Kobergs Klarsicht
Kobergs Klarsicht: Was bisher geschah

Kobergs Klarsicht: Was bisher geschah

Warum es falsch wäre, zu denken, „Der Herr der Ringe“ war nur ein aufwändig produzierter Spoiler für „The Hobbit“.
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von (DerKoberg)
Es gab eine Zeit, da habe ich von einem neuen Buch immer zuerst den letzten Satz gelesen. Der letzte Satz verrät nicht besonders viel, und doch konnte ich mir im Zuge der Lektüre immer wieder Gedanken darüber machen, wie denn nun alles auf diesen einen Satz hinauslaufen könnte. Was ist der Reiz einer Geschichte, wenn man das Ende schon kennt? Es erscheint sinnlos, sich auf diese Weise Spannung zu nehmen. Und doch erzählen große Filmproduktionen immer öfter Geschichten, deren Ende uns bestens bekannt ist. „Prequels“ nennt sich das dann. Vorgeschichten zu Filmen, die im Normalfall schon ein gigantisches Publikum erreicht haben.

Im Falle von „Star Wars“ war das ja angeblich schon immer so vorgesehen. Und auch „Der Hobbit“ ist in Buchform schon als Vorspeise für „Der Herr der Ringe“ verschlungen worden, lange bevor Peter Jackson seine Finger im Spiel hatte. Aber in den letzten Jahren konnten wir erfahren, wie die Erde zum Planet der Affen wurde, wer James Bonds Beziehungsunfähigkeit verschuldet hat und wie James Tiberius Kirk als kleiner Junge aussah. Dieser Tage flimmert mit „Prometheus - Dunkle Zeichen“ so etwas wie die Vorgeschichte zur „Alien“-Saga über die Leinwände und selbst „Men in Black 3“ kann Dank der integrierten Zeitreise Prequel-Elemente aufzuweisen.

Es scheint also, als wäre das mit dem Spoilen doch nicht so ein großes Problem. Manche Geschichten scheinen sogar an Reiz zu gewinnen, wenn die Zusehenden wissen, worauf all die Handlungsfäden hinauslaufen werden. Selbst wenn das bedeutet, dass am Schluss doch noch alles schlecht werden muss, wie etwa am Planet der Affen. Und auch Serien wie „How I Met Your Mother“ bauen etliche Folgen auf dem „Wie es zu dieser Szene kam“-Prinzip auf.

Kleine Vorahnungen sind nicht nur in Krimis ein bewährtes Lockmittel für das Publikum, um bei der Sache zu bleiben. Ohne das Vorwissen über die späteren Gräueltaten eines Darth Vader hätten die ersten Kontakte des jungen Anakin Skywalker mit der dunklen Seite wohl kaum Eindruck gemacht. Und (Spoiler-Alarm!!) wer nach zwei Stunden von „The Dark Knight Rises“ noch immer nicht ahnt, dass auch Batmans modisch verwirrter Partner Robin bereits in Zivil über die Leinwand gelaufen ist, verfügt über eine außergewöhnliche Fähigkeit, sich dem Offensichtlichen zu entziehen.

Um aus all dem ein positives Resümee zu ziehen und meinem früheren – lesenden – Ich ein Kompliment zu machen, ließe sich jetzt behaupten, in Prequels sei der Weg das Ziel; das „Wie“ der Geschichte stünde im Vordergrund. Oder aber, es ist leichter eine gute Vorgeschichte zu finden, als einer abgeschlossenen Handlung noch eine Fortsetzung zu verpassen. Möge ein anderer das Urteil fällen.
Der Autor
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DerKoberg


Forum

  • Resteverwertung?

    Manchmal kommt es sicherlich auch vor, dass Teile einer Geschichte, die für die ursprüngliche Verfilmung weggelassen wurden, nun doch verfilmt bzw. verwendet werden, um noch einmal groß abzukassieren. Wirklich kreativ ist der ganze Prozess, wenn es die Vorgeschichte eigentlich gar nicht gab und man sie erst neu erfinden muss .. ;-)
    uncut_profilbild_558ce708a7.jpg
    21.08.2012, 21:26 Uhr