Berlinale 2012
Berlinale Tag 4

Berlinale Tag 4

Von der Magie der Berlinale und der damit verbundene phantastischen Reise durch Zeit und Raum.
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von (patzwey)
Der Potsdamer Platz gleicht während der Berlinale einem Portal zu anderen Welten - einer magischen Maschine, die Räume und Zeiten auflösen kann. Man muss nur in einem riesigen Saal voller Menschen auf bequemen roten Sitzen platz nehmen und sich gemütlich zurück lehnen – schon kann die Reise beginnen.

Das heutige Abenteuer startet an einem der surrealsten Orte, die man sich vorstellen kann. Es beginnt in einem Kloster, das abgeschnitten von der Umwelt, hoch über einer gigantischen Felswand thront. Die Zeit scheint dort abgeschafft worden zu sein, denn in der Welt des Wettbewerbsfilms „Meteora“ herrscht Stillstand. Die einzige soziale Interaktion, die es in diesem Film gibt, ist eine verbotene Liebe zwischen Mönch und Nonne. Doch auch sie kommunizieren in dieser Welt mehr mit Blicken, als mit Worten – Dialog ist hier großteils unerwünscht. Diese ersten 90 Minuten des heutigen Tages vergehen in Anbetracht des eigenwilligen Stils erstaunlich schnell. Doch der Film ist nach diesen 90 Minuten noch nicht zu Ende, sondern führt ein interessantes Nachleben im Kopf, bis man erkennt, dass es sich eigentlich um einen recht guten Film gehandelt hat, der vielleicht auch der Jury recht gut gefällt.

Die zweite Reise führt in den philippinischen Dschungel, wo man einem Geiseldrama anno 2001 beiwohnt. Außerdem handelt es sich bei „Captive“ um eine Welt der unkonventionellen Drehmethoden von Regisseur Brillante Mendoza. „Niemand von uns hatte ein Drehbuch. Niemand wusste was am nächsten Tag passieren wird. Wir fühlten uns wie echte Geiseln“, kommentiert Hauptdarstellerin Isabelle Huppert später die Fitzcarraldo-ähnlichen Zustände am Set. Dennoch: Alle SchauspielerInnen haben überlebt und blicken im Nachhinein (zumindest offiziell) positiv auf den ungewöhnlichen Dreh dieses empfehlenswerten Films zurück: „Wenn Männer einen multiplen Orgasmus haben könnten, wäre es genau so“, merkt Schauspieler Sid Lucero zu den Dreharbeiten an.

Kurzzeitig verlässt der Ösi aber diesen magischen Ort namens Potsdamer Platz und ordert einen großen „Kaffeeeeeeeeeeee“ in einem türkischen Imbiss. Fragende Blicke fliegen durch den Raum, bis der Alpenländer, der heute schon ein „Rührei“ verputzt hat, das Wort „Kaffffffffffe“ über die Lippen bringt und dann sofort in die internationale Berlinale-Sprache wechselt und einen Cappuccino bestellt. Leicht irritiert und schnellen Schrittes geht es zusammen mit Senad wieder in die vertrauten Kino-Gefilde zurück, wo wir uns von Reihe Eins aus auf eine Zeitreise in die 90er begeben.

Hier können wir der Geschichte von „Shadow Dancer“ beiwohnen, die mit Clive Owen in der Hauptrolle, den Nordirland-Konflikt thematisiert. Ein intelligenter, aber schwer greifbarer Thriller, der die großen politischen Ereignisse in den Hintergrund stellt und sich auf den Mikrokosmos einer nordirischen Familie konzentriert.

Der Autor
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patzwey

Forum

  • Tass' Kaff'

    Drum trinke ich lieber einen „Cappuccino“, den versteht man auch in Norddeutschland. Viel Spaß noch in Berlin.
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    14.02.2012, 09:48 Uhr
  • Magie und Trennungsschmerz

    Meiner bescheidenen Meinung ist der Trennungsschmerz deshalb magisch, weil die Berlinale Dir - Harry Potter - und Deinen Lesern/Zuschauern viel bedeutet!
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    14.02.2012, 07:52 Uhr
  • Magie

    Schön hast Du das formuliert. Die Magie einer klimaschonenden Weltreise. Zauber im Kopf - verzaubert weit über das Festival hinaus. Ich freue mich, dass es Dir dort gefällt. Der Trennungsschmerz nach 5 magischen Jahren war (ist) gewaltig.
    uncut_profilbild_558ce708a7.jpg
    13.02.2012, 14:15 Uhr