Den Start in diesen sehr gelungenen Tag machten die italienischen Altregisseure Paolo und Vittorio Taviani mit „Cäsar muss sterben“. Die Geschichte über die Aufführung von Shakespeares „Julius Cäsar“ in einem Gefängnis. Ein Film voll Schönheit und Humor, in dem die inhaftierten Amateurschauspieler von echten Gefängnisinsassen „gespielt“ werden. Ästhetik und Power des Films überzeugten allerdings bereits, als ich noch glaubte, es handelt sich hierbei um „normale“ Schauspieler. Die Aufklärung gab es schließlich bei der dazugehörenden Pressekonferenz, auf der Vittorio Taviani mit viel „Schmäh“ erzählte, wie ihre Arbeit als Regieteam funktioniert: „Am Set wechseln wir uns meist Szenenweise ab, wobei wir nie genau wissen, wer was machen soll – der andere schweigt nur und kratzt sich entweder am Kopf oder hustet dezent, wenn etwas nicht gefällt. Und wir sind oft nicht einer Meinung.“ Die obligatorische dumme Bemerkung des Tages macht eine Journalistin, die in Bezug auf Gefängnisse anmerkt, dass es in Italien sowieso viel mehr frei herumlaufende Straftäter gibt als in anderen Ländern.
Während mich der neue Petzold-Film „Barbara“ (trotzdem kein schlechter Film) nicht sonderlich vom Hocker riss, konnte der spanische Psychothriller „Dictado - Childish Games“ sehr überzeugen. Ein Mann glaubt in einem Mädchen seine tote Halbschwester wieder zu erkennen. Ist sie etwa von den Toten zurückgekehrt um sich an ihm zu rächen?
Der ganz große Rummel fand heute jedoch abseits des Wettbewerbs statt. Bollywood-Star Shah Rukh Khan und Angelina Jolie gaben sich auf dem roten Teppich die Ehre. Beide habe ich nicht gesehen, dafür aber ihre Filme. Einer konnte überzeugen, der andere weniger. Genaueres lässt sich vielleicht beim Durchstöbern der jeweiligen Kritik herausfinden.
Doch dann war da auch noch das große Highlight der diesjährigen Berlinale. Der Film des Jahrzehnts, wenn nicht der des gesamten Jahrhunderts oder der gesamten Menschheitsgeschichte – so oder so ähnlich sah unsere nicht gerade niedrige Erwartungshaltung im Vorfeld dieser hoffentlich ebenso gigantischen, wie phantastischen Weltpremiere aus: Nach einigen Jahren Produktionszeit und einer großen Onlinemarketingkampagne war es dann schließlich so weit: „Iron Sky“ flimmerte unter tosendem Anfangsapplaus über die Leinwand!!! Wie der Film letztendlich war und ob er der hohen Erwartungshaltung gerecht werden konnte? Mehr dazu morgen…
11. Februar 2012, 23:59 Uhr
Berlinale 2012

Berlinale Tag 3
Außergewöhnliche Filme auf Italienisch, Deutsch, Spanisch, Englisch, Hindi und Bosnisch im Vorfeld einer heiß ersehnten Weltpremiere.
von
Patrick Zwerger (patzwey)
- Die Bilder von Tag 3
- Filmkritik zu „Caesar Must Die“
- Filmkritik zu „Barbara“
- Filmkritik zu „Dictado“
- Filmkritik zu „In the Land of Blood and Honey“
- Filmkritik zu „Don - The King is Back“
- Filmkritik zu „Iron Sky“
- Filmkritik zu „The Woman Who Brushed Off Her Tears“
Forum
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Der Zorn des Khan
wird Euch treffen, Jungs ;-)
Das Regiedebüt von Angelina Jolie hört sich spannend an! -
Kein Khan diesmal?
Aber geh: schade. Das war zuletzt so ein riesiger Wirbel, als er in Berlin war. Fast schon ein Ausnahmezustand. "My Name is Khan" ("from the epiglottis") war ein überraschend guter Film, kann ich mich erinnern. Ewig gedauert, sogar mit einer echten Pause. Zweieinhalb Stunden sind für Bollywood ja schon fast ein "Kurzfilm". ;-) Angelina, la Jolie ist also offenbar vor der Kamera besser als dahinter. Sieht man auch so wenig von ihr, sonst, echt! :-)-
I seh kan kahn
Zumindest nicht für Uncut. Freitag war er nicht beim Fotocall. War nicht sicher ob er überhaupt kommt. Samstag ist er dann doch gekommen, allerdings so spät, dass ich nicht noch eineinhalb Stunden in den Kälte warten wollte. Daher gibt bei Uncut diesmal kan Kahn.
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