Neu im Kino
Neu im Kino: Woche 9

Neu im Kino: Woche 9

Dokumentarisches, halbdokumentarisches und völlig absurdes Kino bestimmen die heimischen Kinostarts.
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von (patzwey)
Das Verhältnis von Kino und Realität ist seit Beginn der Filmgeschichte ein großes Thema. Während es die (mittlerweile revidierte) Legende gibt, dass die Kinozuseher im Jahr 1896 noch erschrocken zurückzuckten, als ein Zug in den Bahnhof einfuhr, wurde später immer mehr klar, dass Film nicht die direkte Wirklichkeit repräsentieren kann. Mittlerweile gibt es viele verschiedene mehr oder weniger realitätsnahe Stilmittel und jeder Regisseur verfolgt in der Regel eine eigene Philosophie. Insgesamt gilt jedoch die Faustregel, dass Hollywood eher auf pure Fiktion setzt, während sich das europäische Kino etwas mehr um Realitätsnähe bemüht.

Das gibt Ärger
Um der Kritik zu entkommen, dass seine Filme nicht unbedingt vor Realitätsnähe strotzen, hat der ehemalige Musikvideoregisseur McG bereits früh in seiner filmischen Laufbahn („Drei Engel für Charlie“) ein erfolgreiches Rezept gefunden: Völlig überzeichnete und unrealistische Actionszenen sollen sonstige Schwächen überdecken. Ähnlich geht er auch bei seinem neuesten Werk vor. Neben rasanter Action beinhaltet dieser hochkarätig besetzte Unterhaltungsfilm aber auch eine gesunde Portion Romantik, was ihm nicht zuletzt einen US-Starttermin direkt am Valentinstag einbrachte.

Devil Inside
Spätestens seit „Blair Witch Project“ wissen auch die großen Produktionsfirmen Hollywoods, dass man auch mit einem Minibudget Millionengewinne erzielen kann. Man benötigt nur viele verwackelte und somit real wirkende Handkameraszenen und jemanden, der erklärt, dass das gesehene Videomaterial „echt“ sei. Nach Erfolgen wie „Paranormal Activity‟ schreibt sich nun ein weiterer Film in diese Tradition ein. Beim nunmehrig präsentierten Videomaterial handelt es sich um erschreckende Aufzeichnungen diverser Exorzismen, von deren Veröffentlichung der Vatikan angeblich alles andere als Begeistert ist. Glaubt man aber Kritikern und Publikumsreaktionen in den USA, handelt es sich hierbei aber wohl um einen riesigen Flop und den bereits jetzt schon schlechtesten Film 2012. Immerhin hat dieser billig produzierte „Flop“ aber bereits mehr als das 50-fache der nur eine Million Dollar teuren Produktionskosten eingespielt.

Die Eiserne Lady
Dieser Film hat ein sehr zwiespältiges Verhältnis zum Thema Realität. Auf den ersten Blick handelt es sich um ein BioPic über Margaret Thatcher. Jedoch wird der Film lediglich aus der Perspektive einer demenzkranken alten Dame erzählt, die auf ihr Leben zurück blickt. Sämtliche politischen Aussagen relativieren sich dadurch, der Film kann eine „brave“ Haltung einnehmen und alles kann sich auf Meryl Streep konzentrieren, die sich wunderbar entfalten kann. Für ihre Leistung in diesem Film wurde die Schauspielerin vor wenigen Tagen mit ihrem dritten Oscar geehrt.

Die Reise zur geheimnisvollen Insel
Meilenweit weg von dokumentarischem Stil ist diese Fortsetzung von „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ (damals mit Brendan Fraser). Während sich nun „The Rock“ auf einer dubiosen Insel mit Riesenwespen und Minielefanten herumschlagen muss, weiß Michael Caine wohl selbst nicht genau, wie er in diesen grellen 3D-Trash-Familienfilm geraten ist.

Die Mühle und das Kreuz
Der polnische Regisseur Lech Majewski versucht auf experimentelle Art und Weise das berühmte Gemälde „Der Kreuzgang Christi“ filmisch einzufangen. Rutger Hauer übernimmt in dieser poetischen Auseinandersetzung zwischen Film und Malerei eine Hauptrolle.

Dokumentarfilme
Neben all diesen mehr oder weniger fiktionalen Erzählungen starten diese Woche auch überdurchschnittlich viele Dokumentarfilme in den Kinos, die es sich zur Aufgabe gemacht haben reale Vorgänge filmisch einzufangen und sie dem Publikum näher zu bringen. So beschäftigt sich „Der Fall Chodorkowski“ mit dem Leben des einst reichsten Mannes Russlands und Kritiker Putins. Mittlerweile sitzt dieser aber aus dubiosen Gründen im Gefängnis. „The Forgotten Space“ widmet sich dem Warenverkehr und den gigantischen Containerschiffen auf den Ozeanen und in „Der atmende Gott - Reise zum Ursprung des modernen Yoga" begibt sich ein deutscher Filmemacher auf die Spuren des Phänomens Yoga, wofür er durch die indische Provinz reist. Um die zweijährige Weltreise eines Solar betriebenen Autos geht es „Solartaxi“, der nun auch in Wien zu sehen ist. Des weiteren startet in der Bundeshauptstadt „John Irving - Wie er die Welt sieht“, wobei es sich um ein Portrait des gleichnamigen Bestsellerautors handelt.
Der Autor
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patzwey

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