Neu im Kino
Neu im Kino: Woche 28

Neu im Kino: Woche 28

Ein offener Brief von „harry.potter“ an Harry James Potter anlässlich seines finalen Kampfes gegen Tom Marvolo Riddle.
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von (Harry.Potter)
Lieber Harry James!

Angesichts des Kinostarts Deines letzten Abenteuers komme ich nicht umhin, Dir ein paar Zeilen zu schreiben. Wie Du Dir (angesichts meines Community-Namens auf UNCUT) denken kannst, gehöre ich trotz meiner 34 Lenze Du Deinen Bewunderern.

Wie kaum eine andere Romanfigur hast Du nämlich über die vergangenen elf Jahre die Herzen von Kindern, Jugendlichen und vielen Erwachsenen gleichermaßen in Angst und Schrecken angesichts Deiner schier unbezwingbaren Gegner und in schwärmende Faszination angesichts der im wörtlichen Sinne bezaubernden Welt, in der Du lebst, versetzt. Mit Deinen besten Freunden hast Du Abenteuer erlebt, die einer ganzen Generation von Heranwachsenden und ihren Lehrerinnen und Lehrern das beglückende Gefühl des begeisterten Lesens von Büchern zurückgegeben haben. Für manche von ihnen, so auch für mich, wurde dadurch auch die Tür zu einer bisher ungeahnten Dimension und Faszination für Deine Muttersprache geöffnet – selbst erstaunlich junge Leserinnen und Leser machten sich über Dein jüngstes Abenteuer her, weil sie es nicht erwarten konnten, bis es in der jeweiligen Übersetzung erscheinen würde. Andere wiederum kennen Dich und Deine Freunde und die magische Welt der Zauberei, die zu beherrschen Du gelernt hast, nur aus der Dunkelheit des Kinosaales. Und dennoch: ob Bücherwurm oder Filmfreak, ob leidenschaftlicher oder durchschnittlicher Kinofreund – für alle hast Du dieses vergangene Jahrzehnt geprägt wie kaum eine Romanfigur und kaum ein Filmheld zuvor.

Gemeinsam sind wir also um elf Jahre älter geworden – bei Daniel (Radcliffe), der Dich im Film spielte und auch bei den anderen Jungstars hat die Zeit unübersehbar ihre Spuren hinterlassen. Albus Dumbledore wurde im Verlauf der Filme sogar von zwei Schauspielern verkörpert, da Richard Harris, der ihn in den ersten beiden Filmen dargestellt hatte, kurz darauf verstorben war. Nach Deinem zweiten Kinoabenteuer wurde Michael Gambon Dein engster Vertrauter und in „dunklen und schwierigen Zeiten“ Dein väterlicher Freund bis zum bitteren Ende.

Die Monumentalität Deiner Geschichte hat zu einem regelrechten Verbrauch an Personal geführt: vier verschiedene Regisseure haben Deiner Geschichte ihren mehr oder weniger unverwechselbaren Stempel aufgedrückt. Eher glücklos werkte dabei Mike Newell in „Harry Potter und der Feuerkelch“, durchaus passabel Chris Columbus in „Harry Potter und der Stein der Weisen“ und „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“, nahezu genial und einmalig haben wir Alfonso Cuaróns Regie in „Harry Potter und der Gefangene von Azkaban“ in Erinnerung und dankbar zufrieden sind wir bisher mit der Arbeit von David Yates seit „Harry Potter und der Orden des Phönix“. Ebenso viele Filmmusikkomponisten begleiteten Dich auf Deinem Weg: 3x der große John Williams, 1x der düstere Patrick Doyle, 2x der aufgeweckte Nicolas Hooper und zuletzt der viel versprechende Alexandre Desplat.

Wenn nun in dieser Woche „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes 2“ in die Kinos kommt, erreicht Deine Geschichte ihren dramatischen und gewiss spannenden Höhepunkt und zugleich ihr Ende. Deine „Mutter“ J.K. Rowling entlässt Dich in Dein weiteres (Familien)-Leben außerhalb der Mauern von Hogwarts und dem kleinen Zimmer unterhalb der Treppe der Dursleys. Du hast es geschafft, viele Menschen (ob groß, ob klein) in Deinen Bann zu ziehen und uns viele unvergessliche Kinoabende zu schenken. Dafür danke ich Dir und wünsche Dir einen Platz in der Geschichte des Kinos und der Literatur gleichermaßen, der diesen Verdienst gebührend würdigt.

Alles Gute auch Deinen Darstellern, die sich nun neue Filmrollen suchen müssen, wünscht Dir

Dein
Markus Löhnert (Harry.Potter)

PS: Vielleicht werden die beiden anderen Filme, die in dieser Woche ins Kino kommen, im Sog des großen Finales momentan ein wenig untergehen – andererseits sind sie auch eine willkommene Alternative für jene, die sich (kaum zu glauben) nicht für Hogwarts interessieren. Da wäre zum Beispiel der deutsch-österreichische Thriller „Was du nicht siehst“ zu nennen, mit dem der Nachwuchsregisseur Wolfgang Fischer seinen ersten Langspielfilm über einen Urlaub, der zum Alptraum wird, präsentiert. Oder der italienische Film „Was will ich mehr“ über eine Frau (gespielt von Alba Rohrwacher), die sich in einen verheirateten Mann verliebt und sich bald in einem Strudel voller Leidenschaft wiederfindet, aus dem es für beide kaum einen Ausweg zu geben scheint.

PPS: wie es aussieht, werden sich unsere Wege von nun an trennen, denn ich werde bald meine wöchentliche Kolumne hier auf UNCUT an jemand anderen weitergeben. Nicht so wie Du habe ich elf, aber immerhin fast zwei Jahre, dafür aber (fast) jede Woche durchgehalten. Es war mir jedenfalls eine Ehre, soviel steht fest!
Der Autor
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Harry.Potter

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