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Heidi@Home: Ben und Hollys kleines Königreich

Heidi@Home: Ben und Hollys kleines Königreich

Eine zeitgemäße Kinderserie neu auf Nick Junior
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von (Heidi@Home)
Ich habe eine neue Lieblingsserie, die aus Großbritannien kommt. Sie heißt „Ben und Hollys kleines Königreich“ und ja, das ist eine Kinderserie. Lest bitte trotzdem weiter.

Ben und Holly leben in einem Wald, sind winzige Gestalten und beste Freunde. Holly ist eine Feenprinzessin, die mit ihrer Familie – König und Königin Aurikel und ihren kleinen Zwillingsschwestern – im kleinen Schloss lebt. Ben ist ein Elf, der mit seinen Eltern und all den anderen Elfen einen nahegelegenen Baum bewohnt. Die Serie erzählt auf sehr pointierte Art vom abwechslungsreichen und oft kuriosen Alltag der Elfen und Feen.

Die interessanteste Figur der Serie ist wahrscheinlich Nanny Plum, die als Kindermädchen, Zauberlehrerin und Haushaltshilfe in Personalunion im Schloss wohnt und arbeitet. Sie ist humorvoll, etwas verschroben und auf liebenswerte Art etwas besserwisserisch. Legendär sind ihre Zauberunfälle, wie die Geleeflut, anlässlich des jährlichen Picknicks, die das ganze Land überschwemmt. Außerdem sind bei ihr auch Standesdünkel gegenüber den „einfachen“ Elfen ohne Zauberkräfte bemerkbar, beispielsweise sagt sie fast immer, wenn Ben Holly zum Spielen abholen will, dass Holly keine Zeit dafür hätte. Doch wenn es darauf ankommt, hat sie das Herz am rechten Fleck, unternimmt abenteuerliche Dinge mit den Kindern und ist eine Vertraute zum Pferdestehlen.

Das Äquivalent zu Miss Plum ist der weise alte Elf. Er ist der Dorfälteste der Elfen, nimmt daher eine Sonderstellung ein und wird als intellektuelle Größe geschätzt. Außerdem erinnert er etwas an Kirk aus „Gilmore Girls“, weil er praktisch in allen benötigten Jobs im Königreich arbeitet. Er ist Bibliothekar und Arzt, er arbeitet in der Windmühle, auf der Elfenfarm, als Beamter und Lehrer – kurz, er taucht eigentlich ständig an den Orten der Handlung auf und wird aufgrund seines Wissens oft um Rat gefragt Das führt mitunter zu Konflikten mit Nanny Plum, die ein ebensolches Alphatier ist, aber quasi auf der anderen Seite steht.

Ein Hauptmotiv der Serie ist die subtile Gesellschaftskritik: Feen und Elfen sind nämlich in ihrer Lebensanschauung grundverschieden. Die Elfen denken streng naturwissenschaftlich, sie sind strebsam und erbringen gerne Leistung, arbeiten viel und gerne und leben bescheiden und bodenständig. Die Feen dagegen bewältigen den Alltag oft mittels Zauberei, sie sind Bohemians, die Freizeit mindestens ebenso schätzen wie ihre Aufgaben. Sie wissen entspannt zu leben, lieben gutes Essen und Trinken, und sind Ästheten. Sie lassen sich eher treiben, als auf die Uhr zu sehen. Dass diese unterschiedlichen Lebensweisen zu Spannungen führen, ist klar, doch jede Folge der Serie zeigt auf, wie man mit gegenseitiger Toleranz ein friedliches Zusammenleben schaffen und man auch voneinander lernen kann. Die Feen vermitteln den Elfen, mal etwas lockerer zu sein und auch zu genießen, die Elfen wiederum bringen den Feenwesen bei, dass es erfüllend sein kann, selbst etwas schaffen zu können – ganz ohne Zauberei.

„Ben und Hollys kleines Königreich“ ist auch für Erwachsene witzig, weil es viele Anspielungen gibt, die Kinder vielleicht noch nicht verstehen, die Älteren aber amüsieren. So heißen Hollys Zwillingsschwestern beispielsweise Daisy und Poppy – genauso wie die Töchter des englischen Kochstars Jamie Oliver. In einer Folge wird dann auch gleich die Nouvelle Cuisine aufs Korn genommen, als Nanny Plum etwas möglichst Exotisches zubereiten will und letztendlich nur den Dampf der Speisen serviert, den man dann inhalieren soll.

„Ben und Hollys kleines Königreich“ ist keine Interaktive Kindersendung, wie es sie derzeit häufig gibt, sondern steht in der narrativen Tradition arrivierter Kinderserien und bietet gleichermaßen Anspruch, Witz und Identifikationspotential. Empfohlen für kleine und ganz große Kinder.