Berlinale 2012
Berlinale Tag 7

Berlinale Tag 7

Chinesische Filmzensur und was man besser nicht erwähnen sollte, wenn man sich mit Matt Damon betrinkt
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von (patzwey)
Während die Wachowski-Brüder heute überraschenderweise zur Vorstellung von dem von Keanu Reeves produzierten und moderierten Dokumentarfilm „Side by Side“ im Kino auftauchen, nur um sich den Film ansehen zu können, plaudert Steven Soderbergh nach dem Screening von „Haywire“ aus dem Nähkästchen: „Hier ist mein Ratschlag für euch alle: Wenn ihr euch mit Matt Damon betrinkt, erzählt ihm besser nichts, von dem ihr nicht wollt, dass es später in den Zeitungen steht.“ Grund für diesen weitsichtigen Tipp ist die Tatsache, dass Matt Damon den von Soderbergh während einer durchzechten Nacht einfach so dahingesagten Satz, dass er sich eine Auszeit nehmen möchte, vor der Presse ausplauderte. Schuld dafür, dass diese Aussage an die Öffentlichkeit gelangte ist Soderbergh zufolge auch das exzellente Gedächtnis des Schauspielers, der sich auch am nächsten Tag noch an alle im Suff geführten Gespräche erinnern kann. Matt Damon wird daraufhin zum Running Gag der Presskonferenz. Tatsächlich bestätigt Soderbergh aber kurz darauf, dass er nach seiner großen Anzahl an Filmen in den letzten 15 Jahren nun eine kurze Auszeit braucht – schwer zu glauben, wenn man bedenkt, dass er gerade wieder einen Film in der Post- und zwei weitere in der Pre-Production hat.

Noch etwas eingeschüchtert wirkt Newcomerin Gina Carano neben den ebenfalls anwesenden Stars Antonio Banderas und Michael Fassbender – schüchtern gibt sie sich jedoch nur abseits der Leinwand. In Soderberghs neuem Actionthriller heizt die professionelle Martial-Arts-Kämpferin ihren männlichen Kollegen nämlich ordentlich ein und macht ihnen mit ihren eisernen Fäusten das Leben schwer. Viel Selbstbewusstsein zeigte am späten Abend auch die deutsche Schauspielerin Natascha Berg am roten Teppich, die gerade einmal 30 Sekunden im Film zu sehen ist, aber mit ihrem aufreizenden Kleid die Aufmerksamkeit der Fotografen auf sich zog und der Hauptdarstellerin somit beinahe die Show stahl. Den heutigen Starauflauf komplettierte schließlich Salma Hayek, die ihren neuen Film „As Luck Would Have It“ vorstellte, bevor sie sich schließlich den wartenden Massen präsentierte.

Viel minimalistischer, aber dafür umso animalischer geht es bereits zu Beginn des Tages beim indonesischen Wettbewerbsbeitrag „Postcards from the Zoo - Die Nacht der Giraffe“ zu. Handlungsort ist ein Zoo und Protagonistin ist eine junge Frau, die zwischen den ganzen Tieren aufwuchs und nur wenig von der Welt „da draußen“ weiß. Nach diesem interessanten und leicht absurdem Film mit sympathischem Stil, geht es schließlich weiter mit Wang Quan’ans dreistündigem Filmepos „White Deer Plain“. Ein Film über drei Jahrzehnte chinesische Geschichte und über den gesellschaftlichen Umbruch nach dem Zerfall des Kaiserreichs. Wer hätte aber gedacht, dass es sich bei diesen 176 kurzweiligen Filmminuten um eine stark gekürzte Fassung handelt. Im Rohschnitt soll der Film immerhin ganze fünf Stunden lang gewesen sein, erzählt der Regisseur im Anschluss. Vieles wurde freiwillig gekürzt, einige Szenen fielen aber auch staatlicher Zensur zum Opfer. Auf meine Frage zur Filmzensur im chinesischen Kino und welche Themen genau davon betroffen waren, antwortet der Regisseur zunächst ausweichend: „Es gibt so vieles, das in China zensiert wird. Genaue Themen aufzuzählen, würde jetzt zu lange dauern“. Doch schließlich gibt Wang Quan’an doch noch einige interessante Einblicke in die chinesische Filmpolitik: „Zensur ist leider immer noch ein großes Problem des chinesischen Kinos. Das Selbstbewusstsein im Land steigt nun jedoch etwas und die Lage ändert sich. Als Regisseur versuche ich aber schon von der frühesten Produktionsphase weg problematische Szenen zu vermeiden. Andererseits möchte ich aber auch versuchen die Grenzen auszuloten und vielleicht das eine oder andere Tabu zu brechen.“