Neu im Kino
Neu im Kino: Woche 45

Neu im Kino: Woche 45

Lebe lieber ungewöhnlich, oder: Menschen, Filme und Ideen abseits der Norm.
patzwey_83fc2ada0d.jpg
von (patzwey)
Argo
1979: Im Zuge der iranischen Revolution kommt es in der US-Botschaft in Teheran zu einer Geiselnahme. Inmitten dieses Wahnsinns können fünf Geiseln fliehen und müssen sich nun – was wäre nahe liegender – als kanadische Schauspieler ausgeben, die einen Fake-Hollywood-SciFi-Film drehen. Auch wenn die Handlung von Ben Afflecks drittem Regiefilm völlig absurd klingt, ist sie historisch gesehen größtenteils wahr. Starbesetzt (Affleck, Cranston, Arkin, Goodman) wird versucht eine Symbiose zwischen Politthriller und Unterhaltungskino, zwischen Fakten und Fantasie einzugehen. Zu beachten gilt es auch, dass dieser Film bereits jetzt für einige Experten in Hollywood in beinahe jeder Kategorie zu den absoluten Oscarfavoriten gezählt wird.

Das Schwergewicht
Sowohl filmisch als auch finanziell entwickelt sich Kevin James immer mehr zu einem Hollywoodschwergewicht. Und da es zum guten Ton eines waschechten Comediens gehört, auch einmal einen Sportfilm zu drehen (siehe Sandler, Stiller, Black, Ferrell), schlüpft James nun in die Rolle eines Biolehrers, der sich als Cagefighter versucht, um den Musikunterricht seiner Schule zu retten. Auch wenn es sich dabei um eine mehr als gewöhnliche Cinderella-Story handelt, darf man sich dennoch eine eher ungewöhnlich harte Inszenierung und James somit nur als Teilzeitblödler erwarten.

Possession - Das Dunkle in dir
Soll man an das Ungewöhnliche bzw. Übernatürliche glauben oder nicht? Spätestens wenn es einen in Form eines jüdischen Dämons, der in einer Holzkiste haust, heimsucht, sollte man es besser. Hingegen recht gewöhnlich dürften wohl Story und Inszenierung in diesem von Sam Raimis Produktionsfirma finanzierten Exorzismus-Schocker ausfallen.

Harodim - Nichts als die Wahrheit?
An einer eher ungewöhnlichen, beinahe schon neuen Genreform, versucht sich Regienewcomer Paul Finelli. Ausgangspunkt seines Films ist – mittlerweile nicht mehr ungewöhnlich - 09/11. Interessant ist jedoch der weitere Verlauf der Handlung: Die spielt sich nämlich in einem ehemaligen Nazi-Bunker unter den Straßen Wiens ab, wo der ehemalige Navy-Seal Lazarus Fell einen anscheinend mutmaßlichen Terroristen verhört und foltert. Untermalt mit „echten“ Dokumentaraufnahmen entsteht somit der Nährboden für so manche Verschwörungstheorie zum großen Anschlag von 2001. Bei diesem psychologisch aufreibendem Spiel geht es dabei vor allem darum, die Grenzen zwischen Wahrheit und Fantasie verschwimmen zu lassen.

Gnade
Im norwegischen Dorf Hammerfest scheint für zwei Monate im Jahr keine Sonne. In diese ebenso ungewöhnliche wie unwirtliche Gegend, hat es den deutschen Regisseur Matthias Glasner mit seinen beiden Hauptdarstellern Jürgen Vogel und Birgit Minichmayr verschlagen. Als deutsches Auswandererpärchen müssen sie sich nach einem Unfall mit den Fragen Schuld, Vergangenheitsbewältigung und Vergebung auseinander setzen.

Marina Abramovic: The Artist Is Present
Eine ungewöhnliche Kunstperformance der serbischen „Grandmother Of Performance Art“ hat dieser Dokumentarfilm zum Thema. Über drei Monate hinweg saß und fastete die Künstlerin im New Yorker „Museum Of Modern Art“. Ihr gegenüber: Ein Sessel, auf dem die Besucher platzt nehmen und sie betrachten konnten. Die Reaktionen waren überwältigend. Und sogar James Franco stellte sich stundenlang an, um dies erleben zu können.

Sonstiges
Im österreichischen Musik-Dokumentarfilm „Oh Yeah, she performs!“ begleitete die Filmemacherin Mirjam Unger vier österreichische Künstlerinnen auf ihrem Weg und zeigt mit welchen Problemen man als in der Musik tätige Frau auf der Bühne und im privaten Leben zu kämpfen hat.

Nur in Wien zu sehen ist der experimentell erzählte Film „Tabu“, der auch auf der Berlinale 2012 ausgezeichnet wurde. Miguel Gomes’ Liebesgeschichte in schwarz/weiß und 4:3 ist übrigens auch der diesjährige Oscarbeitrag Portugals.
Der Autor
patzwey_83fc2ada0d.jpg
patzwey

Forum