Cloud Atlas
Ein Tagebuch eines todkranken Anwalts auf See um 1850. Briefe eines jungen Komponisten an seinen Liebhaber. Eine Journalistin auf der Suche nach einer Story im Kalifornien der 70er Jahre, sowie der Aufstieg und Fall eines Verlegers in der Jetztzeit. Eine geklonte Bedienung im Jahr 2144 und ein Hirte der in einer fernen Zukunft um sein Überleben kämpft.
Im ersten Augenblick erscheint es unwahrscheinlich, dass zwischen diesen sechs parallel laufenden Erzählsträngen, die dazu über 500 Jahre verteilt spielen, ein Zusammenhang bestehen könnte. Es klingt eher nach einem dieser typischen Ensemblefilme, in denen sich mehrere Stars in unzusammenhängenden Parallelgeschichten die Klinke in die Hand drücken. Dies ist glücklicherweise in der deutsch/amerikanischen Coproduktion der Matrixmacher Lana und Andy Wachowski und Tom Tykwer (Lola rennt) nicht der Fall. Stars wie Tom Hanks, Halle Berry, Jim Sturgess oder Ben Wishaw wechseln in atemberaubender Geschwindigkeit Maske und Kostüm, um in unterschiedlichen Epochen, Ländern und Geschlechtern neue Figuren zu übernehmen, die durch Tagebücher, Briefwechsel und Reinkarnation miteinander verbunden sind. Das filmische Sextett überschreitet dabei die Grenzen zwischen Genres wie Kostümfilm, Politkrimi oder Science-Fiction. Nach einem schleppenden Kinostart in den USA bleibt abzuwarten, ob die bedeutungsschwere Bestsellerverfilmung hierzulande besser ankommt und ob sie ihrer Romanvorlage gerecht werden kann.
Grenzgänger
Auch in Florian Flickers Variation von Karl Schönherrs Volksstück „Der Weibsteufel“ werden Grenzen überschritten. In diesem Fall ist es die niederösterreichisch-slowakische Grenze. Ein Gastwirt bessert seine Haushaltkasse etwas auf, indem er Immigranten über Grenze schmuggelt. Unterstütz wird er dabei von seiner slowakischen Ehefrau Jana. Der Soldat Ronny wiederum soll die Machenschaften des Zieherpärchens aufdecken. Doch, wie so oft, verliebt er sich in die schöne Jana. Neben der Dreiecksbeziehung thematisiert Flicker einen sehr aktuellen politischen Diskurs und ist dafür in Sarajevo mit dem Filmkunstpreis ausgezeichnet worden.
Bis zum Horizont, dann links!
Denkt man an Flugzeugentführungen kommen einem sofort Bilder von 9/11 oder der RAF in den Sinn. In der deutschen Komödie „Bis zum Horizont, dann links“ wird dieses Bild auf den Kopf gestellt. Hier lassen sich die Passagiere eines Seniorenausfluges mit Freuden in einer alter Propellermaschine entführen, um vor ihrem Tod noch einmal das Meer zu sehen. Nach „Und wenn wir alle zusammenziehen“ knüpft nun auch Bernd Böhlich an den Erfolg von Seniorenkomödien an und zeigt auf seine Weise, wie man dem Alltag im Altersheim entfliehen kann. Auch wenn die Pointen schon etwas senil wirken, begeistert vor allem das Ensemble um den Leinwandveteranen Otto Sander.
3 Zimmer/Küche/Bad
„Lasst uns alle zusammenziehen“ heisst es auch in der neuen Studentenkomödie von Dietrich Brüggemann. Neben lernen, Partys und Gefühlschaos verbringt der gemeine Student die größte Zeit seines Studiums mit Umziehen. Auch in Brüggemanns locker leichtem Generationenportrait müssen acht Freunde ihr Leben zwischen Umzugskartons, Mietverträgen und Putzplänen meistern. In einer Zeit, in der der Arbeitsmark keine guten Jobchancen verspricht, beginnt sich der ein oder andere Student nach einem festen Heim und einem geregelten Einkommen zu sehnen.
Dredd
Ein Film, der diese Woche etwas aus der Reihe fällt, ist die amerikanische Neuverfilmung der britischen Comic-Anthologie „2000 A.D.“. Im Amerika der Zukunft versucht Karl Urban als Jugdes Dredd für Gerechtigkeit zu sorgen. Bereits 1995 durfte sich Sylvester Stallone als rechter Arm des Gesetzes durch die Gettos der Zukunft kämpfen. Pete Travis' (8 Blickwinkel) Version sollte besonders Freunde der Originalvorlage begeistern.
Sonstiges
Für allen kleinen Kinobesucher startet diese Woche das neue 3D-Disneyabenteuer „Das Geheimnis der Feenflügel“ über Peter Pans treue Gefährtin Tinkerbell.
15. November 2012, 21:47 Uhr
Neu im Kino
Neu im Kino: Woche 46
Diese Woche erweist sich das deutsche und österreichische Kino als Exportschlager.
von
Jonas Meyer-Wegener (Jones)