Neu im Kino
Neu im Kino: Woche 40

Neu im Kino: Woche 40

Die Inszenierung des Außergewöhnlichen. Oder: Wie man aus den Sorgen anderer lernen kann.
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von (patzwey)
Probleme verschiedenster Art bestimmen täglich unser Leben. Schön, wenn man sich zur Ablenkung im Kino mit den Sorgen anderer befassen darf. So müssen sich die Protagonistinnen und Protagonisten dieser Woche mit unzähligen Problemen herumschlagen. Dennoch bietet jeder Film einen individuellen Lösungsansatz, der vielleicht auch therapeutische Wirkung für das Kinopublikum haben kann.

Johnny English - Jetzt erst recht
Name: English. Johnny English
Problem: Karriere

Rowan Atkinson hat seit den 90ern einen schweren Rucksack zu schleppen: Den Rucksack des Erfolgs - prall gefüllt mit Mr. Bean und Edmund Blackadder. Einst der schillernste Kultkomiker Englands, konnte er den Spielfilmmarkt nie gänzlich für sich gewinnen. Wie schon bereits „Bean - Der ultimative Katastrophenfilm“, war auch „Johnny English“ anno 2003 irgendwie schon lustig, man hat sich dann aber doch etwas mehr erwartet. Ob berechtigterweise, oder nur durch den ständigen Mr. Bean-Vergleich bedingt, sei dahingestellt. Nun ist Atkinson als tollpatschiger Slapstickagent zurück. Seine Mission: Angriff auf die Lachmuskeln. Aber auch die Filmfigur English hat ein großes Problem, das dem von Atkinson nicht einmal so unähnlich ist: Vom MI7 gefeuert, verbringt er seine Tage in einem tibetischen Kloster. Doch Zufall trifft Zufall und schon ist er wieder zurück und darf sich durch schwierige Situationen und diverse Filmparodien blödeln. Ob bzw. wie Schauspieler und Filmfigur den Weg aus ihren karrieretechnischen Krisen schaffen, darf diese Woche auf der Leinwand bewundert werden.

Wie man leben soll
Name: Charlie Kolostrum
Problem: weiß nicht, wie er erwachsen werden soll

Charlie Kolostrum ist optisch nicht unbedingt das, was man einen Leckerbissen nennen würde. Das Leben ist für ihn ein einziges Rätsel. Bei solch einem hochphilosophischen Problem kann es durchaus hilfreich sein, sich Lebenstipps von den ebenso spitzzüngigen wie satirischen Beobachtern unserer Gesellschaft zu holen: den Kabarettisten. Und wenn David Schalko (Sendung ohne Namen, Die 4 da, Willkommen Österreich) zum heiteren Promi- und Kabarettstelldichein ruft, wird dem natürlich auch nachgekommen. Wer also ähnliche Probleme wie Charlie hat, ihm nur bei der Lösung seiner Probleme zusehen möchte, oder sich selbst von Hader, Palfrader & Co den ein oder anderen Tipp abholen möchte, sollte diesen Film auf keinen Fall verpassen.

Die Einsamkeit der Primzahlen
Name: Mattia und Alice
Problem: Einzelgänger

Primzahlen haben ein schwerwiegendes Problem: sie sind sehr einsam. Sie sind nur durch sich selbst und durch Eins teilbar. Am nähesten kommen sich da noch Primzahlenzwillinge: Sie stehen nahe beieinander, können sich aber niemals berühren. Mattia und Alice sind in gewisser Weise zwei solcher Primzahlenzwillinge. Sie bilden ein Liebespaar, das sich aus zwei Einzelgängern zusammen setzt. Soziale Verbindungen sind für die beiden Mathematikgenies jedoch ein großes Rätsel. Traumatische Ereignisse in der Kindheit und die Beziehung zwischen Einsamkeit und Genie bieten den Aufhänger für diese Literaturverfilmung. Trotz scheinbarer thematischer und emotionaler Tiefe lässt der Film aber auch noch Platz für Mystery und Lockerheit.

Kein Mittel gegen Liebe
Name: Marley
Problem: Krebs

Das Problem von Marley (Kate Hudson) lässt alle anderen kleinen oder größeren Problemchen ziemlich alt aussehen: Die erfolgreiche und lebensfrohe Karrierefrau ist unheilbar an Krebs erkrankt. Doch wie es der Zufall will, findet sie in ihrem behandelnden Arzt die große Liebe. Trotz schwerwiegender Thematik, ist der Film wohl dennoch nicht mehr als eine kitschige Rom-Com, bei der auf alle Fälle die Tränendrüsen auf ihre Kosten kommen werden. Somit bleibt nur zu hoffen, dass diese gewagte Genregradwanderung nicht zum Hauptproblem des Films wird.

Sonstiges
Yusuf muss sich in „Süt - Milch“ mit dem Problem des Erwachsenwerdens herumschlagen. Dialogarm, langsam, kunstvoll und mit großem Interpretationsspielraum behandelt dieser 2. Teil einer rückwärts erzählten Trilogie des türkischen Regisseurs Semih Kaplanoglu die Jugendjahre eines introvertierten Dichters. Hanna hat hingegen eine außergewöhnliche Methode entdeckt, die großen und kleinen Probleme des Alltags zu lösen. In „Love Signs“ richtet sie ihr gesamtes Leben nach diversen Zeichen des Schicksals aus. Doch in der Liebe stößt die Methode an ihre Grenzen. Beide Filme laufen allerdings nur in Wien an. In Graz hingegen ist seit dieser Woche mit etwas Verspätung auch der Film „Der Dieb des Lichts“ zu sehen.
Der Autor
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patzwey

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