Vintage Views
Vintage Views: Swashbuckler

Vintage Views: Swashbuckler

Mäntel! Degen! Buckles! Swashes! Vintage Views stellt eine klassische Spielart des Abenteuerfilms vor! Haha!
Swashbuckler bezeichnet schon seit dem späten 16. Jahrhundert übermütige Männer, die nicht nur miteinander kämpfen, sondern dabei auch noch besonders viel Lärm machen. Klingt doch großartig! Wieviel treffender wirkt diese Bezeichnung als die übliche deutsche Entsprechung „Mantel und Degen“.

Was braucht ein Swashbuckler? Einen charismatischen Helden, der sich wagemutig in den Kampf wirft. Oft steht er im Konflikt mit der staatlichen Obrigkeit. Irgendwann läuft es aufs Fechten hinaus – dieser Punkt ist wirklich unabdingbar. Abseits der Schwerter und Stunts ist aber auch etwas anderes notwendig: Frechheit, Esprit, Witz. Sich aus jeder Zwickmühle rausdenken zu können, mit einem flotten Spruch auf den Lippen. „The Secret of Monkey Island“, das berühmte Computerspiel, hat das am besten auf den Punkt gebracht: „Dein Verstand muss so scharf sein wie dein Schwert.“ Der Swashbuckler wird zur Symbiose von Geist und Körper, Gedanken und Aktion. Alles, was vorstellbar ist, ist auch erreichbar und dieses Selbstvertrauen gibt dem Helden nicht nur die Kraft, alle Hindernisse zu überwinden, es sichert ihm auch die Faszination des Publikums.

Swashbuckler haben im Film eine lange Tradition. Ihr erster großer Vertreter war Douglas Fairbanks, der in den Stummfilmen der 20er Jahre Stoffe für das Kino aufgriff und ikonische Figuren schuf und beeindruckende Stunts inszenierte, von denen Abenteuerfilme bis heute zehren.

Das goldene Zeitalter der Swashbuckler sind aber die 30er und 40er Jahre, mit ihrem König Errol Flynn. Sein Name ist bis heute untrennbar mit Robin Hood verbunden. In „Die Abenteuer des Robin Hood“ strahlt er einen untrüglichen Sinn für Gerechtigkeit und die Kraft, alles zum Guten richten zu können, aus. Das charakterisiert viele Swashbuckler dieser Zeit – es ist nicht Naivität, wenn man Recht hat. Tugend und Reinheit des Herzens triumphiert über Eigennutz und Gier.

Während Robin Hood ein Rückgriff auf einen mythischen Helden ist, hat Zorro seine Wurzeln in der Schundliteratur. Das teilt er mit den frühen Superhelden der Comics und tatsächlich ist er selbst ein großer Einfluss auf diese neue Klasse von Figuren gewesen. Batman hat explizit viel von Zorro geerbt, der sich als reicher Playboy gibt, dabei aber heimlich maskiert gegen das Verbrechen kämpft. Seit Frank Millers Neuordnung der Batman-Backstory in den 80er Jahren ist die Version von „Im Zeichen des Zorro“ mit Tyrone Power nun auch offiziell jener Film, der den kleinen Bruce Wayne zum Heldentum animiert.

Mit den 50er Jahren endeten die großen Filme unironisch erzählter Swashbuckler. Die Abenteuer des Kalten Kriegs spielten sich zunehmend in den Arenen der Science-Fiction oder Geheimagenten ab. Weitergelebt haben sie in der Parodie, wie der großen Komödie „Der Hofnarr“ (1955).
Richard Lesters „Die drei Musketiere“ von 1973 vermittelt, wie sich das Genre transformierte, um vor einem moderneren Publikum zu bestehen, welches für die simpel gestrickten Helden der Vergangenheit keinen Sinn mehr hatte. Mit viel Humor und kluger Selbstreflexion der eigenen Klischees gegenüber, gewinnen die Helden ganz neue Seiten – dann kauft man ihnen auch wieder ihre alten Qualitäten ab. Als charmantes Beispiel dafür sei Interessierten auch Rob Reiners „Die Braut des Prinzen“ (1987) ans Herz gelegt.

Jüngst hielten vor allem die „Fluch der Karibik“-Filme das Banner der Swashbuckler hoch. Wir sind gespannt, was etwa die neuen „Musketiere“ nächstes Jahr (Die drei Musketiere) mit Christoph Waltz als Schurken bringen werden.
Senad Halilbasic & Sebastian Rieger


Forum

  • Buckles! Swashes!

    Aber was sind denn jetzt Buckles und Swashes? Ich fand dazu jetzt nicht wirklich eine sinnvolle Übersetzung.
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    15.12.2010, 10:08 Uhr
    • Ich habe gehofft, dass jemand fragt!

      Ein Buckler ist ein kleiner Faustschild, den man beim Schwertkampf zur Verteidigung getragen hat. Swash ist einfach eine lautmalerische Bezeichnung für das Sausen und Krachen der Schwerter.
      Um 1600 haben junge Männer sich nicht nur viel auf der Straße duelliert, die besonders ungestümen haben auch mit ihren Schwertern auf die Schilde getrommelt und gegröhlt. :)
      Swashbuckler (bei Shakespeare einmal als "Swingbuckler") zieht die beiden Wörter zusammen und hat ihre Bedeutung im Laufe der Zeit leicht abgeändert.

      Im Englischen hört man manchmal Phrasen wie "Buckle your Swashes!", das ist eigentlich Nonsens, aber es klingt ganz witzig.
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      15.12.2010, 11:15 Uhr