Kobergs Klarsicht
Kobergs Klarsicht: Einfach Bond

Kobergs Klarsicht: Einfach Bond

Wer braucht schon den Zeitgeist? Wir haben James Bond.
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von (DerKoberg)
Früher war alles besser. Da konnte man sich noch im Aston Martin auf ein schottisches Jagdhaus zurückziehen um dem Bösen von dort aus im klassischen Feuergefecht Einhalt zu gebieten. Und wenn der Bösewicht noch nicht böse genug war, dann verlieh man im einfach noch eine bisexuelle Note. Nichts ist so gruselig wie die Abweichung von der heterosexuellen Norm.

Im dritten Teil der Craig-Era wird viel lamentiert, über das Ende des Agenten-Zeitalters; um gleichzeitig unmissverständlich klarzustellen, dass es Typen wie James Bond mehr denn je bedarf. Ein gewitztes Spiel mit Paradoxa ist es, das hier aufgezogen wird: Vor dem Hintergrund einer globalisierten Welt, die der Gegenwart – vom Sony Monopol auf technische Geräte einmal abgesehen – bis ins Detail gleicht, wird die Vorgeschichte zu einer Agenten-Saga erzählt, die im kalten Krieg groß geworden ist. So kann zeitgeistig über das Ende klar nachvollziehbarer Konflikte sinniert werden, während schlussendlich eine Ode auf das schöne alte Gut-gegen-Böse-System gesungen wird. Und bezüglich politisch unkorrekter Stereotype, wie dem bisexuellen Schurken, machen sich die Filmemacher unangreifbar. Das sind doch nur Referenzen auf die Bond-Filme der Vergangenheit.

Die komplizierte neue Welt, in der man nicht mehr am russischen Akzent erkennt, auf wen man schießen darf, war schon Thema bei anderen Dauerbrennern des Actionkinos. Bruce Willis schlug sich im letzten Teil der „Stirb langsam“-Serie mit diesem komplizierten Computer-Vernetzungs-Zeug herum. Und Tom Cruise musste in „Mission Impossible 3“ erkennen, dass es schwierig geworden ist, gut und böse auseinanderzuhalten – um dann im vierten Teil wieder klassisch auf Russen zu schießen und einen Atomschlag zu verhindern.

Der Clou an „Skyfall“ ist, dass sich der Film mit den Sehnsüchten des Publikums spielt. Wir fanden die Welt auch noch netter, als wir sie noch zu verstehen glaubten. Auch wenn James Bond mit Daniel Craig als Kritikerliebling im 21. Jahrhundert angekommen ist, so wurden dem klassischen, dem alten Bond doch ein paar Tränen nachgeweint. Jason Bourne hat das Action-Kino mit seinen erzählerischen und visuellen Unklarheiten in ein neues Zeitalter geführt. Und fast sind die Rufe nach Klarheit und Geradlinigkeit in Agenten-Filmen verklungen. Fast. Denn „Skyfall“ führt den Befreiungsschlag: Während sich die Politikerinnen den Kopf über die Zeitgemäßheit der Doppelnull-Agenten zerbrechen, jagt Bond seinen bilderbuchbösen Widerpart – von den Diskussionen unbeeindruckt – durch die U-Bahn-Schächte. Und wenn letztendlich noch die Frauen ihre Waffen niederlegen und hinter den Schreibtischen Stellung beziehen, dann leidet zwar der Zeitgeist, aber Bond ist wieder Bond.