbuchs ungeahnte Konflikte innerhalb der Familie an Tageslicht bringt.

Silent Hill: Revelation
Wenn zur Abwechslung einmal eine Computerspielverfilmung gut gelingt, ist es natürlich logisch vom Erfolgskonzept weiter profitieren zu wollen – natürlich in 3D. Anstatt, dass eine Mutter ihre Tochter sucht, sucht in der Fortsetzung nun eine Tochter ihren Vater. Und anstatt dichter Atmosphäre und spannendem Drehbuch, gibt es in Teil zwei nun brutale Splattereffekte. Einen gewissen Unterhaltungsfaktor für Genrefreunde, wird man dem Film, in dem es ein Wiedersehen mit Pyramid Head & Co gibt, jedoch nicht absprechen können.

Nur in Graz:
Fatalis“ - Von einem Grazer Team rund um Simon G. Müller geplant und letztendlich in New York realisiert, startet der mittlerweile international ausgezeichnete Film nun auch in der Heimat der Filmemacher. „Fatalis“ erzählt dabei eine ungewöhnliche Liebesgeschichte im jugoslawischen New Yorker-Exil kurz vor Ausbruch des Jugoslawien-Konflikts 1990.

Außerdem darf die Grazer No-Budget Horror/Splatter-Produktion „Das Ding aus der Mur“, bei dem eine düstere Kreatur aus den tiefen Gewässern der Mur ihr Unwesen treibt, für ein paar Tage in der steirischen Landeshauptstadt über die Leinwand flimmern.
Der Autor
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patzwey

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