Berlinale 2011
Die Berlinale-Jury 2011

Die Berlinale-Jury 2011

Die Jury der 61. Berlinale stellt sich vor. Doch Präsidentin Isabella Rossellini steht nicht so sehr im Mittelpunkt wie der leere Platz neben ihr.
Als sich die diesjährige Berlinale-Jury unter dem Vorsitz von „Blue Velvet“-Star Isabella Rossellini der internationalen Presse präsentierte, stand ein leerer Stuhl im Mittelpunkt. Denn der neben der australischen Produzentin Jan Chapman, Berlinale-Preisträgerin Nina Hoss, dem indischen Schauspieler und Filmemacher Aamir Khan, dem kanadischen Regisseur Guy Maddin und der britischen Kostümbildnerin Sandy Powell ist auch Jafar Panahi fixes Mitglied der Riege, die entscheidet, welche Wettbewerbsbeiträge mit goldenen und silbernen Statuetten bedacht werden, obwohl – oder gerade weil sein Erscheinen mehr als unwahrscheinlich ist. Denn der iranische Regisseur, der bereits mit zahlreichen internationalen Auszeichnungen (geehrt wurde, sitzt in seiner Heimat im Gefängnis, seit er Anfang März letzten Jahres verhaftet und vor wenigen Wochen zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde. Zusätzlich wurde ein zwanzigjähriges Berufs- und einstweiliges Interview-Verbot verhängt. Der Grund: Man wirft dem 50–Jährigen vor, einen regimekritischen Film vorbereitet zu haben.

Mit der Entscheidung, an Panahi als offizielles Mitglied der Jury festzuhalten und Teile seiner bisherigen Arbeit ins Programm zu integrieren, spricht sich das renommierte Filmfestival klar für seine Unterstützung und im weiteren Sinn für Meinungs- und Redefreiheit in Kunst und Kultur aus.
Im Vergleich zu diesem brisanten Thema wirkte der Rest des Frage-Antwort-Spiels zwischen JournalistInnen und Jury wie ein gemütlicher Smalltalk. Auf die Frage, warum denn Bollywood kaum auf internationalen Festspielen vertreten sei, antwortete Aamir Khan, dass man in seinem Land eigentlich gar kein besonderes Interesse habe, den Weltmarkt zu knacken. Rossellini beteuerte, der Job als Präsidentin mache sie mehr als stolz und sie freue sich auf die kommenden Tage – nicht zuletzt, weil Vorgängerin und Kollegin Tilda Swinton ihr per Mail versichert habe, sie werde in Berlin eine großartige Zeit erleben.

Die 22 Filme, die Rossellini, Hoss und Co in den nächsten Tagen zur Sichtung und Beurteilung bevorstehen, reichen von starbesetztem Thrill („Der große Crash - Margin Call“) über partnerschaftliche Problembehandlung („The Future“, „Kommt Regen, kommt Sonnenschein (Come Rain, Come Shine)“) bis hin zu culture crash („Nur für Personal!“). Ein spannender Wettbewerb darf also erwartet werden...
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