Sarajevo Film Festival - Tag 5

Heute ging es, noch früher als sonst, zum ersten Wettbewerbsscreening des Tages: Die ungarisch-deutsche-britische Koproduktion „Bibliothèque Pascal“ begann vielversprechend, war jedoch nach 111 langen und großteils langweiligen Filmminuten eine Enttäuschung. Dies war also bereits der vierte Wettbewerbs-unwürdige Beitrag und langsam musste man sich die Frage stellen, an wen nun die Preise der Jury gehen sollen. Schließlich kam gleich daraufhin „Jasmina“. Die bosnisch-kroatische Koproduktion über die Beziehung zwischen einem Baby und einem Alkoholiker, der plötzlich damit konfrontiert ist ein (Flüchtlings)kind aufziehen zu müssen, war herzerwärmend und eine intelligente und angenehme Abwechslung zum sonst eher düsteren Programm. Neben der Tatsache, dass es sich bei „Jasmina“ um einen ausgezeichneten Film handelt, ist dies ein Mitgrund, warum ich der Tragikkomödie große Chancen auf das Herz Sarajevos, den Hauptpreis de Festivals, ausrechne. Feel-Good-Movies mit einer Prise Tragik findet man selten auf Festivals und wenn sie richtig gut sind, sind auch die Juroren oft dankbar.

Nachmittags konnte ich mir nicht verkneifen, einen weiteren Film von Bruno Dumont anzuschauen. Diesmal stand „L’Humanité“ am Programm, der zwar leider nicht an die anderen beiden bisher gesehenen Dramen des Tribut-Programms herankommen konnte, aber trotzdem ein sehenswerter (und Dumont-typischer) Film ist.

Ähnliche Gefühle wie bei „Jasmina“ wurden einem durch das abendliche Open-Air-Screening vermittelt: Nach dem depressiven und negativen Sozialdrama „L’Humanité“ war Woody Allens neue (Beziehungs)komödie „Ich sehe den Mann deiner Träume“ eine angenehme Weise den Abend ausklingen zu lassen. Zwar ist dies sicherlich nicht sein bester Film, aber durchaus sehenswert. Im VIP-Bereich sitzend hatte ich die Ehre, den Film quasi gemeinsam mit zwei Schauspielern des Films, Gemma Jones und Ewen Bremner, anzusehen. Die beiden wurden nach dem Screening auch auf die Bühne gebeten und bekamen tobenden Applaus vom Festivalpublikum.

Tag 5 war ein filmreicher Tag, der deutlich mehr Qualität zu bieten hatte als die meisten bisherigen Screenings.