Neu im Kino
Neu im Kino: Woche 10

Neu im Kino: Woche 10

Diese Kinowoche bietet Abwechslung mit Kämpfen der unterschiedlichsten Art: gegen Marsbewohner, männliche Übermacht, eine spezielle Sucht oder gegen das Vergessen.
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von (T.W.)
John Carter - Zwischen zwei Welten
„John Carter“ ist die Verfilmung einer hundert Jahre alten Science-Fiction Geschichte des Autors Edgar Rice Burroughs (dem späteren Erfinder von „Tarzan“), in welcher ein ehemaliger Bürgerkriegssoldat namens John Carter (Taylor Kitsch) auf seiner Flucht vor Indianern zufällig das Tor in eine andere Welt betritt und sich so auf dem Mars wiederfindet. Dort wird er in die Konflikte der Marsianer, der ebenda beheimateten Nationen, verwickelt. Diese bestehen aus kuriosen Geschöpfen (als Anführer Tars Tarkas optisch völlig unkenntlich: William Dafoe), die sich alle gegenseitig bekriegen. Es stellt sich heraus, dass Carter die einzige Person ist, die den roten Planeten vor der völligen Zerstörung retten könnte.
Das Fantasy-Epos war für Regisseur Andrew Stanton (die Pixar-Hits „Findet Nemo“ und „Wall-E“ sind ihm zuzuschreiben) der erste Disneyfilm, den er mit echten Menschen realisiert hat. Die Geschichte kann dank eines 250 Mio. Dollar Budgets optisch mit recht passablen 3-D Effekten punkten, scheint aber auf erzählerischer Ebene keine großen Überraschungen in petto zu haben. Ein mögliches Fazit: auf dem Mars nichts Neues.

Haywire
Mallory Kane (Gina Carano) arbeitet im Auftrag der US-Regierung für eine Sicherheitsfirma. Als Spezialagentin sind ihre Aufträge derart geheim, dass im Falle einer Panne sämtliche Regierungsmitarbeiter jede Verbindung zu ihr bestreiten würden. Als die nächste Operation tatsächlich schief geht, ahnt Kane dass sie irgendjemand hintergangen hat. Ausgestattet mit ihren überlegenen körperlichen Fähigkeiten macht sie sich auf die Suche nach dem oder den Verantwortlichen.
Oscar-Preisträger Steven Soderbergh legt in seinem 25. Film das Hauptaugenmerk auf die Action. Martial Arts-Star Gina Carano macht in ihrer ersten Hauptrolle die männliche Hollywood-Cast (Michael Douglas, Antonio Banderas, Ewan McGregor und Michael Fassbender) platt - dies geschieht jedoch überwiegend durch ihre physische Präsenz. Die Kampfszenen hierfür wurden meisterhaft choreographiert und sind daher auch ein wesentlicher Grund, sich den Film anzusehen.

Shame
Auf den ersten Blick hat Brandon (Michael Fassbender), ein in New York lebender Yuppie in den Dreißigern, alles: gutes Aussehen, einen respektablen Job und er genießt alle Freiheiten des Singlelebens. Hinter dieser perfekten Fassade erkennt man aber einen getriebenen Menschen, dessen Unfähigkeit darin resultiert, Beziehungen einzugehen. Seine exzessive Sucht nach unverbindlichem Sex in Form von One-Night-Stands und Affären - egal wo und mit wem - lenkt ihn zwar von echten Gefühlen und Nähe ab, doch wie bei jedem Suchtverhalten währt diese Befriedigung nur flüchtig. Als seine Schwester Sissy (Carrey Mulligan), die charakterlich das genaue Gegenteil von Brandon ist, überraschend bei ihm einzieht, gerät sein Verhalten noch mehr außer Kontrolle.
Der Brite Steve McQueen inszeniert ein intensives Drama, das sich unverblümt mit dem Thema Sexsucht auseinandersetzt und dabei die innere Zerrissenheit des Protagonisten, Sehnsucht nach Nähe und die gleichzeitige Angst davor, offenbart. Ob „Shame“ alle Erwartungen befriedigen kann, bleibt abzuwarten.

Die vierte Macht
Für den Berliner Journalist Paul Jensen (Moritz Bleibtreu) laufen die Dinge privat und beruflich nicht so, wie er es gern hätte. Deshalb beschließt er, einen Neuanfang in Moskau zu starten, wo er für eine dortige Zeitung arbeiten soll. Als er sich in eine geheimnisvolle Frau verliebt, wird er durch sie in einen Terroranschlag verwickelt und sein neues Leben gerät folglich aus den Fugen.
Regisseur Dennis Gansel bedient sich nach „Die Welle“ erneut an einem politisch brisanten Motiv: er zeigt ein Bild des heutigen Russland zwischen manipulierter Pressefreiheit und Terrorismus. Parallelen, die an reale Ereignisse erinnern sollen, sind wohl beabsichtigt.

Sarahs Schlüssel
Frankreich zur Zeit des zweiten Weltkriegs: die Juden-Hetzjagd befindet sich auf ihrem traurigen Höhepunkt. Die erst zehnjährige Jüdin Sarah wird zusammen mit ihren Eltern von der Polizei zur Deportation abgeholt. Um ihren jüngeren Bruder zu retten, schließt sie ihn im Wandschrank ein. Im Jahr 2009 besichtigt die Journalistin Julia (Kristin Scott Thomas) mit ihrem Mann ihre zukünftige Wohnung in Paris und findet allmählich heraus, welch menschliches Drama sich hier einst zugetragen hat.
Der französische Filmemacher Gilles Paquet-Brenner verfilmte mit „Sarahs Schlüssel“ eine einfühlsame Erzählung über ein kleines Mädchen, dessen Schicksal als pars pro toto für abertausende Opfer des Holocaust steht. Beruhend auf einem fiktiven Romanbestseller, spielt der Film dabei in zwei Zeit- und Erzählebenen, die Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbinden.

Der letzte Jude von Drohobytsch
Die Dokumentation von Paul Rosdy begleitet den 89-jährigen Alfred Schreyer, der als letzter Überlebender von seinem Schicksal im ukrainischen KZ-Drohobytsch erzählt. Mit Eloquenz und Charme berichtet Schreyer von der vergangenen Welt des Judentums, seiner eigenen Jugend und wie er dem sicheren Tod entkam. Ein sehenswertes Zeitdokument.
Die Autorin
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T.W.

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