Vintage Views
Vintage Views: Dario Argento

Vintage Views: Dario Argento

Über den Großmeister des italienischen Horrorkinos.
Wer sich dieses Jahr zu Halloween mit Freunden vor dem Fernseher gruseln will, kann getrost (wieder?) zu Dario Argento greifen. Als einer der großen Namen des Horrorkinos, hat er dem Genre seit den 1970er Jahren eine ganz besondere Note verliehen. Argento ist einer jener Regisseure, deren Handschrift man ganz deutlich in ihren Werken erkennt und seine Filme haben auch mit den Jahren nichts an ihrer Wirkung eingebüßt.

Dario Argento wird 1940 in Rom als Sohn des Produzenten Salvatore Argento geboren. Gewissermaßen ins Filmgeschäft hineingeboren, beginnt der junge Mann schon früh als Filmkritiker und arbeitet seit den 60ern als Drehbuchautor. Dabei wirkt er auch an der Geschichte von Sergio Leones „Spiel mir das Lied vom Tod“ mit.

1970 führt er zum ersten Mal selbst Regie, nach einem eigenen Drehbuch: „The Bird with the Crystal Plumage“ (zu dt. unglücklich als Pseudo-Edgar-Wallace-Krimi: „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“) wird zu einem Hit und etabliert ihn sofort als erfolgreichen Filmemacher der italienischen Thriller/Horror-Tradition. Zusammen mit den beiden schnell entstandenen „Die neunschwänzige Katze“ und „Vier Fliegen auf grauem Samt“ bildet er eine lose „Tier-Trilogie“, die einen vorläufigen Höhepunkt dieser Gialli darstellt.

Nach Misserfolgen im Umstieg ins Komödienfach kehrt Argento 1975 zum Giallo zurück und liefert sein Meisterstück ab. In „Rosso - Die Farbe des Todes“ lässt er seiner Gabe für seltsame, beinahe schon skurril unheimliche Begebenheiten und brutale Mordszenen, die hier auf nur allzu vertraute Schmerzen jedes Zuschauers rekurrieren, freien Lauf. Die visuelle Gestaltung raubt einem schlicht den Atem. Von den eigenartig menschenleeren, riesigen Stadtszenerien bis zum Ablauf der Gewalt selbst. Der voll ausgeformte Argento-Stil lässt andere Gialli hinter sich und macht den Mann zur Marke.

Suspiria“(1977) verzichtet dann auch auf das eigentlich strenge formale Korsett eines Giallo und tobt sich im Bereich des übernatürlichen Bösen aus, vielleicht sogar noch eindrucksvoller.
Auch wenn der international verwendete actionreiche Argento-Schnitt von George A. Romeros Zombie-Klassiker „Zombie - Dawn of the Dead“ (1978) nicht als beste Version des Films gilt, hat seine Unterstützung als Produzent ihn vielleicht überhaupt erst möglich gemacht.

Nach vier Jahrzehnten ist Dario Argento als Regisseur kein Meister aller Klassen. Er ist dem Horror treu geblieben, wo seine speziellen Begabungen ihre Kraft entfalten können – auch wenn er an die frühen Erfolge so nicht mehr anschließen konnte.

Argentos Filme sind oft trashig, aber niemals billig oder schlampig umgesetzt. Jedes Detail von Farben über die Ausstattung bis zur Inszenierung explosiver Gewalt zeugt von präziser Überlegung und dem gekonnten Spiel mit Emotionen.

Vor allem anderen muss man ihm das Kompliment machen, immer mit einer originellen und wirklich überraschenden Idee aufwarten zu können, wo den Zuschauer das vertraute Horrorklischee eher in Sicherheit gewogen hätte.
Senad Halilbasic & Sebastian Rieger