Letzte Woche war es soweit: Charlie Sheen starb offscreen den Serientod und Ashton Kutcher tauchte als der neue Mann bei „Two and a Half Men“ auf. Das wollten 27,8 Millionen Menschen in den USA miterleben – ein gigantischer Quotenerfolg. Doch ob das Interesse so groß bleibt, werden erst die kommenden Wochen zeigen, wenn CBS nicht mehr auf die Neugier der Zuseher zählen kann, sondern Kutcher als eigenständigen Charakter Walden Schmidt etablieren muss, der Sheen vergessen machen kann.
Und das wird nicht einfach werden, war doch im Grunde genommen Charlie Sheen das Herz und die Seele der Serie. Das, was ihn letztendlich zu Fall gebracht hat, hat auch den Erfolg von „Two and a Half Men“ zumindest mitgeprägt: Sheen spielt sich quasi selbst, den Lebemann, Raucher und schweren Trinker, den Frauenheld, den Spieler, mit einem Wort: den draufgängerischen Bonvivant. Ein Reiz der Rezeption von „Two and a Half Men“ bestand auch darin, ein Spiegelbild des Schauspielers Charlie Sheen zu betrachten und sich zu fragen, wo endet die Fiktion und wo beginnt der reale Mensch? Dieses Tendenz wurde durch den Einsatz zahlreicher Gaststars gefördert, die Sheen privat nahestehen, wie u.a. etwa sein Bruder Emilio Estevez, sein Vater Martin Sheen, seine Ex-Frau Denise Richards sowie seine Freunde Elvis Costello und Sean Penn. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion waren bewusst fließend gestaltet.
Dazu kommt: „Two and a Half Men“ war auch eine Familienserie. Das bedeutet in dem Fall nicht, dass sie für Familien gemacht wurde, sondern von einer Familie handelte. Die familiäre Struktur und Historie der Harpers war von großer dramaturgischer Bedeutung, Charlie und Alan hatten eine gemeinsame Vergangenheit, die immer wieder in die aktuelle Situation hineinspielte und viele Handlungen motivierte, die Beziehung zu ihrer Mutter, die sich für beide Männer schwierig gestaltete, war ebenfalls eine wichtige Konstante. Und nicht zuletzt war Charlie Onkel, vielleicht die einzige wirkliche Verantwortung, die er in seinem unsteten Leben zu tragen hatte und so wenig er sich zum Erziehungsberechtigten eignete, so spürbar war seine Sympathie für Jake, und sein Ehrgeiz, ihm ein bisschen etwas vom Leben zu zeigen und beizubringen, etwas zu hinterlassen.
Nach der Pilotfolge zu schließen, soll Ashton Kutcher eine Sheen nicht unähnliche Rolle spielen. Was auch irgendwie einleuchtet, da Alan nicht aus seiner Haut kann und zwangsläufig weiterhin den eher spießigen Verlierertypen geben muss; was aber auch problematisch ist, da sich so umso mehr der Vergleich mit Sheen aufdrängen wird. Zum Stolperstein für Walden könnte auch Jake werden, der mittlerweile fast erwachsen ist – was die Serie ohnehin über kurz oder lang aus der Balance gebracht hätte, da sie dann ja „Three men“ genannt werden müsste. Und wie soll Walden sich ihm gegenüber positionieren? Als cooles Vorbild für Jake wie Charlie? Als eine Art größerer Bruder? Haben die beiden überhaupt Interesse aneinander und warum?
Produzent Chuck Lorre hat keine leichte Aufgabe: was wahrscheinlich niemand will, ist einfach more or the same zu bekommen, mit nur geringfügig anderen Vorzeichen. Quasi so etwas wie „Hangover 2“. Es sieht aber ganz danach aus, als würden die Produzenten diesen Weg wählen. Meine Prognose: Das wird sich nicht ausgehen. Nach dieser Season ist Schluss und „Two and a Half Men“ wird eine „schöne Leiche“ wie Charlie.
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27. September 2011, 15:27 Uhr
Heidi@Home
Heidi@Home: Same same but different
Kann Ashton Kutcher die Lücke füllen, die Charlie Sheen hinterlassen hat?
von
Heidi Siller (Heidi@Home)
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12
Auf 262 Folgen und 12 Staffeln hat es "Mein cooler Onkel Charlie" schlussendlich doch noch gebracht. Ich fand die neue Dynamic mit Asthon Kutcher nicht einmal so schlecht. Leider gab es noch andere Probleme, zB, dass Angus T Jones wohl nicht mehr der perfekte Sohn war und sich gegen die Serie stellte. Vielleicht hätte man früher aufhören sollen, aber ein goldenes Rennpferd gibt leider niemand so gerne auf. -
OK
Die erste neue Folge habe ich recht OK gefunden. Die zweite war etwas schwächer. Ich hoffe mal nur, dass war nur um die Handlung einigermaßen logisch weiterzubringen und den wiedereinzug ins Haus zu rechtfertigen. -
Könnte klappen...
Alles in allem finde ich den "Neustart" einmal geglückt. Und ich denke man hätte es kaum besser machen können. Innerhalb einer (bzw. zwei) Folgen zu erklären, warum der Hauptcharakter weg ist, einen Ersatz einführen und auch noch eine Erklärung zu finden, warum Alan weiter im Haus wohnen darf.
Von daher: Pilotfolge sehr gelungen (vor allem von Jon Cryer getragen) und auch 9.2 war ganz in Ordnung. Jetzt ist man prinzipiell wieder auf der Spur, auf die man wollte, und jetzt wird sich´s wirklich zeigen, was daraus wird.
Prinzipiell gut, dass Aston Kutcher vom Charakter her zuerst mal ein eher gegensätzlicher zu Charlie ist, um auch damit ein wenig spielen zu können.
Von Jake war ja wenig zu sehen. Aber die Befürchtung hatte ich schon länger, das er langsam zu erwachsen wird. Auf jedenfall spannend, wie sich diese Konstellation bewähren wird.
Von meienr Seite aus bin ich zuversichtlich, dass es eine 10. Staffel geben wird - aber die Einschaltquoten der kommenden Wochen (und die Kreativität der Autoren) werden es zeigen.