Neu im Kino
Neu im Kino: Woche 43

Neu im Kino: Woche 43

Die Kinowoche bringt Spannung, Spaß und Trübsaal - aber vor allem auch jede Menge Diskussionsstoff.
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von (patzwey)
Zur Beginnzeit der Kinotradition in Europa machte vor allem auch eine gewisse soziale Komponente den Reiz des Kinos aus. Das Publikum kam und ging wann es wollte und im Kinosaal ging es drunter und drüber. Man staunte über das Geschehen auf der Leinwand, lachte, weinte oder kommentierte lautstark das Geschehen. Vor allem wurde aber auch viel geredet und diskutiert. Auch wenn es heute – bis auf eifriges Popcorngeraschel – erheblich ruhiger in den heimischen Kinosälen geworden ist, ist die Diskussion danach immer noch ein willkommener Nebeneffekt des Kinobesuchs. Wie schön, dass uns die Neustarts diese Woche allerlei Material dazu liefern.

Die Abenteuer von Tim und Struppi - Das Geheimnis der „Einhorn“
Ist „Das Geheimnis der Einhorn“ der perfekte Abenteuerfilm? Diese Frage muss man sich alleine schon stellen, wenn man einen Blick auf die Credits wirft: Regisseur Steven Spielberg, Produzent Peter Jackson und Drehbuchautor Edgar Wright lassen die Erwartungen an den Film ins unendliche steigen. Der Film wurde mit dem realitätsnahen Motion Capturing Verfahren inszeniert. Die vielleicht beste Methode um den Geist von Hergés Comics in den Film mit einfließen zu lassen.

Ist dies gelungen? Wird es einen neuen Spielberg-Hype geben? Wie viel Indiana Jones steckt in der Inszenierung? Wurde 3D sinnvoll eingesetzt? Ist der extrem realitätsnahe Look des Films gelungen oder sollten sich Animationsfilme doch etwas mehr vom „wahren Leben“ unterscheiden? Fragen über Fragen, die eine spannende Diskussion garantieren.

Melancholia

Justine (Kirsten Dunst) ist gerade mit ihren Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt, als ein Planet namens „Melancholia“ auf die Erde zusteuert. Der Weltuntergang ist somit vorprogrammiert. „Kein Problem“ würde an dieser Stelle Michael Bay sagen, ein Bohrteam auf den Planeten schicken und ihn kurzerhand in die Luft jagen. Doch der dänische Autorenfilmer Lars von Trier hat andere Pläne. Anstatt eine spektakuläre Rettungsgeschichte im Stil von Hollywood zu erzählen, lässt er die Menschheit langsam auf ihr Ende warten. „Melancholia“ ist nach „Antichrist“ der zweite Film in dem Lars von Trier seine Depressionen verarbeitet. Dennoch dürfte der Film etwas optimistischer als sein Vorgänger ausgefallen sein und wird sicherlich auch optisch ein Augenschmaus.

Welche Parallelen gibt es zu der Inszenierung von „2001 – Odysee im Weltall? Welche Symboliken und Andeutungen verstecken sich? Steckt noch Dogmatisches in Triers Film, oder hat er bereits seine eigenen Ideale revidiert? Fragen, denen man sich vorzugsweise im Anschluss an einen schönen Kinoabend widmet.

Hotel Lux
Die Frage, ob man über Hitler und den Nationalsozialismus lachen darf, wird immer wieder gestellt. Eine ebenso beeindruckende wie großartige Antwort lieferten Charlie Chaplin („Der große Diktator“) und Ernst Lubitsch („Sein oder nicht sein“) bereits zur Zeit des 3. Reichs. Allerdings taten sie das aus räumlich sicherer Entfernung. Komiker und Entertainer Hans Zeisig (Michael Bully Herbig) versteht die Zeichen der Zeit hingegen nicht ganz und macht sich auch nach 1933 noch öffentlich über Hitler lustig. Dass dieser in Anbetracht dieser Tatsachen nicht sehr erfreut ist und Zeisig daraufhin fliehen muss, liegt auf der Hand. So landet Zeisig in Moskau. Genauer gesagt im Hotel Lux: Eine Art Warteraum für kommunistische Aktivisten und Flüchtlinge aus ganz Europa. Als Zeisig auch noch für Hitlers Privatastrologen gehalten wird, sind Chaos und Verwechslungen nicht mehr zu stoppen. Anstatt klassischer Bullywitze sind hier eher pointiert schwarzer Humor und dessen Einbindung in den politischen Kontext der Zeit gefragt.

Wie schlägt sich Bully in seiner ersten ernsten Rolle? Wie sollte eine Komödie über den Nationalsozialismus sein? Wie sehr stimmen die historischen Begebenheiten? Auch wenn die Meinungen vielleicht an einigen Punkten auseinander gehen werden - wichtig ist die Kommunikation.

Killer Elite
Der Trailer verspricht einen klassischen Actionkracher, aber vielleicht gibt es unter der Oberfläche auch noch etwas mehr zu entdecken. Die Vorlage für den Film lieferte der Roman „The Feather Man“, der nach Angaben des Autors autobiografisch ist und auf wahren Begebenheiten beruht. Die britische Regierung bestreitet diese Tatsache vehement. Verständlich, da sie während des Bürgerkriegs im Oman nicht gerade in einem guten Licht dargestellt wird. Da die Wahrheit wohl nur der Autor selbst kennt, darf nach dem Besuch des hochkarätig besetzten Streifens (Statham, Owen, De Niro) also fleißig gerätselt werden.

Sonstiges
Um drei Frauen mittleren Alters, die in einem idyllischen bayrischen Bergdorf einen Telefonsexdienst ins Leben rufen, geht es in „Eine ganz heiße Nummer“. Probleme und Situationskomik sind somit vorprogrammiert. Österreichweit startet außerdem noch „Hot Spot“, ein Dokumentarfilm über Langzeitarbeitslosigkeit. Nur in Graz ist „Infinite Space - Der Architekt John Lautner“ zu sehen.
Der Autor
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patzwey

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