Caines Corner
Caines Corner: Oscars

Caines Corner: Oscars

Leander Caine wirft einen Blick auf die diesjährige Oscarverleihung.
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von (LeanderCaine)
Unter der neuen Führung der Academy Awards gab es ein Ziel: Noch mehr Entertainment um jüngere Schichten zu erreichen. Steve Martin und Alec Baldwin mussten offensichtlich diese Herausforderung bewältigen. Die Gags waren „okay“ - richtig gut habe ich das Video mit dem „Paranormal Activity“-Beitrag gefunden, wo beide im gleichen Bett übernachtet haben und dieses mit einer Kamera festgehalten wurde ;-)

Penelope Cruz bringt den Österreichern Glück - nach Stefan Rutzowitzky für „Die Fälscher“ übergibt sie den Goldmann mit voller Freude Christoph Waltz. Wie wäre die Preisverleihung ausgegangen, wenn sie auch die beste Kamera und den besten ausländischen Film angekündigt hätte?

In Memoriam John Hughes (1950 bis 2009) kündigten „Ferris“ (Matthew Broderick) und „Pretty in Pink“ (Molly Ringwald) an. Nach einer kurzen Trailershow seiner größten Hits sprach auch „Kevin“ (Macaulay Culkin) einige Worte: „John Hughes hat Kinder und Teenager mit ihren Problemen immer ernst genommen.“ Kurz danach gab es die Verabschiedung aller verstorbenen Künstler des letzten Kinojahres - einzig Farrah Fawcett wurde offensichtlich vergessen!

Ben Stiller im Navi- bzw. „Avatar“-Kostüm beeindruckte mehr optisch als komödientechnisch - also genau so wie der dazugehörige Film.

Jeff Bridges hatte keine Lust auf ein ähnliches Schicksal wie Lauren Bacall um in der Pension einen Governors Award zu bekommen und freute sich unbeschreiblich über die Auszeichnung - er liebt das Showbiz! Und das Showbiz liebt ihn!

Kann mir bitte aber bitte jemand erklären, warum „In ihren Augen“ aus Argentinien den Auslandsoscar gewonnen hat?

Die Heldin der letzten 2 Tage war aber eindeutig Sandra Bullock - zuerst holt sich die goldene Himbeere für die mieseste Darstellung des Jahres persönlich ab und gewinnt kurz danach die wichtigste Filmauszeichnung der Welt - genial!

Im Jahre 1943 wurden das letzte Mal 10 Filme in der Kategorie bester Film nominiert - „Casablanca“ hat seinerzeit gewonnen. Heuer hat man erkannt, dass die in dieser Kategorie nominierten Filme einfach mehr Umsatz machen und sich an die Vergangenheit orientiert. Habe mich sehr gefreut, dass ich mich geirrt habe und nicht „Avatar“ der große Sieger des Abends wurde, sondern dass „Tödliches Kommando - The Hurt Locker“ in 6 Kategorien gewonnen hat. Am Frauenwelttag gewinnt zum ersten Mal eine Frau namens Kathryn Bigelow mit einem schwierigen Thema die beste Regie - was für ein Zeichen!
Der Autor
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LeanderCaine


Forum

  • Oder...

    Es ist gut möglich dass sich "Das weisse Band" und "Un prophète" gegenseitig ausgeschaltet haben. Oder man wollte einfach nicht dass Österreich schon wieder gewinnt. Wenn man die Liste der Gewinner der letzten Jahre anschaut, kann man sehen dass jedes Jhr ein anderes Land gewinnt. Seit 2000 haben lediglich Deutschland und Spanien mehr als einmal gewonnen (je zweimal). Auch ich gebe gewisse Tipps so ab: Wenn ich mich zwischen zwei Filmen nicht entscheiden kann, schaue ich erst mal ob und was die Filme im Vorfeld schon geonnen haben. Wenn diese Preise etwas gleich hoch einzuschätzen sind, dann entscheid ich mich fast immer für denjenigen welcher weniger Oscars oder noch gar keinen gewonnen hat. Deshalb habe ich beispielsweise beim Original-Drehbuch dieses Jahr für Mark Boal ("The Hurt Locker") getippt und gegen Tarantino, weil ich einfach dachte die Academy gibt den Oscar im Zweifelsfall lieber an einen der noch nie (oder weniger oft) gewonnen hat. Ziemlich simple Theorie aber meine Erfahrung hat gezeigt dass sie oft genug aufgeht.
    10.03.2010, 13:32 Uhr
  • El secreto de sus ojos

    Alexander Horwath (Chef vom Filmmuseum Wien) meinte, dass er die Academy deshalb diesem Film den Auslandsoscar gegeben hat, weil er von den 5 Nominierten der am leichtesten konsumierbare ist. Das klingt gar nicht unlogisch, leider.
    Oscar ist und bleibt eben ein eher am Mainstream orientierter Preis...
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    09.03.2010, 13:49 Uhr
    • Ja, aber...

      ...damit hat der Herr Horwath schon recht. Allerdings hat das Phänomen Vote-Splitting sicherlich auch beigetragen. "Das Weiße Band" und "Un Prophete" waren die eindeutigen Favoriten. Dadurch dass beide (vermutlich) die Wählerstimmen spalteten, war der argentinische Beitrag letztendlich der, mit mehr Stimmen (selbes vermute ich letztes Jahr: "Waltz with Bashir" und "Entre les Murs" liefern sich ein Kopf-An-Kopf rennen, der unbekannte japanische Film "Departures" gewinnt).
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      09.03.2010, 14:23 Uhr
    • das geheimnis...

      ...der oscar-vergabe werden auch wir nicht vollständig ergründen. ob vote-splitting (präferenz-system? das gab's voriges jahr aber nicht) zum secreto-sieg beigetragen hat oder nicht: tatsache ist, dass von den etwa 600 stimmberechtigten (eh schon ein kleines sample) nur diejenigen zur wahl zugelassen sind, die alle nominierten fremdsprachen-filme nachweislich auf der großen kinoleinwand gesehen haben, und dass hauptsächlich ältere leute (mit potenziell konservativerem geschmack) die zeit dafür erübrigen können. damit genügen dann schon an die 100 stimmen für einen sieg...
      vielleicht sollten mal diese vergabe-regeln überdacht werden.

      "mainstream": klar, insbesondere bei den tatsächlichen gewinnern. konträr dazu aber die vielen politisch/kritisch angehauchten nominierten: filme wie ellsbergs pentagon papers, oder über den spießrutenlauf einer politischen kampagne; the door, the cove, logorama (als holzhammer-kritik) etc. - solche filme schon allein zur wahl zu stellen ist erstaunlich genug, und ein grund zur freude!
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      09.03.2010, 20:44 Uhr