Viennale
Viennale '10: Halbzeit

Viennale '10: Halbzeit

Nach einer Woche auf der Viennale ist es an der Zeit, eine kurze Zwischenbilanz zu ziehen.
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von (UNCUT)
Berlin und Cannes waren in den letzten Jahren die Schwerpunkte der Festivaberichterstattung von Uncut. Heuer mischt sich erstmals die Viennale mit ins Programm. Und hier trifft man durchaus alte Bekannte. Immerhin setzt sich das Programm der Viennale zu einem Großteil aus einer Zweitvermarktung der drei großen A-Festival Berlin, Cannes und Venedig zusammen. The Best of the Best sozusagen. Für Filminteressierte also DIE Möglichkeit voll in das Medium Film einzutauchen. Voriges Jahr schaffte ich es ja leider nur auf einen Viennale-Film, das sollte aber heuer, erstmal mit einer Akkreditierung für Uncut, leicht zu toppen sein. Bisher standen zwölf Filme auf meinem Programm und mit dem heutigen „Headshots“ wären es dann 13 für die erste Hälfte. Das erste Resümee ist durchwegs positiv. Aber hier erst einmal die Auflistung die in in vier Bereiche unterteile:

The Crazys:
Unter den schrägen und verrückten Filmen, und derer gab es einige, fanden sich bisher die besten Filme, allen voran der Film „Mad Circus - Eine Ballade von Liebe und Tod“ des Spaniers Alex de la Iglesia. Eine wirklich irre Geschichte, die im spanischen Bürgerkrieg beginnt und in den 70er Jahren mit einem gigantischen Showdown zwischen einem lustigen und einen traurigen Clown endet. Ebenso irre ist natürlich die Grindhouse-Geschichte „Machete“ von Robert Rodriguez. Senad sah den Film in der Premiere um halb zwei in der Nacht und konnte sich über eine besonders ausgelassene Stimmung im Saal freuen. Nicht ganz so turbulent ging es bei der Wiederholungsvorstellung zu, die ich gesehen habe, der Film war aber natürlich dennoch ein Trash-Feuerwerk sonder gleichen. Ein Feuerwerk fürs Auge gab es beim Film „Kaboom“ von Gregg Araki, einer knallbunte Geschichte über einen jungen Mann auf der Kippe zum Erwachsenwerden. Der total überdrehte Film mit einem noch überdrehteren Ende war natürlich nicht jedermanns Sache, aber unterhaltsam war der Film auf alle Fälle. Genau das Gegenteil von bunt und lustig war der Film „Essential Killing“ mit Vincent Gallo. Dieser ist darin 83 Minuten lang auf der Flucht, und das ohne auch nur ein einziges Wort zu sprechen. Run, Vincent Run. Zu dem Film gab es geteilte Meinungen, ich würde ihn aber schon auf die Empfehlungs-Liste setzen.

Mehr oder weniger lustig:
Von François Ozon kommt der Streifen „Das Schmuckstück“, in dem sich Catherine Deneuve in den 70er Jahren emanzipiert und ihrem Ehemann den Job als Firmenchef streitig macht. Eine unterhaltsame Komödie im bunten 70er-Jahre-Style. Düster und regnerisch geht es hingegen im Film „Cold Weather“ zu. Der Film ist zwar eigentlich eine Kriminalgeschichte, hat aber auch einige gelungene Gags aufzuweisen, und zählt auch zu meinen Viennale-Favoriten. Mehr wenig als mehr zu lachen gibt es im Film „Life During Wartime“. Ganz OK der Film, aber mehr auch nicht.

Naja:
Man kann mir nicht vorhalten, ich hätte es nicht versucht: Für den Cannes-Gewinner „Uncle Boonmee Who Can Recall His Past Lives“ bin ich extra früher nach Wien gefahren und dann, als ich versehentlich im falschen Kino war, mit dem Taxi durch die Stadt gedüst, um den Film noch zu sehen. Aber so ganz meins ist der Streifen nicht. Sehr ruhig, für mich eher zu ruhig. Auch nach langem Nachdenken konnte ich keinen richtigen Bezug zum Film herstellen, und fühlte mich irgendwie an die Vorstellung von „Soi Cowboy“ erinnert, bei der Leander Caine neben mir genüsslich ins Reich der Träume entschwand. Auch nicht ganz mein Fall war der Western „Meek's Cutoff“, der absichtlich im uralt-4:3-Format daherkam. Heutzutage im Kino schon eine Seltenheit. Der Film war aber gut gespielt und hatte auch durchaus schöne Aufnahmen anzubieten, konnte mich aber nicht gänzlich überzeugen. Vielleicht auch, weil es einer der vielen Filme hier auf der Viennale war, der ein „sehr“ offenes Ende hatte. Das finde ich zwar meist nicht schlecht, kann manchmal aber auch ein wenig übers Ziel hinausgeschossen sein. Aber zurück zur Naja-Liste: Das Schlusslicht dieser stellt der Film „Road to Nowhere“ dar. Beginnt schlecht, bessert sich dann zwar, führt dann aber eigentlich wie der Titel schon sagt zu nichts. Also eigentlich auch sehr konsequent.

Dokumentation:
Auch zwei Dokumentationen befanden sich auf meinem Programm. Nämlich die in Berlin uraufgeführte Dokumentation „Exit Through the Gift Shop“ über den Street-Art-Künstler Banksy, beziehungsweise eigentlich über den Regisseur, der einen Film über ihn drehen will. Wie erwartet, sehr gut. Gut und auch recht informativ war die Doku „American Grindhouse“, in der unzählige Trash-Meisterwerke der amerikanischen Kinogeschichte besprochen wurden. Schließen möchte ich also diese Aufzählung mit einem Kommentar aus eben jenem Film, in dem festgestellt wird, dass „Die Passion Christi“ der einzig wahre legitime Nachfahre der Grindhouse-Filme ist ;)

Soviel also zum bisher gesehenen, mehr zum Film „Headshots“ der heute auf dem Programm steht gibt es dann in den nächsten Tagen.
Der Autor
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